LBH: Leipziger Blaue Hefte 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2 Proceedings zum 12. Leipziger Tierärztekongress, 18. – 20. Januar 2024 Prof. Dr. K. Lohmann Prof. Dr. I. Vervuert Albrecht-Daniel-Thaer-Institut e.V., Universität Leipzig Prof. Dr. Uwe Truyen Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen, Universität Leipzig Editoren: Dr. Reiko Rackwitz Facheditoren dieses Bandes: Prof. Dr. W. Brehm Prof. Dr. H. Sieme Redaktionsleitung: Dr. Reiko Rackwitz, Albrecht-Daniel-Thaer-Institut für Agrar- und Veterinärwissenschaften e.V., Universität Leipzig An den Tierkliniken 7, 04103 Leipzig blaue-hefte@uni-leipzig.de; https://www.vetmed.uni-leipzig.de/fakultaet/leipziger-blaue-hefte/ Layout: Dr. Reiko Rackwitz Das Copyright der Manuskripte liegt bei den Autoren. Zitation dieses Bandes: Rackwitz R, Truyen U (Hrsg): LBH: 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2 Leipzig, 2024

Inhaltsverzeichnis Pferd Verstoß gegen Tierschutzgesetz und Arzneimittelgesetz durch Tiereigentümer, Paramediziner, Tierarzt – Fallstudie ......................................................................................................................................... 8 Ilka Emmerich Arzneimittelanwendung und -abgabe bei Equiden ..................................................................................... 11 Antonia Ziegler Rechtliche Grundlagen der Tötung von Heim- und Nutztieren.................................................................. 13 Anne Schmidt Das Pferd als landwirtschaftliches Nutztier im Spiegel der gesetzlichen Regelungen ........................... 14 Kai Bemmann Neues im Zusammenhang mit der Identifikation und Kennzeichnung von Equiden............................... 15 Michael Köhler GOT-Novelle 2022 - die aktuelle Rechtslage aus Sicht eines Juristen ..................................................... 16 Kai Bemmann GOT-Novelle 2022 - die aktuelle Rechtslage aus Sicht eines Tierarztes .................................................. 17 Kai Kreling Diagnostische Anästhesien an der Vordergliedmaße des Pferdes ........................................................... 18 Doreen Scharner Ausgewählte Erkrankungen im Bereich der Schulter des Pferdes ........................................................... 20 Doreen Scharner Ausgewählte Erkrankungen im Bereich des Ellbogengelenkes des Pferdes .......................................... 22 Antonia Troillet Ausgewählte Erkrankungen im Bereich des Karpus des Pferdes ............................................................. 25 Susanne Pauline Roth, Walter Brehm Ausgewählte Erkrankungen im Bereich des Metakarpus des Pferdes ..................................................... 28 Simone Della Tommasa Ausgewählte Erkrankungen im Bereich der Zehe des Pferdes ................................................................. 31 Simone Della Tommasa Pferde sind Freunde auf Zeit ........................................................................................................................ 34 Peter Kunzmamm Kopf oder Zahl? – Statistik der Pferdeschlachtung .................................................................................... 35 Michael Holler Schlachtpferdetransporte – noch immer ein Problem? ............................................................................. 37 Alexander Rabitsch Das Freibergerjungpferd: Von der Körung bis zur Schlachtung ............................................................... 40 Peter Jakob, Emlie Beuret, Melissa Rämy Der arzneimittelrechtliche Spagat zwischen Schlacht- und Hobbypferd – Das dicke Ende kommt zum Schluss ................................................................................................................................................... 42 Ilka Emmerich Hoftötung und Ausschlachtung von Nutztierpferden sowie Tötung von Heimtierpferden im Kleinschlachtbetrieb ...................................................................................................................................... 45 Peter Jakob, Damian Signer 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2 3

Pferdefleisch: Falsche Vorurteile und echte Fälschungen ......................................................................... 46 Isabelle D.M. Gangnat COB, Asthma, EMPF und Co. – auf der Suche nach der richtigen Diagnose für das chronisch lungenkranke Pferd ........................................................................................................................................ 48 Katja Roscher Spülproben aus der Lunge, eine wahre Fundgrube .................................................................................... 53 Heike Kühn, Bianca Schwarz Bedeutung der bakteriologischen und mykologischen Rauhfutteruntersuchungen ............................... 56 Wieland Schrödl Einstreu und die Komponenten des Staubes .............................................................................................. 58 Conny Herholz, Sonia Holzer, Léa Wicki, Alexander Burren und Jan Kocher Heubedampfen, was gibt es Neues? ............................................................................................................ 62 Lydia Kummer Wenn das Management alleine nicht ausreicht – Neues und Altbewährtes in der Therapie von Lungenerkrankungen ..................................................................................................................................... 66 Katja Roscher Gegen Husten ist (k)ein Kraut gewachsen? ................................................................................................. 70 Lisa Wahl, Ingrid Vervuert Einmal im Jahr 2.0 – Die jährliche Zahnkontrolle ........................................................................................ 74 Frank Schellenberger Der Zahn muss raus!?! - Praktische Entscheidungshilfen ......................................................................... 77 Carsten Vogt Röntgenbilder als Entscheidungshilfe – von einfach bis schwer .............................................................. 79 Julia Offhaus, Kerstin Gerlach Wenn es ganz schwierig wird: CT, MRT und Szintigraphie bei Zahnerkrankungen ................................. 82 Kerstin Gerlach, Anna Pelli Der Zahn ist raus – und nun? ........................................................................................................................ 85 Carsten Vogt Dentogene Sinusitis beim Pferd: Wann reicht die Zahnextraktion & wann ist mehr zu tun? .................. 87 Astrid Bienert-Zeit Sinusitis ist nicht gleich Sinusitis: Abszesse, Sinuszysten und PEH im CT ............................................ 89 Dagmar Berner Mykose und Sinusitis - wie passt das zusammen? ..................................................................................... 91 Antonia Troillet Umfangsvermehrungen am Kopf des Pferdes: Zysten von Zahn und Knochen ...................................... 93 Astrid Bienert-Zeit Fallbeispiele, Hilfestellung für die Praxis ..................................................................................................... 95 Carsten Vogt Fallbeispiele, Hilfestellung für die Praxis ..................................................................................................... 96 Frank Schellenberger Wenn´s nicht läuft mit den Sinusitiden beim Pferd - Was tun bei Komplikationen?................................ 97 Astrid Bienert-Zeit Auskultationsbefund am Herzen – Diagnostik und Entscheidungsfindung in der Praxis ....................... 99 Heidrun Gehlen

Use of suprelorin in horses ......................................................................................................................... 150 Christine Aurich, Camille Gautier, Martim Kaps Recipient factors influencing the efficiency of a commercial equine embryo transfer program .......... 153 Miguel Blanco, Rocío Vicioso, Ioana Popa, Martina Sardo, Karoline Koether, Harald Sieme Thoracic compression to reduce twins post-fixation ............................................................................... 155 Bart Leemans, Anthony Claes, L. Arnold, Tom Stout Current status of cloning in horses ............................................................................................................ 157 Carlos R. F. Pinto Success rates in a clinical equine in vitro embryo production program ................................................ 160 Anthony Claes, Tom AE Stout Using an understanding of causes of pregnancy loss to inform clinical management ......................... 162 Mandi de Mestre Immune-Mediated Biomarkers for Ascending Placentitis ........................................................................ 163 Carleigh E. Fedorka, Mats H.T. Troedsson The challenge of medicating the pregnant mare ....................................................................................... 166 Jutta Sielhorst, Harald Sieme Perineal Surgery – Caslick’s and beyond? ................................................................................................ 170 Claus P. Bartmann

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Verstoß gegen Tierschutzgesetz und Arzneimittelgesetz durch Tiereigentümer, Paramediziner, Tierarzt – Fallstudie Ilka Emmerich VETIDATA, Institut für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig Behandlungsfreiheit bei Tieren Grundsätzlich darf jeder in Deutschland Tiere behandeln. Allerdings wird dieses Recht durch verschiedene Regelungen aus unterschiedlichen Rechtsbereichen eingeschränkt. An folgendem Fall soll die Rechtslage erörtert werden: morgens Auffinden eines Pferdes liegend auf der Weide mit Hautabschürfungen an den Hintergliedmaßen. Nach Auftreiben wird das „in sich gekehrte“ Pferd geführt. nachmittags Koliksymptome in Form von Umschauen zum Bauch, Inappetenz 15:30 Uhr 22:40 Uhr 23:00 Uhr 0:45 – 2:15 Uhr Folgetag Verabreichung von ColoSan, Lösung zum Eingeben für Tiere durch Besitzerin Wälzen des Tieres, hinzugezogene Tierheilpraktikerin stellt abwesende Darmgeräusche und bei rektaler Untersuchung keinen Kot in der Ampulle fest. Bei intravenöser Verabreichung von Metapyrin 500 mg/ml Injektionslösung und Ringerlösung (3 Liter) über eine Flexüle geht das Pferd mehrfach nieder und reißt sich die Flexüle heraus. Überweisungsgesuch der Tierheilpraktikerin für das Pferd in die ‚Chirurgische Abteilung‘ der Klinik für Pferde. Da momentan keine weiteren chirurgischen Notfälle aufgenommen werden können, und das Tier die Fahrt bis zur nächsten Notfallklinik laut Aussage der Tierheilpraktikerin nicht überleben würde, ist die Tierhalterin zunächst mit der Aufnahme in die ‚Internistische Abteilung‘ der Klinik für Pferde einverstanden. Diagnose der Aufnahmeuntersuchung: weit fortgeschrittener Dünndarmverschluss mit schlechter Prognose auch bei chirurgischer Intervention Operativer Behandlungsversuch auf Wunsch der Tierhalterin. Bei der Operation wird eine Einklemmung von insgesamt acht Meter Jejunum und Ileum in zwei Lipome festgestellt. Der Darm befindet sich bereits im Stadium einer fortgeschrittenen Autolyse (schwarzgrün, pergamentartige Wand) und es liegen Anzeichen einer Durchwanderungsperitonitis vor. Dieser Befund weist darauf hin, dass zum Zeitpunkt der Operation das Tier bereits mindestens 12 Stunden erkrankt gewesen sein musste. Euthanasie des Pferdes nach telefonischer Befundmitteilung an die Besitzerin und deren Zustimmung. Einschränkung der Behandlungsfreiheit bei Tieren durch tierschutzrechtliche Bestimmungen Da Niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf (§ 1 Tierschutzgesetz, TierSchG), dürfen schmerzhafte Eingriffe bei Wirbeltieren grundsätzlich nicht ohne Betäubung vorgenommen werden (§ 5 TierSchG). Eine Betäubung bei einem schmerzhaften Eingriff ist nicht erforderlich, wenn bei vergleichbaren Eingriffen am Menschen eine Betäubung in der Regel unterbleibt, der mit dem Eingriff verbundene Schmerz geringfügiger als die mit einer Betäubung verbundene Beeinträchtigung des Befindens des Tieres ist oder wenn die Betäubung im Einzelfall nach tierärztlichem Urteil nicht durchführbar erscheint. Des Weiteren lässt das TierSchG für bestimmte zootechnische Eingriffe weitere Ausnahmen von der grundsätzlichen Betäubungspflicht bei landwirtschaftlichen Nutztieren zu. Die Betäubung warmblütiger Wirbeltiere sowie von Amphibien und Reptilien ist von einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzunehmen. Bezogen auf den Fall: Person, die nicht Tierärztin ist: Zufügen von Schmerzen, Leiden und Schäden ohne vernünftigen Grund durch schuldhaft verzögerte Zuführung des Pferdes zu einer tierärztlichen Betreuung 8 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Resorption an der Verabreichungsstelle leicht wieder in die Ausgangsverbindung zurückgeführt werden, an alle Lebensmittelliefernden Tiere mit Ausnahme der Masttiere, für die ein generelles Anwendungsverbot besteht, nur bei Fruchtbarkeitsstörungen bei Einzeltieren oder zum Abbruch einer unerwünschten Trächtigkeit nur durch den Tierarzt verabreicht werden. Des Weiteren kann ein Tierarztvorbehalt auch aus den Angaben der Fachinformation resultieren. So heißt es beispielsweise bei ‚T 61 Injektionslösung‘ unter „Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung beim Tier: Nur zur Anwendung durch Tierärzte“. Auch bei Tilmicosin haltigen Injektionslösungen steht unter „Besondere Vorsichtsmaßnahmen für den Anwender: Dieses Arzneimittel darf/sollte nur von einem Tierarzt verabreicht werden.“ Literatur 1. Tierschutzgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 18. Mai 2006 (BGBl. I S. 1206, 1313), das zuletzt durch Artikel 2 Absatz 20 des Gesetzes vom 20. Dezember 2022 (BGBl. I S. 2752) geändert worden ist 2. Verordnung (EU) 2019/6 des europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2018 über Tierarzneimittel und 3. zur Aufhebung der Richtlinie 2001/82/EG Tierarzneimittelgesetz vom 27. September 2021 (BGBl. I S. 4530), das durch Artikel 1 des Gesetzes vom 21. Dezember 2022 (BGBl. I S. 2852) geändert worden ist 4. Betäubungsmittelgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 1. März 1994 (BGBl. I S. 358), das zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom 26. Juli 2023 (BGBl. 2023 I Nr. 204) geändert worden ist 5. Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung vom 20. Januar 1998 (BGBl. I S. 74, 80), die zuletzt durch Artikel 7d des 6. Gesetzes vom 19. Juli 2023 (BGBl. 2023 I Nr. 197) geändert worden ist Tierimpfstoff-Verordnung vom 24. Oktober 2006 (BGBl. I S. 2355), die zuletzt durch Artikel 3 der Verordnung vom 31. März 2020 (BGBl. I S. 752) geändert worden ist 7. Verordnung über Stoffe mit pharmakologischer Wirkung in der Fassung der Bekanntmachung vom 8. Juli 2009 (BGBl. I S. 1768), die durch Artikel 1 der Verordnung vom 2. Januar 2023 (BGBl. 2023 I Nr. 3) geändert worden ist Kontakt Dr. Ilka Emmerich; VETIDATA, Institut für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig emmerich@vetmed.uni-leipzig.de 10 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ zur Verfügung stehen, ist dieses grundsätzlich in Übereinstimmung mit den Zulassungsbedingungen anzuwenden. Dies schließt u. a. Tierart, Indikation, Dosierung, Applikation und Beachtung von Gegenanzeigen mit ein. Ob und wieviel Therapiefreiheit bei der Behandlung gegeben ist, hängt somit von den Formulierungen in den Fachinformationen ab. Formulierungen zur Dosierung wie „sollte“, „kann“ oder „es wird empfohlen“, erweitern den Spielraum bei der Wahl der Dosierung und somit ggf. auch die Wahl des Präparates. Gibt der Tierarzt/die Tierärztin ein verschreibungspflichtiges Tierarzneimittel an eine/n Pferdehalter/in ab, so muss eine Verschreibung ausgestellt werden. An diese Verschreibung muss sich der Pferdehalter/die Pferdehalterin halten. In dieser Verschreibung müssen zusätzlich zu den bereits bekannten Dokumentationen auf dem tierärztlichen Abgabebeleg für lebensmittelliefernde Pferde auch das Ausstellungsdatum, die Unterschrift oder eine gleichwertige elektronische Identifikation, die Wirkstoffe, die Darreichungsform und Stärke, die Wartezeit (auch wenn gleich Null) sowie Warnhinweise als auch Hinweise im Falle der Umwidmung, Prophylaxe oder Metaphylaxe aufgeführt werden. Diese Verschreibung muss bei der Abgabe eines Arzneimittels für alle Pferde, also unabhängig vom Schlachtstatus des Pferdes, ausgestellt werden und in der tierärztlichen Hausapotheke in elektronischer oder schriftlicher Form hinterlegt werden. Wird ein apothekenpflichtiges Tierarzneimittel an eine/n Tierhalter/in abgegeben, so ist nun die Ausstellung einer Behandlungsanweisung in schriftlicher oder elektronischer Form Pflicht. In der Behandlungsanweisung müssen Art, Zeitpunkt und Dauer der Anwendung aufgeführt sein. Wird das apothekenpflichtige Tierarzneimittel in einer öffentlichen oder Online-Apotheke durch den/die Tierhalter/in erworben, ohne dass eine Tierärztin oder ein Tierarzt beteiligt ist, entfällt die Pflicht der Behandlungsanweisung. Trotzdem muss sich der/die Tierhalter/in an die Angaben in der Fachinformation halten. Bei den Online-Apotheken ist darauf zu achten, dass diese mit einem Logo versehen sind. Auf diesem steht: „zur Überprüfung der Legalität dieser Website hier klicken“. Freiverkäufliche Tierarzneimittel kann der Tierhalter/die Tierhalterin auch in sogenannten Agrarfachhandlungen, Zoofachhandlungen o.ä. erwerben. Aber auch hier ist der/die Tierhalter/in verpflichtet, sich an die Gebrauchsanweisung in der Fachinformation zu halten. (PRP, IRAP, Im Rahmen der tierärztlichen Hausapotheke ist es ebenfalls erlaubt, Tierarzneimittel auf der Basis von Blut zuzubereiten Knochenmarksgewinnung, Eigenblutbehandlung, etc.). Eine Herstellungserlaubnis ist hierfür nicht erforderlich, solange kein industrieller Prozess durchlaufen wird und der Tierarzt/die Tierärztin dieses nur selbst anwendet und nicht an den Tierhalter/die Tierhalterin oder Dritte abgibt. Serumaugentropfen, Plasmagewinnung, Ein erhöhter Aufwand wird auf die Pferdepraxen und -kliniken ab 2026 zukommen, denn ab diesem Zeitpunkt wird die Verbrauchsmengenerfassung bei antimikrobiellen Tierarzneimitteln auf Pferde ausgeweitet. Eine wichtige aber oft vernachlässigte Pflicht im Praxisalltag ist der Blick in den Equidenpass. Erfolgt eine Anwendung oder Abgabe eines Arzneimittels, welches für Schlachtpferde verboten ist (z.B. Phenylbutazon, Pergolid, etc.), muss das Pferd im Equidenpass als nicht zur Schlachtung bestimmt eingetragen sein oder der Schlachtstatus muss geändert werden. Entgegen der öffentlich propagierten Meinung, ist eine Änderung des Schlachtstatus zum Nicht-Schlachtpferd nur in solch einem Fall zulässig. Eine Änderung des Schlachtstatus zum Nicht-Schlachtpferd aufgrund des Wunsches des Pferdebesitzers/der Pferdebesitzerin oder zur Reduzierung des eigenen Dokumentationsaufwandes ist nicht vorgesehen. Wird der Schlachtstatus des Pferdes geändert, besteht die Pflicht des Tierhalters dies bei der Equidenpass ausgebenden Stelle innerhalb von 30 Tagen zu melden. Die Equidenpass ausgebende Stelle pflegt die Änderung des Schlachtstatus dann in die zentrale Equidendatenbank im Herkunftssicherungs- und Informationssystem (HIT) ein. In der Equidendatenbank können sowohl Pferdehalter/innen als auch die Verwaltungsstellen Eintragungen und Abfragen bzgl. Transponder, Equidenpass, Todmeldungen, Halter- und Eigentümerwechsel vornehmen. Hier ist es den Tierärzten/innen ebenfalls möglich Arzneimittelbehandlungen bei Fohlen zu dokumentieren, wenn bei diesen noch kein Equidenpass vorliegt. In der Datenbank wird hierfür die Transpondernummer abgefragt, da im Rahmen der Arzneimittelbehandlung bei Fohlen das Setzen eines Transponders vorgeschrieben ist. Schlussendlich kommt auf den Tierarzt/die Tierärztin zunächst ein erhöhter Aufwand bezüglich der Dokumentation zu. Erfreulich dagegen ist die unkomplizierte und unbürokratische Beschaffung, von Tierarzneimitteln aus anderen EU-Mitgliedssaaten und Drittstaaten. 12 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Das Pferd als landwirtschaftliches Nutztier im Spiegel der gesetzlichen Regelungen Kai Bemmann Rechtsanwaltskanzlei Dr. Bemmann und Kollegen Zu diesem Vortrag wurde kein Manuskript eingereicht. 14 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ GOT-Novelle 2022 - die aktuelle Rechtslage aus Sicht eines Juristen Kai Bemmann Rechtsanwaltskanzlei Dr. Bemmann und Kollegen Zu diesem Vortrag wurde kein Manuskript eingereicht. 16 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Diagnostische Anästhesien an der Vordergliedmaße des Pferdes Doreen Scharner Klinik für Pferde, Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig Indikation und Kontraindikation Die Indikation von Leitungsanästhesien im Zusammenhang mit der Lahmheitsuntersuchung ist die Abklärung schmerzbedingter Lahmheiten. Kontraindikationen sind ein Fissur- oder Frakturverdacht, der bei jeder akuten Lahmheit hinterfragt werden muss, und entzündliche Veränderungen im Injektionsgebiet. Prinzipien Die Injektion des Lokalanästhetikums erfolgt perineural und führt zur Desensibilisierung der Region distal der Injektionsstelle. Als Lokalanästhetikum sind zwei Wirkstoffe, Lidocain und Mepivacain, für das Pferd zugelassen. Bei Verschwinden oder Verbesserung der Lahmheit ist die Lahmheitsursache in dieser Region zu suchen. Eine Verbesserung des Lahmheitsgrads um 70-80 % wird hierbei als ausreichend erachtet. Die Injektionen erfolgen von distal nach proximal. Die möglichen Anästhesien summieren sich zu ca. 33 Injektionen, was routinemäßig nicht sinnvoll erscheint (1). Im Folgenden werden für die Praxis praktikable Anästhesien beschrieben. Tiefe Palmarnervenanästhesie 2 (TPA 2) Bei der TPA 2 (middle digital nerve block) wird der N. digitalis palmaris lat./med. in der Mitte der Fesselbeuge betäubt. Der Nerv liegt subkutan am palmaren Rand des gut tastbaren Gefäß-Nervenbündels. Es werden 2 ml Lokalanästhetikum injiziert. Die Überprüfung der Anästhesie erfolgt am Ballen (desensibilisierte Hautregion). Wichtige betäubte Regionen sind Ballen, Lederhaut an Strahl und Sohle, seitliche Wandlederhaut, Bursa podotrochlearis, palmarer Anteil des Krongelenks, Hufbein bis auf den Proc. extensorius, Strahlbein, Kollateralbänder des Hufgelenks, Strahlbeinbänder, distaler Anteil der tiefen und oberflächlichen Beugesehne, distaler Anteil der Fesselbeugesehnenscheide. Uneinigkeit besteht darüber, ob das Hufgelenk und die dorsale Wandlederhaut vollständig desensibilisiert werden. Je nach Nervenverlauf ist eine Diffusion zum Ramus dorsalis möglich. Mittlere Palmarnervenanästhesie (MPA) Bei der MPA (apical sesamoidean nerve lock) wird der N. palmaris lat./med. in Höhe der Gleichbeinspitze betäubt. Der Nerv liegt subkutan am palmaren Rand des tastbaren Gefäß-Nervenbündels. Es werden 2-3 ml Lokalanästhetikum appliziert. Die Überprüfung der Anästhesie erfolgt in der Fesselbeuge und am dorsalen Kronsaum. Hierbei werden das Hufgelenk und die dorsale Wandlederhaut sicher desensibilisiert. Zu den bereits bei der TPA 2 desensibilisierten Strukturen werden die palmaren Anteile des Fesselgelenks, die Gleichbeinbänder sowie Fessel- und Kronbein betäubt. Die Gleichbeine sollten bei dieser Anästhesie nicht betäubt sein, da die Rami sesamoidales von den Palmarnerven bereits im Bereich des Röhrbeins abzweigen (2). Tiefe Vierpunktanästhesie Unter der tiefen Vierpunktanästhesie (low 4-point) wird die Kombination der mittleren Palmarnervenanästhesie mit der Anästhesie der Metakarpalnerven in Höhe des Griffelbeinknöpfchens verstanden. Durch diese Kombination der Anästhesien wird das Fesselgelenk vollständig betäubt. Die Anästhesie der Metakarpalnerven erfolgt mit 1,5 ml Lokalanästhetikum subkutan unterhalb der Griffelbeinknöpfchen. Der Nerv ist nicht tastbar. Anästhesie des Fesselträgerursprungs Der Fesselträgerursprung kann über eine Infiltrationsanästhesie, eine Anästhesie des Ramus profundus lateralis erfolgen (1,3). Die lateralis sowie eine Anästhesie des N. palmaris des N. palmaris 18 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Ausgewählte Erkrankungen im Bereich der Schulter des Pferdes Doreen Scharner Klinik für Pferde, Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig Zu den diagnostischen Möglichkeiten sind neben der klinischen Untersuchung Unter einer „Schulterlahmheit“ werden Bewegungsstörungen zusammengefasst, die von Erkrankungen aus dem Bereich der Schulter ausgehen. Hierzu gehören Erkrankungen der Knochen wie Frakturen von Skapula und Humerus, Erkrankungen des Schultergelenks (Osteochondrose, Osteoarthritis, Luxation), Erkrankungen von Schleimbeutel und Sehne (Bursitis intertubercularis, Tendopathie der Sehne des M. biceps brachii), Erkrankungen der Muskulatur (Myopathie) und Erkrankungen von Nerven (Lähmung des N. suprascapularis). inklusive der Lokalanästhesien das Röntgen, die Sonographie und in Ausnahmefällen die szintigraphische Untersuchung zu nennen. Der sonographischen Untersuchung kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, da nur hierdurch eine vermehrte Füllung von Gelenk und Schleimbeutel sowie frühzeitige Veränderungen im Sinne einer Osteoarthrose erkannt werden können. Klinische Untersuchung Schulterlahmheiten führen vorwiegend zu einer Hangbeinlahmheit, aber auch zu einem gemischten Lahmheitstyp. Die Stärke der Lahmheit kann von lahmfrei z. B. bei zystoiden Veränderungen bis hochgradig lahm z. B. bei Frakturen variieren. Dabei ist die Vorführphase der Gliedmaße verkürzt. Eine positive Beugeprobe von Schulter- und Ellbogengelenk kann hinweisend sein. Spezifischer ist der Retraktionstest. Auf eine Schulterproblematik hinweisend sind Schwellungen im Bereich der Schulter, aber auch Muskelatrophien in dieser Region. Frakturen Frakturen von Scapula und Humerus führen zu hochgradigen Lahmheiten mit zum Teil vollständiger Entlastung der Gliedmaße. Ursachen sind schwere Traumata oder durch hohe Geschwindigkeiten hervorgerufene Belastung beim Rennpferd (1, 2). Frakturen von Knochenfortsätzen bewirken eine weniger starke Lahmheit. Die Diagnose erfolgt vorzugsweise durch die röntgenologische Untersuchung. Schulterblattfrakturen können besser durch die sonographische Untersuchung diagnostiziert werden. Frakturen des Tuberculum supraglenoidale treten bevorzugt bei jungen Pferden auf. Bei einer konservativen Therapie bleibt infolge der Ausbildung einer Osteoarthrose meist eine Restlahmheit bestehen. Eine Fragmententfernung ist nur bei kleineren Knochenfragmenten angezeigt. Für die interne Fixation größerer Fragmente sind verschiedene Techniken beschrieben worden. Die besten Ergebnisse wurden durch das Anbringen von ein bis zwei LCP erzielt. Hierbei konnten vier von vier Pferden wieder genutzt werden (3). Luxation/Subluxation des Humerus Luxationen des Humerus treten sehr selten auf und können durch Stürze oder Tritte entstehen. Bei Luxationen zeigen die Tiere eine hochgradige Lahmheit. Der Humeruskopf kann lateral oder seltener kranial der Skapula palpiert werden. Die Prognose für eine Lahmfreiheit ist schlecht. Bei kleinen Rassen kann eine Reposition versucht werden. Diese erfolgt unter Allgemeinanästhesie so schnell wie möglich. Reluxation und Ausbildung einer Osteoarthrose sind möglich. Eine Alternative ist die Arthrodese des Schultergelenks. Fünf Miniaturpferde wurden auf diese Weise versorgt und konnten zur Zucht genutzt werden (4). Osteochondrose Die Osteochondrose des Schultergelenks ist im Verhältnis zur Osteochondrose anderer Gelenke eher selten. Am stärksten ist die kaudale Hälfte des Caput humeri betroffen, seltener die Incisura glenoidalis. Der Lahmheitsgrad kann von gering- bis mittelgradig variieren. Die Diagnose wird durch die röntgenologische Untersuchung gestellt. Zu den Befunden gehören Abflachung des Caput humeri, Konturveränderungen der Gelenkpfanne, Veränderungen am subchondralen Knochen wie Lyse, Sklerose und zystoide Defekte. In 20 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Ausgewählte Erkrankungen im Bereich des Ellbogengelenkes des Pferdes Antonia Troillet Klink für Pferde, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig Anatomie und Funktion Das Ellbogengelenk (Articulatio cubiti) ist beim Pferd seitlich am Rumpf fixiert ohne eine großzügige Lateralisierung zuzulassen. Dies ermöglicht es dem Flucht- und Lauftier Pferd seine Schrittlänge zu vergrößern und minimiert seitliche Ausschwenkbewegungen und Pronation. Die für das Fluchttier ausgerichtete Funktion einer schnellen Vorwärtsbewegung führte zur Rückbildung der Ulna und zum Verschmelzen des Radius- und Ulnaknochens. Der proximale Anteil der Ulna ist als Ansatz für Unter- und Oberarmmuskeln als prominenter Ansatz geblieben (1). Beim Pferd bildet das Ellbogengelenk ein Scharniergelenk aus mit einer ungeteilten Gelenkfläche wobei die proximale Ulna als kaudales Widerlager fungiert. Als distaler Ulnareduktionsanteil verbleibt der Proc. stylohyoideus laterales am distalen Radius noch erkennbar (2). Passive Stehvorrichtungen stabilisieren ermüdungsarmen Stehen durch Kehlzug und Scheiteldruck auf das Ellbogengelenk. Der Scheiteldruck wird durch den Tonus des M. triceps brachii ermöglicht während die laterale Klammerwirkung durch den sehnig durchsetzten M. extensor carpi ulnaris, M. flexor carpi ulnaris, und den oberflächlichen und tiefen Zehenbeugemuskel hervorgerufen wird. Der Kehlzug auf das Gelenk erfolgt durch die Zweiteilung der Sehne des M biceps brachii, der als Ellbogengelenksbeuger über die Einstrahlung in den Lacertus fibrosus auch als Feststeller des Karpalgelenkes Funktion ausübt. Im Bereich des Ellbogengelenks befinden sich zwei Schleimbeutel. Als konstant auftretende Bursa subtendinea musculus triceps brachii kann dieser Schleimbeutel lahmheitsverursachend klinische Relevanz haben. Die Bursa subcutanea olecrani ist inkonstant ausgebildet und entwickelt bei vermehrter Füllung die sogenannte Stollbeule aus. Mit seinen 3 Köpfen setzt der M. triceps brachii mit dem Caput longum, Caput mediale und Caput laterale am Olecranon an und wirkt als starker Ellbogengelenksstrecker. Zur Streckung trägt auch der M. anconeus bei, der die Fossa olecrani umrandet und lateral am Olecranon inseriert. Beide Muskeln werden von Ästen des N. radialis versorgt. Das Ellbogengelenk ist ein Wechselgelenk und wird durch die Art. humeroradialis, die Art. humeroulnaris und Art. radioulnaris zusammengesetzt. Durch die Position der Kollateralbänder exzentrisch vom Drehpunkt schnappt das Gelenk von einer labilen Mittelstellung in die Beuge- oder Streckstellung (1,2). Erkrankungen Das typische Erkrankungsbild vieler Ellbogenerkrankungen ist die sogenannte Kusshandstellung der Vordergliedmaße, gekennzeichnet durch ein permanent gebeugtes Ellbogengelenk bei gleichzeitiger Beugung des Karpus und einer nach kranial ausgerichteter Gliedmaße. Differentialdiagnostisch sind bei dieser Stellung Olecranonfrakturen, Humerusfrakturen, Radialisparesen aber auch septisches Gelenkerkrankungen in Betracht zu ziehen. Frakturen der Ulna und des Radius treten regelmäßig, insbesondere durch Trittverletzungen oder einen seitlichen Sturz auf. Fohlen und Jungtiere können nach heftigem Zug der Gliedmaße, Frakturen der Apophyse des Tuber olecrani ohne Gelenksbeteiligung entwickeln. Olecranonfrakturen werden einem Klassifikationssystem zugeordnet, wobei Typ 1a eine vollständige Separation der Apophyse bei sehr jungen Fohlen und Neonaten ohne Gelenkbeteiligung darstellt. Der am häufigsten beim Jungtier auftretende Typ 1b zeigt eine Frakturlinie ebenfalls durch die kaudale Apophyse jedoch propagiert die Linie nach cranial Richtung Gelenkspalt oder durchbricht die Kortikalis nicht-gelenksbeteiligend proximal des Proc. anconeus. Bei Typ 2 handelt es sich um eine transversal verlaufende Fraktur durch das Olecranon mit Gelenkbeteiligung während Typ 3 ebenfalls transversal durch den Corpus olecrani verlaufend ist, jedoch ohne Gelenkbeteiligung. Typ 4 sind Trümmerfrakturen. Typ 5 distale Ulnarfrakturen, meist schräg verlaufend mit marginaler Gelenkbeteiligung und am häufigsten bei Tieren älter als 1 Jahr auftretend. Entscheidend für die Therapieentscheidung und Prognose sind neben der Konfiguration der Fraktur auch mögliche Hautdefekte, die zu einer lokalen Einwanderung von Bakterien ins Operationsgebiet führen oder direkt zur Gelenkinfektion beitragen daher ist bei offenen Frakturen die Reduktion der Keimlast initial entscheidend. Lokale und systemische Antibiose und 22 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ typische, septische Veränderungen und die mikrobiologische Auswertung von Synovialpunktaten. Die Spülung und Reinigung der Wunde vor Ort und Antibiose sowie die chirurgische Versorgung und Gelenkspülung geben diesen Fällen eine grundsätzlich gute Prognose, diese ist jedoch abhängig von der Dauer der Infektion und Involvierung knöcherner Strukturen. Die Bursitis olecrani, auch Hygrom, Stollbeule oder Liegebeule genannt, gilt als traumatische Erkrankung der Bursa subcutanea olecrani ist heute deutlich weniger vorzufinden als noch zu Zeiten von Pferdefuhrwerken und Anbindehaltung. Die umgangssprachlichen Bezeichnungen bezieht sich auf das wiederholte Trauma durch Liegen auf hartem Boden und Anbringen von Stollen an den Hufeisen. Aber auch bei Trabpferden mit weit unter den Bauch geführten Hintergliedmaßen im Renntrab können sich wiederholende Irritationen dieses Schleimbeutels bilden. Neben den aseptischen Entzündungen sind durch Punktionswunden auch septische Bursitiden möglich. Die Behandlung zielt auf eine Unterbindung weiterer Reizungen, Entzündungshemmung und lokale Behandlungen ab. Chirurgische Behandlungen sind bei septischen Bursitiden oder zur Entfernung bei störenden, großen Umfangsvermehrungen induziert. Das Ellbogengelenk ist aufgrund der Bewegung als Schnappgelenk und den dadurch linearen Bewegungsablauf ohne Lateralbewegung und durch die proximale Position an der Gliedmaße weniger von chronischen Gelenküberbeanspruchungen betroffen und entwickelt dadurch vergleichsweise weniger degenerative Gelenkerkrankungen als Gelenke der distalen Gliedmaße. Singuläre, starke Traumata wie Luxationen, Gelenkinfektion, Frakturen mit Gelenkbeteiligung und subchondrale zystoide Defekte führen zu einem erhöhten Risiko eine Osteoarthritis zu entwickeln. Die Behandlungsoptionen sind wie für degenerative Gelenkerkrankungen allgemein intra-artikuläre Applikation von Orthobiologika, Kortikoiden oder anderen zugelassenen Gelenkpräparaten. Zumeist sind die Pferde nur unter Belastung lahm und können als Koppelpferd oder im Freizeitbereich noch genutzt werden. Literatur limitiert und beziehen sich auf die 1. Koch T, Berg R: Knochens des Unterarms. In: Koch T, Berg R., Herausgeber. Lehrbuch der Veterinär-Anatomie – Band I: Bewegungsapparat. 5. Aufl. Stuttgart: Gustav Fischer Verlag Jena; 1992. S. 92-96. 2. Budras KD, Röck S: 1. Kapitel: Schultergliedmaße. In: Budras, Röck., Herausgeber. Atlas der Anatomie des Pferdes, Lehrbuch für Tierärzte und Studierende. 3. Aufl. Hannover: Schlütersche GmbH&Co.KG; 1997. 3. Wilson DG, Riedesel E. Non-surgical management of ulnar fractures in the horse: A retrospective study of 43 cases. Vet Surg. 1986;14:283-286 4. Donecker JM, Bramlage LR, Gabel AA. Retrospective analysis of 29 fractures of the olecranon process of the equine ulna. J Am Vet Med Assoc. 1984;185:183-189 5. Denny HR, Barr ARS, Waterman A. Surgical treatment of fractures of the olecranon in the horse: A comparative review of 25 cases. Equine Vet J. 1987;19:319-325 6. Swor TM, Watkins JP, Bahr A et al. Results of plate fixation of type 1b olecranon fractures in 24 horses. Equine Vet J. 2003;35:670-675 7. Bertone A, McIlwraith C, Powers P et al. Subchondral osseous cystic lesions in the elbow of horses: conservative versus surgical treatment. J Am Vet Med Assoc. 1986;189:540-546 Kontakt Dr. Antonia Troillet; Klinik für Pferde, Universität Leipzig troillet@vetmed.uni-leipzig.de 24 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Erkrankungen des Karpus resultieren beim Rennpferd häufig aus stressbedingten Ermüdungsschäden, die zu typischen intraartikulären Frakturen führen (osteochondrale Fragmente, Vertikalfrakturen (‚slab fractures‘), Multifragment-Frakturen). Hiervon betroffen sind vor allem das Radiokarpal- (dorsolateraler und -medialer Aspekt) und Interkarpalgelenk (medialer Aspekt). Hingegen akute Traumata im Bereich des Karpus bedingen osteochondralen Schäden an inkonsistenten Lokalisationen oder Weichteilschäden, die typischerweise bei Nicht-Rennpferden und als akute traumatische Ereignisse bei Pferden jeglicher Nutzung auftreten. Darüber hinaus ist die Osteoarthritis am Karpus bei allen Rassen verbreitet und kann entweder durch das Fortschreiten einer offensichtlichen Schädigung im frühen Alter entstehen oder schleichend im späteren Leben auftreten (5). Entwicklungsbedingte Achsenfehlstellungen im Karpalgelenksbereich beim Fohlen werden hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Im Folgenden werden beispielhaft drei Krankheitsbilder am Karpus dargestellt. Vertikalfrakturen treten am häufigsten im medialen Anteil der Frontalebene des Os carpale tertium (C3; stärkster Knochen der distalen Karpalknochen-Reihe) im Bereich der gelenkigen Verbindung mit dem proximal gelegenen Os carpi radiale auf – einem Bereich, der beim jungen Rennpferd stressadaptiven Umbauprozessen unterliegt und ebenso weitere Pathologien (subchondrale Aufhellungen, Knorpelschäden, unvollständige Frakturen) aufweisen kann (6). Da C3-Vertikalfrakturen die Gelenkflächen der beiden distalen Karpalgelenke betreffen, kann Instabilität (Gelenkskollaps, Carpus varus) entstehen, insbesondere, wenn zusätzlich die gelenkige Verbindung zum proximal gelegenen Os carpi intermedium beteiligt ist (7). Klinisch zeigen sich bei vollständiger C3-Vertikalfraktur mittel- bis hochgradige Lahmheit, Beugeschmerz im Karpus, vermehrte Füllung des Interkarpalgelenkes sowie bei inkompletter Fraktur ein variabler Lahmheitsgrad und nur eine geringgradige bis fehlende vermehrte Gelenksfüllung. Zur röntgenologischen Diagnostik ist die Skyline-Projektion der distalen Karpalknochen-Reihe sowie ggf. die dorsopalmare Projektion und dorsomediopalmarolaterale Schrägaufnahmen im 45°-Winkel unerlässlich. Röntgenologisch sichtbare Fragmente im Gelenksspalt des Interkarpalgelenkes sowie diffuse Aufhellungen oder Verschattungen der C3-Knochenstruktur weisen auf ein fortgeschrittenes Krankheitsstadium mit schlechterer Prognose hin und können bei inkompletten Vertikalfrakturen von C3 fehlend, die Diagnosestellung dann erschweren. Für vollständige C3-Vertikalfrakturen ist eine konservative Therapie aufgrund der folgenden mittleren bis schweren Osteoarthritis nicht empfohlen; die chirurgische Therapie umfasst entweder die Fragmententfernung oder -fixierung (interfragmentäre Kompression mittels Zugschraubentechnik). Im Falle unvollständiger Frakturen kann eine konservative Therapie in Form von Ruhe erfolgreich sein, birgt jedoch eine Rezidiv-Gefahr beim Rennpferd (4). Dorsal am Karpus lokalisierte, nicht schmerzhafte, fluktuierende, gleichmäßige Weichteilschwellungen, die nicht mit regionalen Gelenken oder Sehnenscheiden in Verbindung stehen, werden als Bursahygrom der fakultativen Bursa subcutanea precarpalis bezeichnet (8). Ursächlich sind meist das Liegen auf hartem, unebenem Boden oder Anschlagen des Karpus beim Scharren. Eine Beugehemmung kann bei chronischen Verläufen durch Fibrosierung vorliegen, Lahmheiten sind ausschließlich für infizierte Hygrome typisch. Differentialdiagnostisch sollten Synovitiden (Sehnenscheide des M. extensor carpi radialis und des M. extensor digitalis communis, Radiokarpal- und Interkarpalgelenk), Synovialhernien und -fisteln sowie Ganglione Beachtung finden (9). Diagnostisch sollten eine kontrastmittelgestützte röntgenologische und eine ultrasonographische Untersuchung herangezogen werden. Therapeutisch sollten zunächst auslösende Faktoren beseitig werden. Im akuten Stadium kann nach Drainage durch Aspiration eine medikamentöse Therapie mittels Injektion eines langwirksamen Kortikosteroides zusammen mit einer Verbandstherapie über 2 Wochen erfolgreich sein. Bei rezidivierenden Hygromen kann eine Kürettage und das temporäre Einbringen einer Penrose-Drainage oder eine chirurgische Exstirpation in Allgemeinanästhesie nötig werden. Aufgrund der teilweise unvollständigen und schwierigen Heilung empfehlen manche Autoren die Behandlung nur bei Beeinträchtigung der Gebrauchsfähigkeit (10). Ebenfalls durch lokale Schwellung in der dorsalen Karpalgelenksregion manifestiert sich, häufig bilateral, die Ruptur des M. extensor digitalis commmunis, die typischerweise bei Fohlen als angeborener oder innerhalb der ersten Lebenstage erworbener Defekt vorkommt. Klinisch fallen die vermehrte Füllung der betreffenden Sehnenscheide, ggf. die palpierbaren verdickten Sehnenstümpfe, ein Überköten im Fesselgelenk unter 26 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Ausgewählte Erkrankungen im Bereich des Metakarpus des Pferdes Simone Della Tommasa Klinik für Pferde, Veterinärmedizinische Fakultät Leipzig Anatomie Die Metakarpalregion setzt sich aus den knöchernen Strukturen des zweiten, dritten und vierten Metakarpalknochens und deren Bändern zusammen, die zu unterschiedlichem Maße Syndesmosen darstellen. In einer Studie von 100 Pferden unterschiedlichen alters und Rasse sowie unterschiedlichen Nutzungsrichtungen, zeigte die Mehrzahl zu einem gewissen Grade Ossifikationen zwischen zweitem oder vierten Metakarpalknochen (Griffelbeine) zum dritten Metakarpalknochen (Röhrbein). Diese Ossifikationen waren hauptsächlich bilateral symmetrisch ausgebildet und verstärkt medial festzustellen. Der zweiten Metakarpalknochen (mediales Griffelbein) an den Vordergliedmaßen artikuliert nach proximal mit dem zweiten Karpalknochen und zu einem variablen Anteil auch mit dem dritten Karpalknochen. Der vierte Metakarpalknochen (laterales Griffelbein) artikuliert nach proximal mit dem vierten Karpalknochen. Dies führt zu biomechanischen Auswirkungen bei denen Kräfte vom zweiten und vierten Karpalknochen auf das mediale und die Syndesmose des Röhrbeins übertragen werden. Am Vorderbein entspringt der Fesselträger (M. interosseus medius) am proximo-palmaren Anteil des Röhrbeins und wird durch einen Unterstützungsast, der vom dritten Karpalknochen ausgeht ergänzt. Proximal ist der Fesselträger durch seine zweilappige Struktur gekennzeichnet, die jeweils einen Muskelstrang und unterschiedlich hohe Anteile an Fettgewebe beinhaltet. Im weiteren Verlauf nach distal teilt sich der Fesselträger in zwei Schenkel, die jeweils an den Gleichbeinen inserieren. Die Fesselträgerschenkel stehen in enger anatomischer Nähe zur lateralen und medialen Aussackung des Fesselgelenkes und sind sub-synovial an ihrem am weitesten distalen Ansatz gelegen. Das Unterstützungsband der Tiefen Beugesehne entspringt am palmaren Aspekt des dritten und vierten Karpalknochens und geht im Bereich des dritten Viertels des Röhrbeinregion in die Tiefe Beugesehne ein. Im proximalen Drittel bis hälftig verläuft das Unterstützungsband der Tiefen beugesehne innerhalb der Karpalbeugesehnenscheide. Das stark ausgebildete Retinaculum des Karpus überdeckt die Oberflächliche Beugesehne im proximalen Viertel des Röhrbeinabschnittes. Im distalen Drittel wird sie von der Fesselbeugesehnenscheide umhüllt, die palmar verstärkt und unterstütz wird vom Fesselringband. Das Fesselringband liegt plamar auf Höhe der Gleichbeine und heftet an den jeweiligen lateral und medial an. Die sehnigen und bandartigen Strukturen verändern ihre relative Größe und Form von proximal nach distal. Die absolute Größe ist abhängig von Rasse und Größe des Pferdes, jedoch im Verhältnis zueinander gleich, das heißt, die relativen Größen bleiben zueinander konstant. Erkrankungen Die Metakarpalregion kann durch knöcherne und Weichteilerkrankungen zu einer Lahmheitsursache beitragen. Hauptsächlich sind am Röhrbein dorsale kortikale Stressfrakturen, Kondylusfrakturen, parasagittale und longitudinale Frakturen, proliferative Periostitis, proximale Avulsionsfrakturen und sogenanntes „stress remodelling“ diagnostizierbar. Die Griffelbeine sind zumeist durch Frakturen und proliferative Periostitits erkrankt. Zu den Weichteilschäden zählen unter anderem die Desmitis der interossären Bandverbindungen zwischen Griffelbein und Röhrbein und Fesselträgerschäden aber auch Läsionen in der beiden Beugesehnen und des Unterstützungsbandes der Tiefen Beugesehne sowie Erkrankungen des Fesselringbandes und der Sehnenscheiden. In der Metakarpalregion können vermehrte Wärme und Schwellungen leicht detektiert werden. Lokale Infiltrations- und Leitungs- und intrasynoviale Anästhesien können zur weiteren Lahmheitsuntersuchung eingesetzt werden. Bildgebende verfahren wie eine Röntgen und – Ultraschalluntersuchung gehören zum Standard und sollten, wenn möglich, auch zusammen eingesetzt werden. Lokale Wärme und Schwellung an den Griffelbeinen sind hinweisend auf Frakturen dieser Knochen. In akuten Fällen können Ödeme und 28 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ 4. 5. Tóth F, Schumacher J, Schramme M, Holder T, Adair HS, Donnell RL. Compressive damage to the deep branch of the lateral plantar nerve associated with lameness caused by proximal suspensory desmitis. Vet Surg. 2008 Jun;37(4):328-35. doi: 10.1111/j.1532-950X.2008.00385.x. PMID: 18564256. Imboden I, Waldern NM, Wiestner T, Lischer CJ, Ueltschi G, Weishaupt MA. Short term analgesic effect of extracorporeal shock wave therapy in horses with proximal palmar metacarpal/plantar metatarsal pain. Vet J. 2009 Jan;179(1):50-9. doi: 10.1016/j.tvjl.2007.09.020. Epub 2008 Feb 20. PMID: 18069025. 6. Hewes CA, White NA. Outcome of desmoplasty and fasciotomy for desmitis involving the origin of the suspensory ligament in horses: 27 cases (1995-2004). J Am Vet Med Assoc. 2006 Aug 1;229(3):407-12. doi: 10.2460/javma.229.3.407. PMID: 16881834. Kontakt Dr. Simone Della Tommasa; Klinik für Pferde, Veterinärmedizinische Fakultät Leipzig 30 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ an dessen palmaren Rand zum Hufgelenk hin unterstützen. Ein bis vier proximale, paarig ausgebildete kollaterale Unterstützungsbänder des Strahlbeins (auch Strahlbeinbänder genannt), entspringen am distalen Rand des Fesselbeins und verlaufen in disto-palmarer Richtung entlang der abaxialen Fläche des Kronbeins nach distal um an den lateralen und medialen Ausziehungen des Strahlbeins zu inserieren. Zusätzlich setzen kleine Äste an der axialen Fläche der Hufknorpel des Hufbeins an. Die Anheftung entlang des Kronbeins ist von biomechanischer Wichtigkeit während des Abfußens am Anfang der Vorführphase der Gliedmaße, wenn hohe Belastungen auf das Strahlbein wirken. Die Strahlbeinbänder bestehen aus Kollagenfasern mit hohen Anteilen elastischer Fasern. An dessen distalem Rand heftet am Strahlbein das Ligamentum sesamoideum impar an, welches bis zur Facies flexoria des Hufbeins zieht und in Nähe der Tiefen Beugesehne anheftet. An seiner Insertionsstelle befindet sich ein ausgedehntes Netzwerk auf Mikrogefäßen, die arteriovenöse Komplexe bilden. Im lockeren Bindegewebe dieses Bereiches sind zahlreiche Nervenfasern vorhanden. Erkrankungen Eine gründliche Untersuchung der Zehe ist immer Bestandteil eine allgemeinen und speziellen Lahmheitsuntersuchung da eine Mehrzahl der Lahmheitsursachen auf diesen Gliedmaßenabschnitt zurückzuführen sind. Ursachen für Schmerzen können vielfältig sein und sich auf folgende Abschnitte beziehen (1) Erkrankungen der Hufkapsel und hornproduzierenden Gewebe, (2) Erkrankungen des Hufgelenks und (3) Erkrankungen des Hufrollenkomplexes und Ballenregion. Im Bereich der Zehe können unter anderem Hornkapseldefekte, Hufabszesse, Punktionswunden (Nageltritt), Risswunden, zytoide defekte in den Knochen des Kron-, Huf-, und Strahlbeins, Osteochondrose- Defekte, Osteoarthritis, Band- und Sehnenläsionen und die Hufrollenerkrankung auftreten. Zumeist sind die die Osteoarthritis des Hufgelenkes und Hufrollenerkrankung zu diagnostizieren, wenn Hufabszesse und äußerliche Verletzungen ausgeschlossen werden konnten. Die Osteoarthritis des Hufgelenkes führt sehr häufig zu einer verminderten Leistungsfähigkeit und Beendigung der sportlichen Nutzung. Die Hufrollenerkrankung ist eine ebenfalls chronische und progressive Erkrankung, die das Strahlbein und den Hufrollenschleimbeutel, die tiefe Beugesehne aber auch assoziierte Weichteilstrukturen des gesamten Hufrollenapparat involvieren kann. Diese beiden Erkrankungen werden auf der Basis einer gründlichen klinische Untersuchung, perineurale und intra- artikulären Anästhesien und unterschiedlichen bildgebenden Verfahren diagnostiziert. Hierbei spielen neben Radiologie und magnetresonanztomographische Untersuchungen eine entscheidende Rolle bei der Krankheitsbewertung. Die Spezifität intra-artikulärer Anästhesie des Hufgelenks wird von einigen Autoren in anatomischen [1,2,3] experimentellen [4,5] und klinischen Studien hinterfragt [6,7]. Ein positive Gelenksanästhesie ist demnach nicht in jedem Fall auf die Primärerkrankung im Hufgelenk zu beziehen. Die Interpretation positiver Ergebnisse nach Anästhesie des Hufgelenkes, des Hufrollenschleimbeutels und der Digitalnerven ist schwierig den die Schmerzausschaltung über die genannten Anästhesien führt häufig auch zur Analgesie benachbarter Strukturen. Dies betrifft bei Hufgelenksanästhesien auch den Hufrollenschleimbeutel, das Strahlbein und unterstützende Bandstrukturen sowie die tiefe Beugesehne. Daher empfiehlt es sich nach positiver Hufgelenksanästhesie weitere, spezifische Anästhesie durchzuführen und bildgebende Verfahren wie MRT zu nutzen. Studien konnten zeigen, dass perineurale Anästhesien der Digitalnerven keine verlässliche Grundlage bilden, Erkrankungen des Hufgelenkes und des Hufrollenschleimbeutels zu differenzieren. computertomographisch Ultrasonographie und auch zunehmend Die Behandlungen stehen im Zusammenhang mit allen in das Krankheitsbild involvierten Strukturen. In Fällen von Desmitis der Kollateralbändern und angepassten Rehabilitationsprogrammen, die auch Methoden wie Laser, Schockwelle und therapeutischen Ultraschall beinhalten können und durch den Einsatz regenerativer Therapiemethoden ergänzt werden können. Am Hufrollenkomplex erkrankte Pferde stellen den Tierarzt vor die Herausforderung individuell auf das spezifische Bild angepasste Therapievorschläge zu machen. Konservativ werden orthopädischer Beschlag, regenerative Therapeutika und Bisphosphonate häufig eingesetzt. Degenerative Gelenkerkrankungen wie Osteoarthritis sind symptomatisch zu behandeln und zeigen häufig einen geringen oder kurzzeitigen Behandlungserfolg. Chirurgische Interventionen zur Behandlung von Hufgelenkserkrankungen und Hufrollensyndrom beziehen sich zumeist auf eine kleinere fallgruppe, die durch strenge Fallselektion gekennzeichnet ist. 32 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Pferde sind Freunde auf Zeit Peter Kunzmamm Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Zu diesem Vortrag wurde kein Manuskript eingereicht. 34 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Literatur 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. Belaunzaran X, Bessa RJB, Lavín P, Mantecón AR, Kramer JKG, Aldai N. Horse-meat for human consumption - Current research and future opportunities. Meat Sci. Oktober 2015;108:74–81. Baltussen WHM, Spoolder H a. M, Lambooij E, Backus GBC. Sustainable production: transporting animals or meat? 17th International Farm Management Congress, Bloomington/Normal, Illinois, USA; 19.-25.07.2009; Verfügbar unter: https://library.wur.nl/WebQuery/wurpubs/382499. Martuzzi F, Catalano AL, Sussi C. Characteristics of horse meat consumption and production in italy. Ann Della Fac Med Vet. 2001. Insausti K, Beldarrain LR, Lavín MP, Aldai N, Mantecón ÁR, Sáez JL, u. a. Horse meat production in northern Spain: ecosystem services and sustainability in High Nature Value farmland. Anim Front Rev Mag Anim Agric. 2021;11(2):47–54. Owers R. Should we slaughter horses at abattoirs? Vet Rec. 2019;185(18):577. Horse meat. Wikipedia. 2023 [zitiert 11. Juni 2023]. Verfügbar unter: https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Horse_meat&oldid=1159493266. Weber K, Kearley ME, Marini AM, Pressman P, Hayes AW. A review of horses sent to slaughter for human consumption: impact of horsemeat consumption, residual banned drugs, and public health risks. Am J Vet Res. 2023;84(3):ajvr.22.10.0185. Süddeutsche Zeitung. Pferdefleisch - Skandal erreicht Deutschland. Süddeutsche Zeitung. 13. Februar 2013 [zitiert 11. Juni 2023]; Verfügbar unter: https://www.sueddeutsche.de/panorama/verdaechtige-lasagne-pferdefleisch-skandal- erreicht-deutschland-1.1599012. Europäische Union. eurostat. [zitiert 11. Juni 2023]. Statistics | Eurostat. Verfügbar unter: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/APRO_MT_PANN__custom_6508180/default/table?lang=de. Marlin D, Kettlewell P, Parkin T, Kennedy M, Broom D, Wood J. Welfare and health of horses transported for slaughter within the European Union Part 1: Methodology and descriptive data. Equine Vet J. Januar 2011;43(1):78– 87. Statistisches Bundesamt. 100 Jahre Schlachtungs- und Schlacht-gewichts-statistik. Wirtsch Stat. 2004 [zitiert 11. Juni 2023]; Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Methoden/WISTA-Wirtschaft-und- Statistik/2004/12/schlachtgewichtstatistik-122004.html. Gudehus U. Die Entwicklung der Pferdeschlachtung und des Pferdefleischkonsums in Deutschland unter Berücksichtigung der gesetzlichen Änderungen [Dissertation]. München: Ludwig-Maximilians-Universität München; 2006. Verfügbar unter: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/6157/. Statista. Pferdeschlachtungen in Deutschland bis 2022. 2023 [zitiert 11. Juni 2023]. Verfügbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/459175/umfrage/pferdeschlachtungen-in-deutschland/. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Liste der EU zugelassenen Betriebe (Fleisch von als Haustiere gehaltenen Huftieren, Einhufer). [zitiert 11. Juni 2023]. Verfügbar unter: https://apps2.bvl.bund.de/bltu/app/process/bvl-btl_p_veroeffentlichung?execution=e1s3. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). BVL-Report 16.4: Berichte zur Lebensmittelsicherheit; Jahresbericht 2020 zum Nationalen Rückstandskontrollplan (NRKP) und Einfuhrüberwachungsplan (EÜP). 2022. Statistisches Bundesamt (Destatis). Schlachttier- und Fleischuntersuchung - Fachserie 3 Reihe 4.3 - 2018. 2019 [zitiert 8. Juli 2023]. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft- Forstwirtschaft-Fischerei/Tiere-Tierische-Erzeugung/Publikationen/Downloads-Tiere-und-tierische- Erzeugung/fleischuntersuchung-j-2030430187004.html. Statistisches Bundesamt (Destatis). GENESIS-Online. 2023 [zitiert 8. Juli 2023]. Verfügbar unter: https://www- genesis.destatis.de/genesis/online?operation=abruftabelleBearbeiten&levelindex=2&levelid=1688815306012&auswah loperation=abruftabelleAuspraegungAuswaehlen&auswahlverzeichnis=ordnungsstruktur&auswahlziel=werteabruf&co de=49911-0012&auswahltext=&werteabruf=Werteabruf#abreadcrumb. Kontakt Dr. Michael Holler; Veterinäramt Burgenlandkreis Sachgebiet Fleischhygiene, Weißenfels holler.michael@blk.de 36 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Als Prüfparameter des Wohlbefindens beim Entladen bei Ankünften können z.B. folgende Animal Based Measures herangezogen werden: Allgemeinverhalten, Festliegen, Verweigerung der Fortbewegung, Fortbewegung nur unter Zwang/mit Treibhilfen, Lahmheiten, Ausrutschen, Stürzen, Verletzungen, Schweißausbruch, Fellqualität, Zustand des Schweifansatzes, body condition score (BCS), Husten, Ausflüsse, Kotqualität. Die Tiere können sodann anhand des Ausmaßes der Beeinträchtigung ihres Wohlbefindens in Gruppen zugeordnet werden: good shape; light affected; affected; down (GLAD-scale) (8). Dabei können G- Tiere sofort geschlachtet werden, benötigen L-Tiere eine Rast, Tiere der Gruppe A müssen untersucht und eventuell behandelt, Tiere der Gruppe D euthanasiert oder notgeschlachtet werden. Die Qualität internationaler Langstreckentransporte von Schlachtpferden und das Ausmaß der Beanstandungen hat sich verbessert. Während World Horse Welfare (9) aufgrund von 2010 durchgeführten Feldstudien von Nasenausfluss bei 71 %, Augenausfluss bei 79 %, abnormer Atmung bei 37 % und Wundscheuern aufgrund von Platzmangel bei 74 % bzw. akuten Verletzungen bei 95 % der Pferde berichtet, sind die von Felici et al. (10) 2022 veröffentlichten Zahlen weitaus niederer: Nasenausfluss kommt demzufolge bei 11,6 %, Augenausfluss bei 10,1 % und Verletzungen bei 24 % der Pferde vor. Zappaterra et al. (11) berichten von Nasenausfluss in gar nur 4,3 % und Verletzungen in 1,52 % der Fälle, ignorieren dabei aber, dass die hier untersuchten nicht-zugerittenen Pferde („unbroken horses“) gem. der Tiertransportverordnung aus Tierschutzgründen gar nicht mehr als 8 Stunden befördert hätten werden dürfen (12). Die Tatsachen, dass gesetzeswidrige Umstände immer wieder veröffentlicht werden – Felici et al. (9) weisen beispielsweise auf 12-stündige anstelle der vorgeschriebenen 24-stündigen Aufenthalte an Kontrollstellen hin – , dass diese Sachverhalte den lokalen staatlichen Behörden bekannt sind und überdies von Dienststellen der Kommission zitiert werden, ohne das Abhilfemaßnahmen eingeleitet werden, weist jedenfalls auf ein ungenügendes Kontrollsystem und eine fragwürdige Umsetzung bestehenden Rechts hin (4). Aus Eigenem Dem Autor ist es bis zum Abgabetermin des Abstracts trotz monatelanger Versuche mittels e-mails, whatsapps, Telefonaten und sonstigen Kontaktaufnahmen zu Schlachthöfen, Veterinärdienststellen, Viehhändlern und NGO´s in Italien, Polen, Litauen, Spanien und Slowenien bei Verladungen, Straßenkontrollen oder Abladungen von Langstreckentransporten von Schlachtpferden anwesend sein zu dürfen, nicht gelungen solches zu erreichen. Dankenswerterweise hat sich die Fa. MKZ Sp z o.o. bei Wrocław in Polen bereit erklärt die Ankünfte und Schlachtungen polnischer Pferde zu beobachten. Darüber wird im Vortrag ausführlich berichtet. Abb 2: im Pferdeschlachthof MKZ in Polen 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2 38

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Das Freibergerjungpferd: Von der Körung bis zur Schlachtung Peter Jakob, Emlie Beuret, Melissa Rämy Service de la consommation et des affaires vétérinaires, CH-2800 Delémont Der Freiberger ist die letzte ursprüngliche Schweizer Pferderasse und wird heute als leichtes Kaltblut oder schweres Warmblut bezeichnet. Die Wiege der Rasse befindet sich auf dem Hochplateau der Freiberge (franz. «Franches-Montagnes») im schweizerischen Kanton Jura. Da sich der Konsum von Pferdefleisch vor allem in der Romandie (also in den französischsprachigen Kantonen der Schweiz) traditionell grösserer Beliebtheit erfreut hat als in den deutschsprachigen Kantonen, hat die Pferdeschlachtung in den gewerblichen Schlachtbetrieben im Kanton Jura auch heute noch eine gewisse Bedeutung. Heute werden Freiberger in den Kategorien «Freiberger», «Basisfreiberger» und «Urfreiberger» gezüchtet (1). Die Unterschiede liegen vor allem im Anteil fremder Blutlinien (Araber, Warmblüter) und im Zuchtziel, also im angestrebten Aussehen und den Einsatzmöglichkeiten als Sport-, Freizeit- oder Armee- oder Arbeitspferd bzw. alternativ in der Verwertung zur Fleischgewinnung (2). Der Vortrag soll einen Überblick über die Entwicklung der Zucht und der Verwendung der im Kanton Jura und der Schweiz gezüchteten Freiberger Pferde im Verlaufe der letzten Jahre geben. Da sich der Konsum von Pferdefleisch vor allem in der Romandie (also in den französischsprachigen Kantonen der Schweiz) traditionell grösserer Beliebtheit erfreut hat als in den deutschsprachigen Kantonen, hat die Pferdeschlachtung in den gewerblichen Schlachtbetrieben im Kanton Jura auch heute noch eine gewisse Bedeutung (Abbildung 1 (3)). Das Landwirtschaftsamt des Kantons übernimmt bei der Vermarktung von Fohlenfleisch auf dem Schweizer Markt durchaus eine aktive Rolle. Da sich das Zuchtziel in den letzten Jahren deutlich hin zur Zucht von Freizeitpferden verschoben hat, wird es zunehmend schwieriger den Bedarf an Schlachtpferden zu decken. Abbildung 1: Anteil der Schlachtungen bei Freibergern von 2016 bis 2023 (rote Balken: Alter < 1 Jahr, blaue Balken Alter > 1 Jahr (3), y-Achse: Anzahl der Pferde Dennoch ist es wichtig, dass allfällige Schlachtungen tiergerecht durch besonders geschultes Personal in besonders hierfür geeigneten Betrieben durchgeführt werden. 40 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Der arzneimittelrechtliche Spagat zwischen Schlacht- und Hobbypferd – Das dicke Ende kommt zum Schluss Ilka Emmerich VETIDATA, Institut für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig Arzneimittelrechtliche Sonderstellung von Equiden Arzneimittelrechtlich zählen Pferde grundsätzlich zu den der Lebensmittelgewinnung dienenden Tieren. Allerdings genießen sie als Equiden eine Sonderstellung, da sie häufig nicht primär zur Gewinnung von Lebensmitteln, sondern in erster Linie zur Nutzung in Sport und Freizeit gehalten werden und die Palette der verfügbaren Wirkstoffe zur Behandlung von der Lebensmittelgewinnung dienenden Tieren als unzureichend betrachtet wird. Arzneimittelanwendung bei „Schlachtpferden“ Bei zur Lebensmittelgewinnung dienenden Equiden mit einen sogenannten Equidenpass, die hier der Einfachheit halber im Folgenden als „Schlachtpferde“ bezeichnet werden sollen, dürfen auch bestimmte Wirkstoffe angewendet werden, die bei den anderen der Lebensmittelgewinnung dienenden Tieren verboten sind. Zu diesen zählen Stoffe, die für die Behandlung von Equiden ‚wesentlich‘ sind, oder die im Vergleich zu anderen für Equiden verfügbaren Behandlungsmethoden ‚zusätzlichen klinischen Nutzen‘ bringen. Dabei ist ein Stoff ‚wesentlich‘1, wenn außergewöhnliche Umstände vorliegen, weil für eine therapeutische Indikation keine zufrieden stellende alternative Behandlung zugelassen ist und diese Erkrankung bei unterbleibender Behandlung unnötiges Leiden für das Tier mit sich bringen würde. Ein Wirkstoff bringt im Vergleich zu anderen für Equiden verfügbaren Behandlungsmethoden ‚zusätzlichen klinischen Nutzen‘2, wenn er einen klinisch relevanten Vorteil auf der Grundlage verbesserter Wirksamkeit oder Sicherheit bietet oder einen bedeutenden Beitrag zur Behandlung leistet. Die Auflistung dieser ‚wesentlichen Stoffe‘ und ‚Stoffe mit zusätzlichem klinischen Nutzen‘ werden auch als „Positivliste für Equiden“ bezeichnet und sind in Anhang der Verordnung (EG) Nr. 1950/2006, die durch die Verordnung (EU) Nr. 122/2013 geändert wurde, aufgeführt. Arzneimittelanwendungen dieser Stoffe erfordern einen sogenannten Therapienotstand3 und müssen in das ‚einzige, lebenslang gültige Identifizierungsdokument‘4, den sogenannten „Equidenpass“, eingetragen und eine Wartezeit von sechs Monaten eingehalten werden (Tabelle 1). Arzneimittelanwendung bei „Hobbypferden“ Außerdem können Equiden auf individueller Ebene von der Lebensmittelgewinnung ausgenommen werden. Dies ist möglich, da der Begriff ‚der Lebensmittelgewinnung dienende Tiere‘ in Artikel 2 Buchstabe b der Verordnung (EG) Nr. 470/2009 definiert wird als „Tiere, die für den Zweck der Lebensmittelgewinnung gezüchtet, aufgezogen, gehalten, geschlachtet oder geerntet werden“. Somit wird diese Begrifflichkeit im Arzneimittelrecht auf den Haltungszweck abgestellt, und ermöglicht nach subjektiven Gesichtspunkten 1 Verordnung (EG) Nr. 1950/2006 der Kommission vom 13. Dezember 2006 zur Erstellung eines Verzeichnisses von für die Behandlung von Equiden wesentlichen Stoffen gemäß der Richtlinie 2001/82/EG des Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung eines Gemeinschaftskodexes für Tierarzneimittel 2 Verordnung (EU) Nr. 122/2013 der Kommission vom 12. Februar 2013 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1950/2006 zur Erstellung eines Verzeichnisses von für die Behandlung von Equiden wesentlichen Stoffen gemäß der Richtlinie 2001/82/EG des Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung eines Gemeinschaftskodexes für Tierarzneimittel 3 Verordnung (EU) 2019/6 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2018 über Tierarzneimittel und zur Aufhebung der Richtlinie 2001/82/EG welche zuletzt durch die Delegierte Verordnung (EU) 2023/183 der Kommission vom 23.11.2022 geändert wurde 4 Durchführungsverordnung (EU) 2021/963 der Kommission vom 10. Juni 2021 mit Vorschriften zur Anwendung der Verordnungen (EU) 2016/429, (EU) 2016/1012 und (EU) 2019/6 des Europäischen Parlaments und des Rates hinsichtlich der Identifizierung und Registrierung von Equiden und zur Aufstellung von Muster-Identifizierungsdokumenten für diese Tiere 42 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Die Änderung des Schlachtstatus durch die zuständige Behörde ist gemäß Artikel 38 Absatz 1 Buchstabe b der oben genannten Durchführungsverordnung nur noch in folgenden Fällen möglich: (1) bei Ausstellung eines neuen „Equidenpasses“ für einen bereits früher von der Schlachtung ausgeschlossenen Equiden, (2) bei Ausstellung eines Duplikat- oder Ersatz-Equidenpasses, wobei ein Duplikat ausgestellt wird, wenn die Identität des Equiden noch festgestellt werden kann, oder (3) im Fall von Equiden, die im weiteren Sinne ohne Genusstauglichkeitsbescheinigung1 aus Drittländern oder bestimmten Gebieten2 eingeführt werden. Folgen der Änderung des Schlachtstatus Die Entscheidung, den Schlachtstatus des Pferdes im Equidenpass zu ändern, wurde bei Pferdebesitzern, die sich eine Schlachtung ihres Pferdes nicht vorstellen konnten, häufig durch Gesichtspunkte der unmittelbar spürbaren persönlichen Bürokratieerleichterung und Kostenersparnis begünstigt. So entfallen bei Hobbypferden eine Reihe der für der Lebensmittelgewinnung dienende Tiere vorgeschriebene Dokumentationspflichten, wie das Führen eines Bestandsbuches, das Ausstellen der Arzneimittelanwendungs- und Abgabedokumentation (AUA-Belege) oder die Einträge in den Equidenpass in Abschnitt II Teil III bei Anwendung von Wirkstoffen aus der ‚Positivliste für Equiden‘. Auf der anderen Seite entfällt mit der Änderung des Schlachtstatus unwiderruflich die Möglichkeit der Schlachtung und damit ein vernünftiger Grund für die Tötung des Pferdes. Dies kann insbesondere bei Pferden, die aus Alters- oder Krankheitsgründen nicht mehr reitbar sind, problematisch sein. Außerdem muss das euthanasierte des Tiergesundheitsgesetzes3 beseitigt werden. verendete Hobbypferd der Bestimmungen oder kostenpflichtig gemäß Kontakt Dr. Ilka Emmerich; VETIDATA, Institut für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig emmerich@vetmed.uni-leipzig.de 1 Durchführungsverordnung (EU) 2021/403 der Kommission vom 24. März 2021 mit Durchführungsbestimmungen zu den Verordnungen (EU) 2016/429 und (EU) 2017/625 des Europäischen Parlaments und des Rates hinsichtlich der Muster für Veterinärbescheinigungen, der Muster für amtliche Bescheinigungen und der Muster für Veterinär-/amtliche Bescheinigungen für den Eingang in die Union von Sendungen bestimmter Kategorien von Landtieren und ihres Zuchtmaterials und für deren Verbringungen zwischen Mitgliedstaaten, hinsichtlich der amtlichen Bescheinigungstätigkeit im Zusammenhang mit derartigen Bescheinigungen sowie zur Aufhebung des Beschlusses 2010/470/EU (Text von Bedeutung für den EWR) 2 Durchführungsverordnung (EU) 2022/2293 der Kommission vom 18. November 2022 zur Änderung der Durchführungsverordnung (EU) 2021/405 im Hinblick auf die Liste der Drittländer mit einem genehmigten Kontrollplan in Bezug auf die Verwendung pharmakologisch wirksamer Stoffe, die Höchstmengen für Rückstände von pharmakologisch wirksamen Stoffen und Pestiziden und die Höchstgehalte an Kontaminanten 3 Tiergesundheitsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. November 2018 (BGBl. I S. 1938), das zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom 21. Dezember 2022 (BGBl. I S. 2852) geändert worden ist 44 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Pferdefleisch: Falsche Vorurteile und echte Fälschungen Isabelle D.M. Gangnat BFH-HAFL, Zollikofen, Schweiz Einführung Von Papst Gregor III im Jahr 732 verboten und von Napoleon III 1866 wieder eingeführt: Pferdefleisch war Jahrzehnte lang nur Schmuggelware (1). Ursprünglich wurde das Verbot aus religiösen Gründen etabliert, man wollte sich von nordischen Heiden abgrenzen, und später mit gesundheitlichen Argumenten weitergeführt. Pferdefleisch sei ekelhaft und schädlich für den Menschen, hieß es. Vermutlich steckten eher kommerzielle Motivationen dahinter: die Metzgerzunft hat damit ihr Monopol auf den Fleischverkauf geschützt, wird vermutet (1). Nach einem Aufschwung um 1911 bis auf 3 % des gesamten Fleischverbrauches Frankreichs war der Pferdefleischverbrauch wieder rückgängig, vermutlich weil Rindfleisch zunehmend günstiger wurde. Vorurteile und Tatsachen über Pferdefleisch Umgeben von Glauben und Mythen, bleibt Pferdefleisch heute mit vielen Vorurteilen verbunden. In der kollektiven Vorstellung unterscheidet sich Pferdefleisch von Rindfleisch in beinahe allen Qualitätsmerkmalen. Dafür verantwortlich ist unter anderem die Werbung für Pferdefleisch. Laut dieser ist Pferdefleisch roter, reicher an Eisen, magerer, zarter und schmeckt süßer als Rindfleisch (2). Wissenschaftliche Artikel, die Pferdefleisch mit Rindfleisch vergleichen, sind selten. Öfter gibt es keine oder kaum signifikante Unterschiede. Vom Aussehen, der Textur und vom Aroma her unterscheidet sich Pferdefleisch nicht signifikant von Rindfleisch (3). Intramuskulärer Fettgehalt ist abhängig vom Ausmastgrad. Von Werten zwischen 0.12 % bis 5 % Fettgehalt im Longissimus dorsi wird berichtet (4). Jedoch sind die Werte am häufigsten im Bereich von 2 bis 3 % (4-6), was den Werten für Rind entspricht (7) oder diese sogar übertrifft (8,9). Der Eisengehalt im Pferdefleisch ist vergleichbar mit dem vom Rind mit etwa 1 bis 3 % (4,6) berechnet auf das Frischgewicht. Mehr als zwischen Tierarten unterscheidet sich der Eisengehalt zwischen jungen und älteren Tieren (6) und zwischen den einzelnen Muskeln (4,10). Dasselbe gilt auch für die Scherkraft (4,6,8). Ebenfalls wurde das Vorurteil vom süßen Geschmack wissenschaftlich widerlegt, Fohlenfleisch wurde sogar als leicht säuerlich beschrieben (6). Allenfalls könnten die Vorurteile beim Pferdefleisch eher auf das Schlachtalter und den Ausmastgrad zurückzuführen sein. Ob der angeblich süße Geschmack aus früheren Zeiten stammt, als das Pferdefleisch als Schmuggelware möglicherweise von aus Altersschwäche verendeten Tieren entstand, ist ungewiss. Diese Tiere hatten vom Alter her sicher einen vergleichsweisen hohen Eisengehalt. Der beim Vergammeln eintretende Proteinabbau ermöglicht auch die Freisetzung süß-schmeckende Aminosäuren. Beides zusammen könnte den süßen Geschmack erklären. Vertrauen Sie nur Produkten, die Sie selbst gefälscht haben Betrug mit dem Einsatz von Pferdefleisch anstelle von Rindfleisch ist keine Seltenheit. In Mexico wurde vor einigen Jahren in etwa 10 % des Rindshackfleisch Pferdefleisch gefunden, in der Gastronomie waren es sogar bis zu 29 %, alle enthielten Clenbuterol (11). Womöglich stammten diese Pferde aus den USA, wo der letzte Pferdeschlachthof 2007 geschlossen wurde (12). Niemand hatte mit einem Betrug wie der 2013 in Europa aufgedeckten organisierten Fälschung gerechnet (13). Dabei wurde in verschiedenen europäischen Ländern als Rindfleischprodukte deklarierte Lebensmittel gefunden, die bis zu 100 % nicht deklariertes Pferdefleisch enthielten (14). Rechtlich gesehen handelte es sich hier um organisiertes Verbrechen. Einer der für Betrug angezeigten Händler führte eine Firma namens Draap Trading (rückwärts gelesen Paard, Pferd auf Holländisch) und wurde bereits 2012 für einen ähnlichen Betrug verurteilt, mit Pferdefleisch aus Mexiko (14). Laut einer Umfrage im Auftrag der Behörde für Lebensmittelsicherheit in Irland (15) hat 98 % der irischen Bevölkerung von diesem Betrug gehört, also beinahe jeder. Als Folge davon wurde bis zu 63 % weniger gefrorenen Burger eingekauft. Das größte Bedenken seitens Konsumentinnen und Konsumenten war, dass sich Arzneimittel oder Chemikalien in Hackfleisch verstecken könnten. Ein Teil des Fleischeinkaufes hatte sich in der Folge in Richtung Frischware aus der Metzgerei verschoben (15). Jedoch ist auf die Kleinmetzgerei auch kein Verlass. 46 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ COB, Asthma, EMPF und Co. – auf der Suche nach der richtigen Diagnose für das chronisch lungenkranke Pferd Katja Roscher Klinik für Pferde, Innere Medizin; Justus-Liebig-Universität; Gießen Anamnese Der Kontakt mit Heustaub ist Ursache, Aufrechterhalter oder zusätzliche Belastung für die meisten chronischen Erkrankungen der tiefen Atemwege und steht somit im Zentrum eines nicht optimalen Managements. Hierbei müssen jedoch nicht nur Fütterung (Futtermaterial und Fütterungspraxis) und Aufstallung des erkrankten Tieres, sondern auch die Umgebung miteinbezogen werden. Erfolgen Untersuchungen nicht vor Ort im Heimatstall, kann durch fehlende, unvollständige oder gar falsche Angaben der Informationsgehalt erheblich lückenhaft sein. Um den Grad eines berichteten Leistungsmangels beurteilen zu können, sind Informationen zur Nutzung bzw. dem Trainingszustand unerlässlich, wobei letzteres von Reitern regelmäßig überschätzt wird. Vorberichtliche, wiederkehrende Fieberepisoden im Zeitrahmen von einigen Wochen bis Monaten ohne eindeutige ätiologische Diagnose können bei Pferden mit Symptomen einer chronischen Atemwegserkrankung hinweisend für eine interstitielle Pneumopathie sein. Klinische Untersuchung Um den Schweregrad einer Obstruktion der Atemwege zu quantifizieren und auch um einen Therapieerfolg zu kontrollieren, kann die Verwendung eines 23-Punkte Scores hilfreich sein (Tab. 1). Hierbei muss jedoch einschränkend bemerkt werden, dass die Diagnose geringgradiger Erkrankungsformen hierdurch nicht möglich ist. Ein Score ≥ 11 reflektiert eine mindestens mittelgradige Obstruktion, ein Ergebnis ≥ 15 erreichen Pferde mit hochgradiger Verengung der Atemwege1. Das Auftreten von erschwerter Atmung in Ruhe ist zudem einziges klinisches Unterscheidungsmerkmal zwischen Pferden mit gering- bis mittel- und hochgradigem Equinen Asthma (2). Sofern möglich, also z.B. nicht bei bestehender erheblicher Dyspnoe in Ruhe und/oder Lahmheit, sollte eine Untersuchung während und nach ca. 15-minütiger submaximaler Belastung erfolgen. Insbesondere Auskultationsbefunde der Lunge zeigen hier regelmäßig deutliche Abweichungen im Vergleich zu den Untersuchungen in Ruhe. Darüber hinaus spiegeln die Ergebnisse der Wiederberuhigung (Erreichen der Ruhefrequenzen von Puls und Atmung innerhalb von 15-20 Minuten) ebenfalls den Grad der Erkrankung wider. Bei den eigenen Patienten zeigt sich regelmäßig, dass eine bakterielle Sekundärinfektion mit atemwegspathogenen Erregern (z.B. Scc equi subsp. equi/zooepidemicus, Actinobacillus spp.) mit einer sehr deutlichen Hustensymptomatik in Ruhe einhergeht, wenngleich sonstige systemische klinische oder hämatologische Anzeichen einer Infektion fehlen. Bei der klinischen Untersuchung sind systemische Anzeichen einer Infektion wie Fieber, Anorexie oder Lethargie als Ausschlusskriterium einer chronischen Bronchiolitis (heute auch als Equines Asthma (2) bezeichnet) zu werten und können Hinweis auf eine chronische, interstitielle Pneumopathie sein. Arterielle Blutgase Die Messung der arteriellen Partialdrücke von Sauerstoff (paO2) und Kohlendioxid (paCO2) in Ruhe ist ein wichtiges quantitatives Maß für die Funktion der tiefen Atemwege. Für die Messung stehen kleine, handliche Geräte zur Verfügung, so dass der Einsatz auch unter normalen Praxisbedingungen einfach möglich ist. Am einfachsten ist die Blutentnahme aus der rechten A. carotis communis ca. handbreit über dem Brusteingang. Als Richtwerte gesunder Probanden gelten Messwerte von paO2 100 ± 5 mmHg und paCO2 40 ± 5 mmHg. Da diese Werte jedoch in nicht unerheblichen Maß vom äußeren Luftdruck sowie der Körperinnentemperatur 48 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Endoskopie Im Rahmen der endoskopischen Untersuchung der tiefen Atemwege werden die anatomischen Gegebenheiten, das Vorhandensein von veränderten und/oder vermehrten Sekreten sowie entzündliche Anzeichen im Sinne einer Schleimhautschwellung und -rötung untersucht. Letzteres kann nicht unerheblich durch die Kamera des Endoskops beeinflusst sein und sollte aus diesem Grund nicht überbewertet werden. Wenn immer möglich, empfiehlt sich die endoskopische Untersuchung der Atemwege nach einer submaximalen Belastung, da insbesondere Menge und Zusammensetzung des Mukus hiervon beeinflusst werden: Die Bewegung und damit verbundene forcierte Atmung mobilisiert den Mukus aus den tieferen Atemwegen, so dass insbesondere auch die zytologische Qualität der Probe deutlich verbessert ist. Viskosität und Menge sind vom Schweregrad der Erkrankung abhängig, und lassen sich mittels eines Scores quantifizieren: Grad 0 = kein sichtbarer Mukus, Grad 1 = einzelne oder mehrere kleine Tropfen, Grad 2 = große, aber nicht zusammenfließende Tropfen, Grad 3 = zusammenfließender Mukus oder eine schmale Straße, Grad 4 = Mukussee, Grad 5 = profuse Menge an Mukus (3). Bei Auffälligkeiten in den oberen Atemwegen (DDSP, Hemiplegie) sollte nach Möglichkeit eine Endoskopie unter Belastung erfolgen. Nur so lassen sich das Maß der funktionellen Störung beurteilen und darüber hinaus zusätzliche, lediglich unter Belastung auftretende funktionelle Störungen in den oberen Atemwegen erkennen. Zytologie Atemwegssekrete Im Rahmen der Endoskopie ist die Entnahme eines Tracheobronchialsekretes (TBS) mit einem sterilen Katheter über den Arbeitskanal des Endoskops problemlos möglich. Das gewonnene Sekret sollte möglichst umgehend auf einen Objektträger verbracht und getrocknet werden. Findet sich in der Trachea nur sehr wenig Sekret, kann ein Spülprobe entnommen werden. In diesem Fall sollte für die zytologische Untersuchung ein Ausstrich des Sediments erfolgen. Präparate mit sehr guter Qualität erhält man bei den Spülproben mittels einer Zytozentrifuge, welche jedoch in der Regel nicht zur Praxisausstattung gehört. Der Versand von Spülproben zur zytologischen Diagnostik in ein Labor ist problematisch, da die Zellen in solchen Proben weniger stabil sind. Unter Praxisbedingungen ist die Färbung der Objektträger mittels Diff-Quick problemlos möglich, neutrophile Granulozyten prägen hierbei das typische Zellbild bei den chronischen Bronchitiden. Weniger gut identifizierbar in der Diff-Quick Färbung sind Mastzellen, welche sich jedoch grundsätzlich im TBS ohnehin eher wenig nachweisen lassen. Der Nutzen der zytologischen Untersuchung des TBS im Vergleich mit der Untersuchung der Bronchoalveolären Lavage (BAL) in der Diagnostik der entzündlichen Atemwegspathologien ist umstritten. Dies ist mutmaßlich nicht zuletzt auf das untersuchte Patientenmaterial und den Schweregrad der Erkrankung zurückzuführen. Bei geringgradigen Erkrankungsformen insbesondere bei jungen Rennpferden einhergehend mit einer Leistungsminderung ist die Untersuchung des TBS regelmäßig nicht hilfreich (4). Bei einem eher freizeitreiterlich geprägten Patientengut mit deutlicherer Atemwegssymptomatik und deutlich vermehrtem Mukus korrelierte das Zellbild von TBS und BAL in den meisten Fällen sehr gut, bei einigen Patienten erwies sich das TBS als sensitiver für die Diagnostik (5). Unumstritten ist, dass die Untersuchung des TBS insbesondere bei Verdacht auf eine bakterielle Sekundärinfektion unersetzbar ist, da sich diese nahezu ausschließlich in den Hauptbronchien lokalisiert. So ist der Nachweis von intrazellulären Bakterien im TBS eine wichtige Indikation zur bakteriologischen Untersuchung. Auf weitere Details zur Untersuchung der BAL sei an dieser Stelle auf den separaten Vortrag der Kolleginnen von EquiZyt verwiesen. Ultraschall Die Untersuchung mittels Ultraschalls empfiehlt sich insbesondere beim Verdacht auf eine Fibrosierung oder Konsolidierung der Lunge oder einen Erguss im Pleuraspalt, wobei letzteres bereits im Rahmen der klinischen Untersuchung mittels Perkussion eindeutig diagnostizierbar ist. Für die Untersuchung eigenen sich Konvex- oder Linearschallsonden mit mittleren Frequenzen (ca. 4-8 MHz), eine Rasur/Schur ist lediglich bei sehr dichtem Fell notwendig, ansonsten reicht viel Alkohol (Isopropanol 70%). Pathologien der Lunge lassen sich hierbei nur nachweisen, wenn sie unmittelbar an die Pleura visceralis grenzen. 50 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ 8. Couëtil LL, Rosenthal FS, DeNicola DB, et al. Clinical signs, evaluation of bronchoalveolar lavage fluid, and assessment of pulmonary function in horses with inflammatory respiratory disease. Am J Vet Res 2001;62(4):538– 546. Kontakt PD Dr. Katja Roscher; Klinik für Pferde - Innere Medizin, Gießen Katja.Roscher@vet.jlug.de 52 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ die Futterqualität oder Haltungsbedingungen zu. Einige der Pilzbestandteile haben eine hochallergene und bei vermehrter oraler Aufnahme auch eine hepatotoxische sowie immunsuppressive Wirkung. Pollen Jahreszeitlich stark schwankend ist naturgegeben die Pollenbelastung. Hier scheinen auch beim Pferd starke Unterschiede im allergischen Potential der verschiedenen Pflanzenpollen zu bestehen. Mikroplastik Noch ungeklärt ist die Wirkung von lungengängigen Mikroplastikpartikeln. Diese entstehen zum Beispiel durch den Abrieb von Reitplatz- oder Hallenböden mit Kunststoffbeimengungen. Die in den Proben von Feinstaubmessungen nachweisbaren Mikropartikel rücken mehr und mehr in den Fokus der Forschung. Um diese Partikel klar von kristallinen Partikeln unterscheiden zu können bedarf es jedoch besonderer Färbemethoden und nativer Spülflüssigkeit. Bei den bisher aufgeführten Fremdpartikeln liegt der Fokus überwiegend auf der Quantifizierung dieser Partikel in der Probe. Bei anderen Fremdpartikeln kann bereits deren Anwesenheit in der Probe auf die Ursache der klinischen Symptome hinweisen. Nesselhaare Besonders erwähnenswert sind hier die Nesselhaare einiger Pflanzen und Insekten. Von zunehmender Bedeutung in Deutschland sind die Nesselhaare der Raupe des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) und des Schammspinners (Lymantria dispar), sowie deren Nester und Häutungsreste. Die Wirkung der unterschiedlich großen Nesselhaare wird auf eine Thaumetopoein ähnliche Substanz und weitere Kinine zurückgeführt, welche bei Kontakt zu einer starken Histaminausschüttung führen. Bei Schleimhautkontakt in den oberen Atemwegen führen die, mit kleinen Widerhaken versetzten Nesselhaare, wie auch beim Menschen beschrieben (6), zu einer hartnäckigen und schmerzhaften Rhinitis, Pharyngitis und oder Laryngitis mit starker Sekretion und in ausgeprägten Fällen zu kleinen nodulären Zubildungen oder fokalen Nekrosen. Bei feinen Härchen zu starken Schleimhautschwellungen und Bronchospasmen bis hin zu hochgradiger Atemnot führen. Die Reaktion kann von zwei Tagen bis zwei Wochen anhalten. Die unterschiedliche Stärke der Reaktion hängt wahrscheinlich mit einer individuell variierenden Empfindlichkeit des Einzeltiers zusammen. Die in die Kokons eingesponnenen Brennhaare können mehrere Jahre erhalten bleiben, ohne ihre Wirkung zu verlieren. Auch nach Zerfall bzw. Herabfallen der Gespinstnestreste lässt die Wirkung nicht nach. Von besonderer Bedeutung ist dies, wenn bei der Heu- oder Strohernte Nestreste erfasst werden oder befallene Bäume in Stall-, Reitplatz- oder Koppelnähe befinden. Die Härchen werden über eine Distanz von bis zu 200 Metern weit verbreitet und sind auch in geringster Menge stark reizend. Inhalation können diese Es gibt bis jetzt wenig Erkenntnisse über die unterschiedlichen zytologischen Reaktionen auf die verschiedenen Fremdpartikel und deren Bedeutung für die Prognose und Therapie. Literatur Thomas Müller. Immer mehr Asthmatiker in Deutschland. Pneumo News volume 11, page41; 2019 1. 2. Kutasi O, Balogh N, Lajos Z, Nagy K, Szenci O. Diagnostic approaches for the assessment of equine chronic pulmonary disorders. J Equine Veterinary Sci 31:400–410; 2011 3. Nardoni S, Mancianti F, Sgorbini M, Taccini F, Corazza M. Identification and seasonal distribution of airborne fungi in three horse stables in Italy. Mycopathologia 160:29–34; 2005 4. Dauvillier J, Woort F, van Erck-Westergren E Fungi in respiratory samples of horses with inflammatory airway disease. J 5. Vet Intern Med 33:968–975; 2019 L C Lemonnier, A Couroucé, M Cessans, L Petit, J M Cardwell, P Barbazanges, M -P Toquet, E A Richard; Detection of fungi in the airways of horses according to the sample site: a methodological study. Vet Res Commun. Sept 13; 2023 6. H Maier, W Spiegel, T Kinaciyan, H Krehan, A Cabaj, A Schopf, H Hönigsmann. The oak processionary caterpillar as the cause of an epidemic airborne disease: survey and analysis. Brit J Dermatol 149:990-997; 2003 54 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Bedeutung der bakteriologischen und mykologischen Rauhfutteruntersuchungen Wieland Schrödl Institut für Bakteriologie und Mykologie, Universität Leipzig Für die Tiergesundheit ist die Qualität des Tierfutters von enormer Bedeutung. Unter dem Einfluss von Witterungs- und Lagerungsbedingungen kann es zu drastischen quantitativen und qualitativen mikrobiellen Veränderungen im Tierfutter kommen, die überprüfbar sind. Dabei ist die quantitative Untersuchung zur genauen Keimzahlbestimmung für die Bewertung erforderlich. Für die bakteriologische Bewertung wird die aerobe Keimzahl (KZ) mesophiler Bakterien, coliformer Bakterien, Gelbkeime, Bazillen, Staphylokokken und Streptomyceten bestimmt. Für die quantitative mykologische Untersuchung wird der Bengalrot- und Dichloran- Glyzerin-Agar verwendet, wobei mindestens sieben Tage bei zweitägiger Kontrolle der Keimzahlen inkubiert wird (drei Tage bei 25°C und weiterhin bei Raumtemperatur). In Heuproben wurden im Zeitraum von 2021 bis 2023 mykologisch am häufigsten die produkttypischen Pilze Alternaria sp. und Cladosporium sp. als sog. Schwärzepilze, Fusarium sp., Aureobasidium sp., Acremonium sp. und seitens der verderbanzeigenden Pilze Aspergillus sp., Penicillium sp., Wallemia sp., Hefen, Mucorales nachgewiesen. In den Jahren 2021 bis 2023 (40 Heuproben pro Jahr) konnten Aspergillus spp. mit <103 bis 107,67 KBE/g (koloniebildende Einheiten), bei Mucorales mit <103 bis 107,34 KBE/g und bei Fusarium spp. mit <103 bis 105,88 KBE/g nachgewiesen werden. Dabei waren Aspergillus spp. mit einer kulturellen Nachweishäufigkeit (≥ 103 KBE/g) von 70 % bis 75 % der untersuchten Heuproben häufiger bestimmt worden als Mucorales (25 bis 42 %) und Fusarium spp. (45 %). Schwärzepilze wurden in 77 % bis 89 % der Proben mit 103 bis 106,34 KBE/g kulturell nachgewiesen. Hefen und hefeartige Pilze waren in 77 % der Proben kulturell nachweisbar und die KZ lagen bei 103 bis 107,7 KBE/g. Orientierungswerte für physiologische KZ in Heu sind bei Schwärze- und Schimmelpilzen ≤ 105 KBE/g. Daraus ist ableitbar, dass in einigen untersuchten Heuproben (2021 bis 2023) deutlich höhere KZ für fakultativ pathogene Pilze vorlagen. Das wirft die Frage auf, ob bei Tieren das erhöhte Vorkommen von Pilzen in Futtermitteln und Umgebung infolge der alimentären oder aerogen Aufnahme zu mukosalen Interaktionen führt. Die Untersuchung der adaptiven humoralen Immunreaktion (Anti-Pilz-Antikörper) kann dahingehend einen ersten Hinweis geben. Es wurden als Zufallsstichprobe 51 Pferdeseren auf IgG-anti-Aspergillus fumigatus, anti-Mucorales (Lichtheimia sp., Rhizopus sp. und Mucor sp.) und anti-Fusarium sp. mit dem indirekten ELISA untersucht. Deutlich erhöhte IgG-Werte (OD-Messwert größer 0,5) wurden zu 16 % bei anti-Aspergillus fumigatus, zu 2 % bei anti-Mucorales und zu 4 % bei anti-Fusarium sp. detektiert. Das Ergebnis passt zu dem häufigeren kulturellen Nachweis von Aspergillus spp. in Heuproben im Vergleich zu den anderen beiden Pilzgattungen. Da Aspergillus spp. verschiedene Mykotoxine bilden und freisetzen können, ergab sich aus den serologischen Ergebnissen die Frage, ob Pferde ggf. auch erhöhten Mykotoxinkonzentrationen ausgesetzt sind und darauf immunologisch adaptiv reagiert wird. Für die erste gezielte Untersuchung unter dieser Fragestellung wurde das immunmodulatorisch hoch wirksame Mykotoxin Gliotoxin als Hapten-Antigen ausgewählt. Mit einem etablierten indirekten ELISA konnten in 17 der o. g. Pferdeseren (33 %) deutlich erhöhte IgG-Werte (OD- Messwert größer 0,5) gegen das Gliotoxin-Konjugat nachgewiesen werden. Gegen das Trägerprotein ohne Gliotoxin lag keine IgG-Bindung vor. Das Ergebnis war erstaunlich und legte nun die Frage nahe, ob das Toxin ggf. auch im Tier nachweisbar ist. Wenn das Toxin im Blut vorhanden ist, müsste somit auch die Ausscheidung über den Urin erfolgen. Für diese gezielte Untersuchung wurde ein kompetitiver ELISA mit spezifischen Anti-Gliotoxin-Antikörpern etabliert. In 15 von 22 Urinproben von Pferden (68 %) war das Gliotoxin bzw. dessen methylierte Form bei einer 56 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Einstreu und die Komponenten des Staubes Conny Herholz, Sonia Holzer, Léa Wicki, Alexander Burren und Jan Kocher Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), Zollikofen, Schweiz Einleitung Verhinderung von Das Stallklima ist von größter Bedeutung für die Gesundheit der Atemwege von Pferden. Je nach Einstreumaterial werden auf dem Markt unterschiedliche Eigenschaften hervorgehoben, wozu beispielsweise Staubfreiheit, Geruchslosigkeit, Ammoniakbindefähigkeit, Kompostierbarkeit, hohe Hygiene, Saugfähigkeit und Haltbarkeit zählen. Gesundheit und Wohlbefinden der Pferde spielen bei der Einstreuwahl eine zentrale Rolle. Insbesondere der Atmungstrakt des Pferdes ist sehr empfindlich gegen Partikel und schädliche Gase in der Luft, aber auch der Atemwegsgesundheit der Stallmitarbeitenden muss Beachtung geschenkt werden. Material und Methoden Schimmelbildung, Studie1 Es wurden anhand von zwei standardisierten Versuchen Staub- und Ammoniakemissionen von acht verschiedenen Einstreuarten (Weizenstroh, Holzgranulat, Papierschnitzel, Komposteinstreu (Bio-Waldboden®), Strohpellets, Eukalyptus-Hanfeinstreu, Leinen-Hanfeinstreu und Chinaschilf) getestet. Für den Versuch wurden zwei Staubsensoren des Typs SDS011 und drei Ammoniaksensoren des Typs Polytron C300 verwendet. Die Ammoniakmessungen wurden mit je 400 g Einstreumaterial in seitlich geschlossenen Gefässen durchgeführt. Die Einstreuart Komposteinstreu wurde in einem Nebenversuch zusätzlich mit drei verschiedenen Mengen (200 g, 400 g,1500 g) getestet. Die Messwerte wurden von Datenloggern (MSR145W2D) der Firma MSR Electronics GmbH in die Cloud-Datenbank (https://www.msrsmartcloud.com) übertragen. Die Ammoniakkonzentrationen der Einstreumaterialien wurden an Tag 0 (nach dem Befüllen der Plastikschalen aber vor der ersten Beimischung von Urin und Kot), Tag 1, Tag 3, Tag 5 und Tag 7 gemessen. Die Daten wurden kontinuierlich aufgezeichnet. Die Staubmessungen wurden in einer sich um die eigene Achse drehenden Kiste mit je 250 g Einstreumaterial durchgeführt. Die Daten wurden im Programm NCSS (Version 9) statistisch ausgewertet, das Signifikanzniveau lag bei 5 % (p- Wert < 0,05). (jede Sekunde eine Messung) und kontinuierlich erfasst Studie 2 Vier Einstreuvarianten Tiefstrohmatratze, täglich gereinigtes Stroh, entstaubtes Weichholzgranulat und Komposteinstreu (Bio-Waldboden®) wurden hinsichtlich der Menge an luftgetragenen Partikeln (PM2,5 und PM10) in einer Pferdebox (50 cm und 120 cm über dem Boden) untersucht. Zudem wurde die mikrobiologische Luftqualität, (Gesamtkeimzahl (GKZ), Schimmelsporen, Gesamtaktinomyzeten und dem Anteil thermophiler Aktinomyzeten in koloniebildenden Einheiten pro Kubikmeter (KBE/m3)) analysiert. Die Einstreumaterialien wurden jeweils 10 Tage lang nacheinander getestet. Der Staub wurde kontinuierlich mit zwei SDS011-Sensoren erfasst, und an den Tagen 1, 5 und 10 wurden mikrobiologische Luftproben mit einem Luftprobensystem (MBASS30v3, Holbach GmbH, Deutschland) genommen. Die Lufttemperatur und - feuchtigkeit sowie die Arbeit im Stall wurden in der statistischen Analyse berücksichtigt (R Core Team 2019, Signifikanzniveau p<0,05). i.e. Ergebnisse Studie 1 Die Staubmessungen haben gezeigt, dass die Hanf-Eukalyptuseinstreu bei den Partikelgrössen PM 2,5 und PM 10 die höchsten Staubemissionen verursachte. Die Maximalwerte beliefen sich dabei auf 372 μg/m3 (PM 2,5) bzw. 1845 μg/m3 (PM 10). Demgegenüber waren die Staubemissionen bei Komposteinstreu mit Maximalwerten von 32 μg/m3 (PM 2,5) bzw. 162 μg/m3 (PM 10) verglichen mit den anderen Einstreuarten sehr tief. Die Ammoniak-Emissionen (NH3) rangierten von 0,2 ppm an Tag 1 bis 51,5 ppm an Tag 7, wobei sich die 58 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Fraktion der Grenzwert von 30 μg/m3 zitiert. Die gemessenen Höchstwerte an PM2,5 und PM 10 lagen bei allen Einstreumaterialien mit Ausnahme der PM2,5-Fraktion bei der Komposteinstreu weit über den empfohlenen Grenzwerten für den Menschen wie auch über denen für Pferde (2). Durch die Bewegung des Materials in den Plastikkisten kann ein extremer Einstreuprozess und damit verbundene Staubfreisetzung in der Pferdebox simuliert werden (3). Auch beim Ausmisten der Boxen oder beim Wischen in der Stallgasse ist es denkbar, dass kurzzeitig ähnlich hohe Messwerte (2). Die höchste mittlere Ammoniakkonzentration betrug bei Papier 51,5 ppm an Tag 7. Saastamoinen et al. (5) stellten in ihrer Arbeit fest, dass Ammoniakkonzentrationen unter 0,25 ppm in Pferdeställen als nicht existent oder als sehr niedrig gelten. festgestellt werden könnten Auch bei staubarmen Einstreumaterialien mit einer guten Ammoniakbindekapazität kommen den Managementfaktoren (Pflege der Einstreuflächen, Lüftung, Wischtechnik usw.) eine zentrale Rolle zu. Dies kam im vorliegenden Versuch insbesondere darin zum Ausdruck, als dass es 20 min dauerte, bis sich die Staubkonzentration PM2,5 und PM10 nach dem «Aufschütteln» bzw. Bewegung der Einstreu in den Staubkisten wieder unter die empfohlenen Grenzen setzte. Daraus könnte abgeleitet werden, dass die Pferde nach dem Einstreuen und Wischen idealerweise mindestens eine halbe Stunde nicht im Stall sein sollten. Unter den im Versuch gegebenen Bedingungen muss ohne Entmistungsmanagement bereits nach drei Tagen mit schädigenden Ammoniakkonzentrationen bei allen Einstreuarten gerechnet werden. Die Einstreudicke scheint insbesondere bei der Komposteinstreu ein entscheidender Faktor für die Minimierung von Ammoniakemissionen zu sein. Abbildung 2: Messung der Luftkeimzahlen in der Versuchsbox Studie 2 Bei allen Einstreutypen lag die Tagesexposition des Staubes mit der Partikelgrössen PM2.5 und PM10 auf 50 cm und 120 cm Messhöhe unter den empfohlenen Höchstgrenzen für Pferdeställe (2). Es konnte aber gezeigt werden, dass eine staubarme Einstreu nicht automatisch auf die mikrobiologische Luftqualität schliessen lässt. Obwohl in vorliegender Studie die gemessenen Luftkeimgehalte (GKZ, Schimmel, 60 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Heubedampfen, was gibt es Neues? Lydia Kummer Klinik für Pferde, Universität Leipzig, Leipzig Die Optimierung der Fütterung und Haltung ist die wichtigste Komponente in der Therapie von equinem Asthma (EA). Neben der Staubreduktion im Alltag (gute Belüftung der Stallungen, Verlegung staubintensiver/- produzierender Arbeiten auf die Zeit, in der sich die Tiere nicht in den Boxen befinden, Lagerung von Heu und Stroh fernab der Stallungen), spielt die Reduktion von alveolengängigen Partikeln (ARD, Durchmesser <5µm) im Raufutter eine entscheidende Rolle (1). Das Heubedampfen ist eine durch Studien belegte Möglichkeit zur Reduktion von ARD, sowie von Bakterien, Schimmelpilzen und Hefen, welche eine enorme Rolle bei der Entstehung von EA spielen (1–5). Auch das Wässern von Heu ist eine gute Möglichkeit zur Reduktion von ARD und kommt auch bei Stoffwechselerkrankungen zur Reduktion einfacher Zucker zum Einsatz. In vielen Studien waren die Nährstoffverluste jedoch hochvariabel und nicht vorhersehbar. Auch waren hygienische Einschränkungen durch mikrobielle Proliferation zu beobachten, die sich negativ auf die Gesundheit der Pferde auswirken können (2, 6, 8–10). Im Folgenden soll auf neue Erkenntnisse zum Bedampfen von Heu eingegangen werden. Atemwegsgängige Partikel ARDs sind potenziell allergen und bestehen aus Pflanzenfragmenten, Milben, Bakterien und Pilzsporen (1). Das Bedampfen von Heu mit kommerziellen Heubedampfern stellt neben dem Wässern und der Heulage-bzw. Silagefütterung eine der effektivsten Methoden zur Reduktion dieser Partikel dar (1, 11). Hingegen war das Bedampfen im Eigenbaumodell, trotz vorhandener Reduktion, weniger effektiv (1, 2, 11). Um den direkten Einfluss auf die Klinik und entzündliche Veränderungen der Atemwege einschätzen zu können, wurden der Mukus-Score und die Neutrophilie in der BAL von Pferden beurteilt, die eine Woche lang mit bedampftem oder trockenem Heu gefüttert wurden. Der Mukus-Score nach Fütterung mit bedampftem Heu war nicht signifikant geringer gegenüber der Fütterung mit trockenem Heu. Ebenso konnten keine signifikanten klinischen Veränderungen der respiratorischen Symptomatik zwischen den Fütterungsregimen festgestellt werden, sodass in Frage gestellt wurde, inwiefern das Heubedampfen bzw. die Reduktion von ARD für die Therapie des EAs relevant ist (12). Neuere Studien aus 2021 ergaben, dass durch eine mindestens einjährige Haltungsoptimierung (Paddockhaltung, pelletierte Futtermittel) eine Rückbildung der durch das Remodelling hervorgerufenen Veränderungen erzielt werden konnte. Eine derart langfristige Haltungsoptimierung scheint ausschlaggebend zu sein, da nach zwei u. vier Monaten noch keine Remission festgestellt werden konnte. Die alleinige Inhalationstherapie mit Fluticason konnte keine Remission des Remodellings herbeiführen, sodass der langfristigen konsequenten Haltungsoptimierung die entscheidende Rolle in der Therapie des EAs zukommt. Zum aktuellen Zeitpunkt ist noch unklar, welche qualitative Bedeutung der Rückgang des Remodellings hat und ob ein den atemwegsgesunden Pferden entsprechender Zustand und Leistungsfähigkeit wieder erreicht werden kann (13–15). Nährstoffgehalt Durch das Bedampfen von Heu kommt es zu variablen Veränderungen des Gehalts an WSC und Protein (6, 8, 9, 16, 17). Einige Autoren vermuten, dass die variablen Nährstoffverluste eher durch die Gräserzusammensetzung, die Reifephase zum Zeitpunkt der Ernte und den Bodenbedingungen bedingt sind, als durch das jeweilige Behandlungsschema (18). Durch das Bedampfen kommt es zu Verlusten von verdaulichen Proteinen. Die Ursache ist vermutlich die Maillard-Reaktion, wodurch es zu Verschiebungen der Rohproteinanteile zugunsten eines Anstiegs unverdaulicher Proteine um mehr als 50 % kommt (17). Die Maillard-Reaktionsprodukte (MRP) entstehen aus der Reaktion von Proteinen und einfachen Zuckern und können durch körpereigene Enzyme nicht verdaut werden. Sie bilden sich bereits bei niedrigen Temperaturen und steigen durch das Bedampfen um bis zu 67 (Furosin) -120% (Carboxymethyllysin, CML) an, sodass die Empfehlungen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie für die Deckung des Proteinbedarfs (pcdCP = 3g/kg 62 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Mikrobiologie Bedampfen ist eine Möglichkeit, um das Heu hygienisch aufzuwerten. Der Bakteriengehalt wird um 98-99% reduziert, sofern eine gleichmäßige Dampfverteilung bei ausreichend hohen und anhaltenden Temperaturen gewährleistet wird (2, 18). Beste Effizienz der Bedampfung war über 45-75min zu erreichen (19), was mit selbstgebautem Heubedampfer (z.B. Plastiktonne und Dampftapetenlöser) nicht realisierbar ist. Mangels Isolation des Behälters und ungleichmäßiger Dampfverteilung erhalten v.a. thermophile Bakterien ein optimales Milieu und es kommt zu hygienischen Nachteilen ähnlich denen von gewässertem Heu (2, 18). Insgesamt scheint das Behandlungsregime einen größeren Einfluss auf das Mikrobiom des Heus zu haben als der Heutyp und der Erntestandort. Durch Bedampfen wurden die meisten nicht lebensfähigen taxonomischen Einheiten erreicht, von denen 2/3 für respiratorische und dentale Erkrankungen von Bedeutung sind. Außerdem konnte eine Zunahme von Firmicutes spp. nachgewiesen werden, welche den Hauptanteil des equinen Darmmikrobioms ausmachen und für die Fermentation von komplexen Kohlenhydraten, wie Cellulose und Hemicellulose, verantwortlich sind. Im Gegensatz zum Wässern kommt es nicht zur Beeinträchtigung der α- Diversität oder vermehrter Proliferation gram-negativer, atemwegspathogener Bakterien (20). In den vergangenen Jahren herrschte noch Unklarheit darüber, ob die durch das Bedampfen erreichte Keimreduktion auch über einen längeren Zeitraum nach der Behandlung bestehen bleibt oder ob es zur erneuten Proliferation von Bakterien und Pilzen kommt. Erste Untersuchungen zeigen, dass die Proliferation positiv mit der Feuchtigkeit korreliert. Bedampftes und gewässertes Heu liegt i.d.R. unterhalb des zur Einlagerung geltenden Richtwertes (Trockenmasse (TM) ≥ 850g/kg), wodurch es zur vermehrten Proliferation von Bakterien und Pilzen kommen kann. Eine Lagerungs-assoziierte Proliferation von Schimmelpilzen und Verderb-anzeigenden Bakterien konnte jedoch nur bei gewässertem Heu (siehe Tabelle 1) nachvollzogen werden. Bedampftes Heu zeigte unter Laborbedingungen und innerhalb von 24 Stunden kein erneutes nachweisbares Keimwachstum, was noch einmal verdeutlicht, dass die Methodik des Futtermittelmanagements entscheidend ist. (6). Die variierende Methodik der verschiedenen Studien zum Vergleich des Bedampfens und Wässerns von Heu hinsichtlich des Nährstoffgehalts und der Mikrobiologie macht einen direkten Vergleich schwer. Für eine bessere Übersicht siehe Tabelle 1. Die Fütterung von Silage bzw. Heulage bietet eine geeignete Möglichkeit zur ARP-reduzierten Fütterung. Bei warmen Temperaturen sollte ein Ballen innerhalb von 12-24 Stunden verbraucht sein, was für Besitzer mit einem kleinen Pferdebestand schwer umsetzbar sein kann. Des Weiteren kann die höhere Energiedichte v.a. für Ponys problematisch sein (11). Zusammenfassend ist Bedampfen eine gute Möglichkeit staubreduziertes und hygienisches Heu anzubieten, allerdings kommt es zu teils variablen Veränderungen einzelner Nährstoffe (WSC, pcdCP). Unter Umständen müssen zur Deckung individueller Bedürfnisse proteinreiche Futtermittel und Mineralfutter ergänzt werden. Weitere Untersuchungen zum Bedampfen und Lagerung des bedampften Heus unter Stallbedingungen sind notwendig, um dem Pferdebesitzer Empfehlungen zur Fütterung und Lagerung von bedampftem Heu an die Hand geben zu können und die Zusammenhänge der Nährstoffveränderungen verstehen und kalkulierbar machen zu können. Literatur 1. 2. 3. 4. 5. 6. Auger E-J, Moore-Colyer MJS. The Effect of Management Regime on Airborne Respirable Dust Concentrations in Two Different Types of Horse Stable Design. Journal of Equine Veterinary Science 2017; 51: 105–109. doi:10.1016/j.jevs.2016.12.007 Moore-Colyer MJ, Taylor JL, James R. The Effect of Steaming and Soaking on the Respirable Particle, Bacteria, Mould, and Nutrient Content in Hay for Horses. Journal of Equine Veterinary Science 2016; 39: 62–68. doi:10.1016/j.jevs.2015.09.006 J Taylor. The effect of 5 different wetting treatments on the bacteria and mould concentrations in hay for horses. European Equine Health and Nutrition Congress. Ghent 2013 James R, Moore-Colyer M. The effect of steam treatment on the total viable count, mould and yeast numbers in hay using the Haygain hay steamer 2010 Moore-Colyer. The effect of three different treatments on the respirable particle content, total viable count and mould concentrations in hay for horses 2012; 6th European Workshop for Equine Nutrition, Lisbon, Portugal: 101–106 Glatter M, Bochnia M, Wensch-Dorendorf M, et al. Feed Intake Parameters of Horses Fed Soaked or Steamed Hay and Hygienic Quality of Hay Stored following Treatment. Animals (Basel) 2021; 11 (9). doi:10.3390/ani11092729 64 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Wenn das Management alleine nicht ausreicht – Neues und Altbewährtes in der Therapie von Lungenerkrankungen Katja Roscher Klinik für Pferde, Innere Medizin; Justus-Liebig-Universität; Gießen Es kann nicht häufig genug betont werden, dass eine medikamentöse Therapie ohne Änderungen im Management in nahezu allen Fällen von chronischen Lungenerkrankungen lediglich vorübergehende Verbesserungen bringt. Und es muss im Bewusstsein von Pferdehalterinnen und -haltern verankert werden, dass der Heustaub das größte Übel darstellt. Gerade bei chronischen, nichtinfektiösen, geringgradigen Bronchitiden (heute auch als Equines Asthma bezeichnet) ist die alleinige Optimierung des Managements insbesondere bei freizeitreiterlich genutzten Pferden regelmäßig ausreichend, um eine Symptomfreiheit zu erreichen. Das klinische Bild chronischer Lungenerkrankungen resultiert maßgeblich aus einer Einengung der Atemwege durch entzündliche Veränderungen der Schleimhaut, Zunahme und Konsistenzveränderungen von Sekreten, Bronchospasmus sowie peribronchialen Zellinfiltrationen mit Gewebszubildung u.a. in Form einer Kollagenhyperplasie. Dies bedeutet unweigerlich, dass zumeist eine multimodale Therapie notwendig ist. Inhalative Therapie Häufig wird die inhalative Behandlung von Pferden einer systemischen Therapie vorgezogen, da es logisch erscheint, gezielt am Ort der Erkrankung zu behandeln und den Gesamtorganismus somit mutmaßlich möglichst wenig zu belasten. Unabhängig von arzneimittelrechtlichen Vorgaben gilt es jedoch für den Erfolg der Therapie einige physikalische und physiologische Aspekte zu verinnerlichen. Ist der Sitz der Erkrankung in den tiefen Atemwegen, muss bei der Inhalation natürlich gewährleistet sein, dass die Wirkstoffe über die luftführenden Wege bis in die Tiefe gelangen. Auf der technischen Seite gilt es hierbei Folgendes zu berücksichtigen: • Das erzeugte Aerosol muss eine Tröpfchengröße zwischen 0,5 und 5 µm aufweisen, größere Tröpfchen verbleiben in den oberen Atemwegen, Tröpfchen < 0,5 µm werden wieder ausgeatmet (1). • Die Verteilung in der Lunge ist abhängig von dem vernebelten Produkt (Dichte, Viskosität, Oberflächenspannung bzw. elektrostatische Ladung, Tonizität). Zwar lässt sich grundsätzlich nahezu jede Flüssigkeit vernebeln, eine Verteilung in der gesamten Lunge ist jedoch damit nicht automatisch gewährleistet. So verursachen hypotone Substanzen oder auch Konservierungsstoffe (z.B. in Injektionslösungen) regelmäßig einen Bronchospasmus, wodurch das Aerosol nicht in die tiefen Atemwege gelangt (1). Als Beispiel sei hier das Vernebeln einer wässrigen Dexamethason-Injektionslösung genannt, wodurch eine effektive Entzündungshemmung in den Atemwegen nicht erreicht wurde, die systemischen Auswirkungen hingegen nahezu denen einer oralen Therapie entsprachen (2). • Sowohl bei der Verneblung (Ultraschall, Kompressor, Netz) als auch beim Einsatz von kommerziellen Pumpsprays aus der Humanmedizin (MDI = Metered dose inhaler) besteht eine breite Variation der Wirkstoffkonzentration über den Zeitraum einer einzelnen Anwendung, so dass die Gesamtwirkstoffmenge oft mäßig vorhersehbar ist (1,3). Auf der Seite des Patienten liegt die Hauptproblematik in der nicht vorhandenen Mitarbeit des Pferdes: Art der Einatmung, Atemtiefe und Anhalten des Atems sind beim Menschen wichtige Komponenten in der Wirksamkeit der inhalativen Therapie und sind beim Tier nicht zu beeinflussen. Darüber hinaus sind beim Pferd in Ruheatmung grundsätzlich eher die dem Zwerchfell und den Hauptbronchien nahen Bereiche belüftet, die Peripherie lediglich in eher geringem Maß. Die gleichwohl pferdespezifischen hohen Atemflussraten können eine Ablagerung von Partikeln in den oberen Atemwegen verstärken und neben der eher ungerichteten, meist nicht atemsynchronen Verabreichung auch zu einem teilweisen Abschlucken der Medikation führen. Und nicht zuletzt führen bei den erkrankten Pferden ein deutlicher Bronchospasmus, sehr viel und/oder zähes Sekret in 66 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ dem Umstand geschuldet sein mag, dass Studienergebnisse zu den Wirkstoffen zum Teil lediglich in deutschsprachigen Zeitschriften oder Dissertationen publiziert wurden. Mit Dembrexin und Acetylcystein stehen für das Pferd zugelassene Präparate zur Verfügung. Der Einsatz der Überwässerungstherapie mit isotoner Flüssigkeit ist mutmaßlich aus denselben Gründen weitestgehend auf den deutschsprachigen Raum beschränkt. Die Inhalation iso- und hypertoner Salzlösungen stellt einen weiteren effektiven Ansatz zur Verflüssigung von Sekreten in den Atemwegen dar, wobei die klinische Wirksamkeit unter anderem für die Behandlung von Kindern mit zystischer Fibrose gezeigt werden konnte (12). Wenngleich Daten zur Effektivität in der Therapie von Erkrankungen der Atemwege beim Pferd fehlen, handelt es sich um eine wenig invasive, bei korrekter Anwendung der hierfür vorgesehenen Produkte mutmaßlich unschädliche Behandlung als Ergänzung in der Therapie und Prophylaxe. Antiinfektiva Der Einsatz von antibiotischen Substanzen ist lediglich dann indiziert, wenn eine bakteriologische Untersuchung des Tracheaobronchialsekrets den Nachweis eines atemwegspathogenen Erregers (z.B. Scc equi subsp. equi/zooepidemicus, Actinobacillus spp.) erbracht hat. Aus medizinischer Sicht ist nahezu ausnahmslos ein unmittelbarer Therapiebeginn nicht notwendig, so dass die Behandlung erst nach Erhalt des Resistenztests startet. Bei den oben genannten Erregern besteht erfreulicherweise regelmäßig eine Wirksamkeit oral zu verabreichender potenzierter Sulfonamide (30 mg/kg Gesamtwirkstoff, 2x täglich). Eine inhalative Therapie von antibiotischen Wirkstoffen sollte beim erwachsenen Pferd aufgrund fehlender Daten oder negativer Studienergebnisse nicht in Erwägung gezogen werden (13-15). Die bei der equinen multinodulären pulmonalen Fibrose (EMPF) namensgebenden Fibrosen werden ätiologisch unter anderem auf eine Infektion mit EHV-5 zurückgeführt. Aus diesem Grund wird immer wieder die Frage nach einer antiviralen Behandlung mit Valaciclovir gestellt. Die Wirksamkeit von Valaciclovir gegen γ-Herpesviren, zu denen EHV-5 gehört, wurde beim Pferd nie gezeigt. Daten aus der Humanmedizin lassen jedoch auf eine monatelange und nur mäßig wirksame Therapie schließen, so dass der Einsatz nicht sinnvoll erscheint. Zudem wird die Therapie die bestehende Fibrose nicht beeinflussen, sondern könnte möglicherweise lediglich eine weitere Fibrosierung verhindern. Experimentelle Therapien Die inhalative Therapie mit Lidocain (16) sowie mit DNA-gekoppelten Nanopartikeln (17) zeigte in experimentellen Studien positive Effekte auf die bronchialen Entzündungsreaktionen bei Pferden. In der Behandlung von bakteriellen Infektionen der Atemwege könnte die Inhalation von Silber-Nanopartikeln eine Option für die Zukunft darstellen (18). Literatur 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Pirie RS, McGorum BC. Inhalation therapy for equine lower respiratory tract disease. In Practice 2017;39(7):317–327. Mainguy-Seers S, Bessonnat A, Picotte K, et al. Nebulisation of dexamethasone sodium phosphate for the treatment of severe asthmatic horses. Equine Vet J 2019;51(5):641–645. Pirie RS, McGorum BC, Owen C, et al. Factors affecting the efficiency of aerosolized salbutamol delivery via a metered dose inhaler and equine spacer device. J Vet Pharmacol Ther 2017;40(3):231–238. Cha ML, Costa LRR. Inhalation Therapy in Horses. Vet Clin North Am Equine Pract 2017;33(1):29–46. Mainguy-Seers S, Lavoie J-P. Glucocorticoid treatment in horses with asthma: A narrative review. J Vet Intern Med 2021;35(4):2045–2057. Couroucé-Malblanc A, Fortier G, Pronost S, et al. Comparison of prednisolone and dexamethasone effects in the presence of environmental control in heaves-affected horses. Vet J 2008;175(2):227–233. Leclere M, Lefebvre-Lavoie J, Beauchamp G, et al. Efficacy of oral prednisolone and dexamethasone in horses with recurrent airway obstruction in the presence of continuous antigen exposure. Equine Vet J 2010;42(4):316–321. Lavoie J-P, Bullone M, Rodrigues N, et al. Effect of different doses of inhaled ciclesonide on lung function, clinical signs related to airflow limitation and serum cortisol levels in horses with experimentally induced mild to severe airway obstruction. Equine Vet J 2019;51(6):779–786. Pirie RS, Mueller H-W, Engel O, et al. Inhaled ciclesonide is efficacious and well tolerated in the treatment of severe equine asthma in a large prospective European clinical trial. Equine Vet J 2021;53(6):1094–1104. 68 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Gegen Husten ist (k)ein Kraut gewachsen? Lisa Wahl1, Ingrid Vervuert2 1Klinik für Klauentiere – Schwein und Reproduktionsbiologie, Universität Leipzig; 2Institut für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diätetik, Universität Leipzig Einleitung Das Interesse von Pferdehaltenden pflanzliche Produkte zu nutzen, um die Gesundheit ihres Pferdes zu verbessern, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dahinter verbirgt sich der Wunsch nach einer „natürlichen“ und damit vermeintlich nebenwirkungsfreien Behandlung ihrer Tiere. Der kommerzielle Markt für Pferde bietet ein zunehmendes Angebot an Kräutermischungen in getrockneter oder flüssiger Form, Kräutermonoprodukten sowie Futtermitteln mit Kräuterbeimischungen für verschiedenste Indikationen an. Speziell für die Behandlung von Atemwegserkrankungen stehen den Pferdehaltenden eine Vielzahl von Kräuterprodukten zur Verfügung. Eine Internetrecherche ohne Anspruch auf Vollständigkeit ergab laut Deklarationsangaben 62 verschiedene Pflanzenarten in 32 als „Hustenkräutermischungen“ angebotenen Ergänzungsfuttermitteln für Pferde (Tabelle 1). Tabelle 1: Prozentuale Darstellung der Häufigkeit gefundener Pflanzenarten in 32 kommerziellen „Hustenkräuter“-Produkten. Häufigkeit in den Produkten > 50 % 20 – 50 % 10 – 20 % 5 – 10 % < 5 % Thymian, Fenchel, Süßholzwurzel, Spitzwegerich, Anis, Isländisch Moos Eibischwurzel, Salbei, Brennnessel, Pfefferminze, Lindenblüten, Malve, Primel/Schlüsselblume, Schwarzkümmel, Bockshornklee, Eukalyptus Fichtennadeln, Hagebutte, Holunderblüten, Kamille, Knoblauch, Lungenkraut, Sonnenhut, Stiefmütterchen Huflattich, Koriander, Kornblume, Scharfgarbe, Wacholderbeere, Borretsch, Hibiskus, Johannisbrot, Kalmuswurzel, Königskerze, Kümmel, Ackerschachtelhalm Alantwurzel, Andornkraut, Bibernelle, Birkenblätter, Ehrenpreis, Eisenkraut, Enzianwurzel, Frauenmantel, Hanf, Hohlzahn, Honigkraut, Johanniskraut, Kastanienextrakt, Katzenkralle, Löwenzahn, Meerrettich, Melisse, Nachtkerzenöl, Odermennig, Oregano, Ringelblume, Schlehenblüten, Tausendgüldenkraut, Wegwarte, Weißdorn, Wermutextrakt Pflanzenarten Traditionelle Anwendung Viele dieser Pflanzen werden schon über Jahrhunderte in der traditionellen Phytotherapie bei Menschen und Tieren eingesetzt, nicht alle jedoch im Rahmen der Behandlung von Atemwegserkrankungen (1-3). 23 der gefundenen Pflanzenarten (Andornkraut, Anis, Bibernelle, Eibisch, Eukalyptus, Fenchel, Fichte, Hohlzahn, Holunder, Huflattich, isländisch Moos, Kamille, Königskerze, Lindenblüten, Malve, Meerrettich, Pfefferminze, Schlüsselblume, Salbei, Sonnenhut, Spitzwegerich, Süßholz und Thymian/Quendel) werden mit einer positiven Monographie in Bezug auf Atemwegserkrankungen von der Kommission E (Kommission für Phytotherapie des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) für den Menschen gelistet (4). Für einen Teil der Pflanzen sind Indikationen wie Verdauungsstörungen, Harnwegsinfekte, Entzündungen der Haut, Unterstützung der Herzfunktion, Appetitlosigkeit oder antiparasitäre Wirkungen beschrieben: Birkenblätter, Brennnessel, Ehrenpreis, Frauenmantel, Honigkraut, Johannisbrot, Koriander, Kümmel, Löwenzahn, Nachtkerzenöl, Odermennig, Schlehenblüten, Tausendgüldenkraut, Wegwarte und Weißdorn (1-3). lediglich positive Wirkungen traditionell für andere 70 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Rechtliche Einordnung Kräuter werden futtermittelrechtlich den Einzelfuttermitteln (Verordnung (EU) Nr. 68/2013) zugeordnet, wobei diese nur sehr unspezifisch als „Erzeugnisse aus der Verarbeitung von Pflanzen“ (Einfrieren oder Trocknen ganzer Pflanzen oder von Pflanzenteilen) oder „Erzeugnisse aus der Verarbeitung von Gewürzen und Würzmitteln“ oder „Erzeugnisse der Verarbeitung von Kräutern“ charakterisiert werden. Es liegt futtermittelrechtlich kein Anspruch auf Wirksamkeit der Kräuter vor, wenngleich die Unbedenklichkeit der Fütterung vom Hersteller zwingend gewährleistet werden muss. Viele der in „Hustenkräuter“-Produkten vorkommenden Pflanzen enthalten dopingrelevante Substanzen oder sind selbst dopingrelevant. Informationen zu den aktuellen Bestimmungen sind auf internationaler Ebene über die FEI (Fédération Equestre Internationale) oder auf nationaler Ebene über die FN (Deutschen Reiterlichen Vereinigung) verfügbar. Die FN führt zu den Anti-Doping- und Medikamentenkontroll-Regeln (ADMR) drei Listen über verbotene Substanzen und Methoden. In Liste I sind im Wettkampf verbotene Dopingsubstanzen und Methoden aufgeführt. Hanf ist wegen der enthaltenen Cannabinoide gemäß Liste I verboten. Auch der Einsatz von cannabinoidfreien Hanfprodukten wie Hanfsamen, Hanfsamenöl und Hanfeinstreu wird als risikobehaftet angesehen. Auch Johanneskraut wird mit einer Karenzzeit von 48 h in Liste I geführt. Liste II enthält Substanzen, die unter die sogenannte verbotene Medikation fallen und ebenfalls im Wettkampf verboten sind. Folgende in den „Hustenkräutern“ enthaltenen Pflanzen sind mit einer Karenzzeit von 48 h in Liste II aufgeführt: Ackerschachtelhalm, Anis, Bibernelle, Bockshornklee, Brennnessel, Eibisch, Eukalyptus, Fenchel, Fichte, Huflattich, isländisch Moos, Kalmus, Kamille, Kastanienextrakt, Knoblauch, Meerrettich, Melisse, Pfefferminze, Primel, Salbei, Schafgarbe, Sonnenhut, Spitzwegerich, Süßholz, Thymian, Wacholderbeere und Wermut. Liste III enthält Substanzen, die sowohl im Wettkampf als auch im Training verboten sind. Generell ist in Futtermitteln ein Gehalt an Pflanzen mit ätherischen Ölen als Basis, einzeln wie auch kumuliert, bis 0,5 % ADMR-konform. Kann kein ätherisches Öl als Basissubstanz identifiziert werden, gilt 0,5 % für den einzelnen Stoff und kumuliert 3 % als Grenzkonzentration. Für alle Produkte mit einem Kräuteranteil von > 3 % wird gemäß den ADMR der FN eine Karenzzeit von 48 h empfohlen. Die von der FN angegeben Karenzzeiten für die verschiedenen Substanzen können nicht als absolute Garantie für ein negatives Testergebnis angesehen werden. Fazit Aktuell fehlen zu vielen der von den Herstellern verwendeten Kräuter wissenschaftliche Untersuchungen bei Pferden, die einerseits die Wirksamkeit bestätigen, aber auch andererseits die Unbedenklichkeit untermauern. Die Angabe einer sinnvollen Fütterungsempfehlung ist unter diesen Umständen schwer möglich. Zudem sind in fast einem Drittel der recherchierten Produkte potentiell toxische Pflanzen enthalten. Daher ist generell Vorsicht geboten bei der Fütterung von kommerziellen Kräuterprodukten für Pferde. Es sollte immer eine Kontrolle der deklarierten Kräuter vor Fütterung erfolgen und potenzielle Wechselwirkungen mit Arzneimitteln sowie dopingrelevante Inhaltsstoffe beachtet werden. Literatur 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Reichling J, Frater-Schröder M, Saller R, et al. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin. Aichberger L, Graftschafter M, Fritsch F, et al. (2012) Kräuter für Nutztiere und Heimtiere. 2. Auflage. Eigenverlag Wien. Brendieck-Worm C, Melzig MF. (2018) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart. Kommission für Phytotherapie des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Liste der Monographien der Kommission E. https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/ Zulassung/zulassungsarten/besTherap/amPflanz/mono.html Wohlgenannt I. (2016) Einsatz und Bedeutung von pflanzlichen Arzneien im Bereich des Respirationstraktes von Pferden im deutschsprachigen Mitteleuropa im Wandel der Zeit. Diplomarbeit aus dem Department für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin. Veterinärmedizinische Universität Wien Williams CA, Lamprecht ED. Some commonly fed herbs and other functional foods in equine nutrition: a review. Vet J. 2008;178(1):21-31. Bergero D, Valle E. A critical analysis on the use of herbs and herbal extracts in feeding sport horses. Pferdeheilkunde. 2006;22(5):550-7. 72 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Einmal im Jahr 2.0 – Die jährliche Zahnkontrolle Frank Schellenberger Waldkirch Im Jahr 1944 erschien der nach einem Drehbuch von Erwin Becker schon 1943 von der UFA produzierte Film „Einmal im Jahr ... Neuzeitliche Zahnbehandlung bei Deinem Pferd“. Dieser Film stellte sicher einen Meilenstein in der Pferdezahnmedizin dar und ist auf Grund der erneuten Verbreitung einer restaurierten Version seit ca. 1997 den meisten in diesem Bereich tätigen Tierärzten bekannt. Becker hatte bereits seit 1927 während seiner Arbeit als Tierarzt in Sarstedt – am Anfang zusammen mit Helmar Dun – an der Entwicklung von Instrumentarium für die Pferdezahnbehandlung gearbeitet. Das Ergebnis dieser Entwicklungsarbeit war eine mobile Zahnbehandlungsstation, die von der Firma Hauptner gebaut wurde. Diese kam 1937 erstmals in der Tierklinik Sarstedt in einer frühen Form zum Einsatz und wurde 1940 in der Heereslehrschmiede Berlin I aufgestellt, intensiv getestet und weiterentwickelt. Danach wurde sie in den Armeepferdelazaretten in großem Maßstab genutzt, und bereits 1943 lag die Auswertung von fast 10.000 Behandlungen vor. Dies war die Grundlage, auf der das Drehbuch und die wissenschaftliche Beratung von Becker für den obengenannten Film basierte. (1) Die jährliche Untersuchung und Behandlung von Pferden auf Zahnprobleme war keine ganz neue Erfindung. Bereits im späten 19. Jhdt. wurde von der US-Armee eine ähnliche Strategie verfolgt. Es gab sogar einen Beschluss des US- Kongresses von 1879 (?), der eine jährliche Behandlung der Pferde in den US-Forts festlegte (mdl. Mitteilung v. Basile, T.). Es ist dem Autor nicht bekannt, ob Becker darüber Informationen zur Verfügung standen. Die Intensität und der Umfang des Instrumentariums, mit dem Becker arbeitete, war jedoch völlig neu und hatte eine qualitativ neue Stufe erreicht. Die Arbeit an den Pferdezähnen mit motorisiertem Instrumentarium war in Deutschland schon 1913 möglich, wie aus einem alten Hauptner-Katalog zu entnehmen ist (2). Und ca. 1930 wurde mit Leue eine Weiterentwicklung von Hauptner auf den Markt gebracht (3). In Österreich wurde in dieser Zeit von Schouppe ein ähnliches Instrumentarium herausgebracht (1). Alle Systeme dieser Zeit hatten als Grundprinzip eine rotierende Scheibe. Es ist zu vermuten, dass das Beschleifen der Zahnspitzen, wie es Becker in seiner Habilitation von 1951 dargestellt hat (Abb. 1) zur damaligen Zeit einen breiten Konsens hatte, da Becker als Begründung für diese Arbeitsweise die Ergebnisse der Untersuchung mit dem Molographen von Leue (4, 5) anführt. Die Ursache für die Notwendigkeit dieses Beschleifens der Zähne sah er in der Haferfütterung. Als Resultat der Behandlung gab Becker an, dass 0,5 – 1kg Hafer pro Tag gespart werden können (4). Abb. 1: Zahnspitzen und deren Behandlung nach Becker 74 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Fehlabnutzungen auch heute noch zu einen wertvollen Bestandteil unseres tierärztlichen Repertoires für die Gesunderhaltung der Pferde machen. Wir sollten jedoch wieder stärker auf eine wirklich indikationsbasierte Intervention achten, um dieses wertvolle Gut nicht unnötig in Misskredit zu bringen und auch in Zukunft unverändert der alten Empfehlung „Einmal im Jahr ...“ folgen zu können. Abb. 3: Meißelzahn und Hakenbildung infolge fehlender Antagonisten Literatur 1. 2. 3. 4. 5. Kunkemöller I, Prof. Dr. med. vet. Erwin Becker (1898-1978) Leben und Werk [Dissertation], Tierärztliche Hochschule Hannover; 2001 Hauptner, Katalog, Veterinär-Instrumente, Berlin; 1913 Hauptner, Jubiläumskatalog, Das Veterinärinstrumentarium, Berlin-Solingen; 1932 Becker E, Die häufigsten Zahnleiden des Pferdes und ihre neuzeitliche Behandlung mit den Instrumenten der fahrbaren Pferdezahnklinik von Erwin Becker [Habilitation], Berlin, Tierklinik Düppel; 1951 Leue G, Beziehungen zwischen Zahnanomalien und Verdauungsstörungen beim Pferd unter Heranziehung von Kaubildern [Dissertation], Tierärztliche Hochschule Hannover; 1941 Kontakt Dr. Frank Schellenberger, Waldkirch frank@pegasos4d.eu 76 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ 2. Simhofer H et al. Pferdezahnärztliche Chirurgie. In Vogt C. Lehrbuch der Zahnheilkunde beim Pferd. Schattauer 2011 S. 183-246 Kontakt Dr. Carsten Vogt; Tierarztpraxis Ottersberg carsten.vogt@ewetel.net 78 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ dass die Lamina dura auf dem Röntgenbild nicht immer deutlich sichtbar ist und somit ihr Fehlen keinen zuverlässigen Hinweis auf eine Zahnerkrankung darstellt. Bei fortschreitender Infektion werden die Zahnwurzeln beschädigt und können röntgenologisch teilweise zerstört, abgerundet, verdichtet oder „verklumpt“ erscheinen (15-16). Um die Reservekrone herum können außerdem Ablagerungen von Zement auftreten (3, 14). Proliferative Veränderungen entstehen im Zusammenhang mit einer Ostitis, woraufhin in fortgeschrittenen Fällen eine zunehmende Röntgendichte und Sklerose des umgebenden Knochengewebes festgestellt werden kann (3, 16-17). Lytische Veränderungen im Bereich der Wurzeln stellen sich im Röntgenbild als periapikale Aufhellung dar. Dieser Bereich erhöhter Strahlendurchlässigkeit um die betroffene Wurzelspitze – der sogenannte „Halo“ wird als ein zuverlässiger Röntgenbefund einer Zahnerkrankung angesehen (3, 17). Weiterhin können Dysplasien, Verlagerungen von Backenzähnen oder dystrophische Verkalkungen in den Nasenmuscheln im Zusammenhang mit Zahnerkrankungen röntgenologisch festgestellt werden (18-19). Zementome können als runde knochendichte Gebilde in der Nähe infizierter Zahnwurzeln vorkommen (12, 17, 20). Eine Pulpitis bzw. exponierte Pulpa lässt sich röntgenologisch sehr schwer feststellen (21). Die Vielzahl der überlagernden Strukturen erschwert die Diagnose minimaler Veränderungen (2-3, 10). Bei der Wichtung aller röntgenologischen Befunde einer Zahnerkrankung, korreliert die höchste Sensitivität von 73-90 % deutlich mit einer periapikalen Sklerose, „Verklumpung“ einer oder mehrerer Wurzeln, dem Grad der „Verklumpung“ sowie einer periapikalen Aufhellung. Die Spezifität dieser Befunde ist mit 61-63 % lediglich moderat (22). Zusammenfassung Generell scheint mit der neueren digitalen Röntgentechnik eine Verbesserung der Sensitivität und Spezifität in der Diagnostik erreicht worden zu sein (22, 23). Für die Röntgenbildbeurteilung gelten sowohl eine periapikale Sklerose, die „Verklumpung“ einer oder mehrerer Zahnwurzeln sowie deren Verklumpungsgrad als auch die periapikale Aufhellung als sichere Röntgenzeichen einer Zahnerkrankung. Dennoch ist eine korrekte Röntgenbildinterpretation zur Identifizierung des erkrankten Zahnes nur dann möglich, wenn die erhobenen Befunde mit der Anamnese und der klinischen Untersuchung in Korrelation gesetzt werden. Trotz dieses Wissens und moderner Untersuchungstechniken bleibt eine gewisse diagnostische Grauzone bestehen. In diesem Fall werden Zusatzuntersuchungen notwendig. Die Röntgentechnik ist jedoch nach wie vor Mittel der ersten Wahl des untersuchenden Tierarztes. Literatur 1. Barakzai SZ. Scintigrapic evaluation of the equine skull [Dissertation]. Edinburgh: University of Edinburgh; 2004. Weller R, Livesey L, Maierl J, Nuss K, Bowen IM, Cauvin ER, Weaver M, Schumacher M, May SA. Comparison of radiography and scintigraphy in the diagnosis of dental disorders in the horse. Equine Vet. J. 2001; 33: 49-58. Gibbs C, Lane JG. Radiographic examination of the facial, nasal and paranasal sinus regions of the horse. II. Radiological findings. Equine Vet. J. 1987; 19: 474-482. Stoll M, Ros K, Vogt C, Zwick T, Simhofer H, Castell J, Staszyk C, Gerlach K. The Hemisphere Model - A new description of directions for head radiographs in the horse. Pferdeheilkunde. 2011; 27: 115-118. Ros K. Der Weg zur guten Röntgenaufnahme. Pferdespiegel. 2010; 2: 62-68. Keller H. Aufnahmetechnik und Belichtungswerte bei der Röntgendiagnostik im Kopfbereich des Pferdes, Teil1. Prakt. Tierarzt. 2009; 90: 1142-1146. Butler JA, Colles CM, Dyson S, Kold SE, Poulos P. The head. In: Butler JA, Herausgeber, Clinical radiology of the horse. 3. Aufl. Wiley Blackwell: Chichester; 2008. S. 413-503. Pease AP. The equine head. In: Thrall DE, Herausgeber, Veterinary Diagnostic Radiology. Saunders: St. Louis; 2007. S. 160-178. Barakzai SZ. How to Radiograph the Erupted (Clinical) Crown of Equine Cheek Teeth. Clin. Techn. Equine Pract. 2005; 4: 171-174. Barakzai S, Dixon PM. A study of open-mouthed oblique radiographic projections for evaluating lesions of the erupted (clinical) crown. Equine Vet. Educ. 2003; 15: 143-148. Barrett MF, Easley JT. Acquisition and interpretation of radiographs of the equine skull. Equine Vet. Educ. 2013; 25 (12): 643-652. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 80 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Wenn es ganz schwierig wird: CT, MRT und Szintigraphie bei Zahnerkrankungen Kerstin Gerlach, Anna Pelli Klinik für Pferde, Universität Leipzig Einleitung Nach der klinischen Untersuchung und in vielen Fällen nach einer Röntgendiagnostik ist weiterführende Bildgebende Diagnostik zur Untersuchung der Pferdezähne erforderlich. Dafür stehen verschiedene Modalitäten zur Verfügung, welche Vor- und Nachteile aufweisen. Im Vortrag werden diese vorgestellt und hinsichtlich im Bereich der Pferdebackenzähne und bei Vorkommen einer sekundären Sinusitis besprochen. Weiterhin wird herausgestellt, was es an aktuellen Forschungsergebnissen der letzten Jahre gibt. Ihrer Anwendbarkeit Für alle Befundungen wird einerseits der Zahn selber und auch die Zahnumgebung beurteilt. Folgende Kriterien können angewendet werden: Zahn: Beurteilung von Kontur und Struktur. Optimal können dabei mit manchen Verfahren die drei Zahnhartsubstanzen isoliert betrachtet werden. Die Pulpahöhlen werden in Form und Größe beurteilt und auch die Pulpa selber kann betrachtet werden. Zahnumgebung: unmittelbar werden der Alveolarknochen (Lamina dura), der parodontale Spalt (Ligamentum periodontale PDL) und die umgebende Spongiosa beurteilt. Sekundär werden die Nasen- und deren Nebenhöhlen ausgewertet. Für die Beurteilung dieser Strukturen könnte folgende Befundschemata angewendet werden (1): • periapikale Sklerose, apikale Abrundung, periapikaler Halo und Frakturen der Krone. • Gas in der Pulpa bei allen erkrankten Zähnen, vergrößerte Pulpen, unscharfe Pulpenbegrenzung, periapikales Gas, erweiterter Parodontalspalt, „verklumpte“ Wurzeln, Wurzelfragmentierung, periapikaler Halo und Zahnfrakturen, Infundibularveränderungen. des Alveolarknochens, periapikale Lysis Computertomographie Durch die Entwicklung verschiedener Techniken zur Untersuchung stehender Pferde hat sich diese relativ schnell durchzuführende Schnittbildtechnik (einige Minuten) mittlerweile etabliert. Was kann beurteilt werden? Zahn unterteilt nach den drei verschiedenen Hartsubstanzen Zement, Dentin und Schmelz Pulpahöhle, Pulpen, Infundibula Zahnfach unterteilt nach Lamina dura und PDL Nasennebenhöhlen Zusammengefasst können dezente Knochenveränderungen dünner Knochen gut dargestellt werden. Weichteile erscheinen wenig differenziert (fast alles isodens-grau). Abgrenzung von anderen Massen ist durchaus möglich. Blutungen sind gut erkennbar (solitär). Mittels CT können sekundäre Erkrankungen der Nasennebenhöhlen kategorisiert werden als (2): • • -Uni- oder bilateral -Mild (5-10 mm Schleimhautdicke, geringgradig Flüssigkeit), moderat (< 10 mm Schleimhautdicke, mittel-hochgradig Flüssigkeit, physiologische Knochen, geringgradige periostale Reaktionen oder Hyperostosis) oder hochgradig (verkäsendes Exsudat, Knochenverlust, Fisteln, Osteomyelitis, Zunahme des Sinusvolumens, Schwellungen) Aktuelle Studien werden vorgestellt (2, 3, 4). 82 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Abb. 2: In einem weiter dorsal gelegenen Schnitt fällt eine kleine hyperintense Struktur auf, die als Granulom angesprochen werden kann. Zusammenfassung CT-Untersuchungen am stehenden Pferd sind mittlerweile weit verbreitet und können aus strahlenschutzrechtlichen Gründen Röntgenuntersuchungen des Kopfes ergänzen oder auch ersetzen. Andere Verfahren stehen ebenfalls zur Verfügung, dauern aber deutlich länger. Literatur 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Liuti T, Smith S, Dixon PM. Radiographic, computed tomographic, gross pathological and histological findings with suspected apical infection in 32 equine maxillary cheek teeth (2012–2015). Equine Vet J. 2017;50(1):41-47.doi: 10.1111/evj.12729. Labbe KA, Allshouse KA, Gilmour LJ, Arnold CE, Whitfield-Cargile CM, Griffin CE. The prevalence of headshaking in horses with primary and secondary dental sinusitis and computed tomographic evidence of infraorbital canal pathology. Equine Vet J. 2023;doi.org/10.1111/evj.13924. Kau S, Failing K and Staszyk C Computed Tomography (CT)-Assisted 3D Cephalometry in Horses: Interincisal Angulation of Clinical Crowns. Front. Vet. Sci. 2020;7:434. doi: 10.3389/fvets.2020.00434. van Zadelhoff C, Liuti T, Dixon PM, Reardon RJM. Multidetector CT and cone-beam CT have substantial agreement in detecting dental and sinus abnormalities in equine cadaver heads. Vet Radiol Ultrasound. 2021;62:413–420. doi.org/10.1111/vru.12978. Müller P. In-Vitro-Untersuchungen von Pulpen der Pferdebackenzähne im Niederfeld-MRT, unveröffentlicht, 2023. Röttiger C, Hellige M, Ohnesorge B, Bienert-Zeit A. Magnetic resonance imaging and computed tomography of equine cheek teeth and adjacent structures: comparative study of image quality in horses in vivo, post-mortem and frozen- thawed. Acta Vet Scand.2019;61:62.doi.org/10.1186/s13028-019-0495-8. Szulakowski M, Mageed M, Steinberg T, Winter K, Gerlach K. Scintigraphic evaluation of cheek teeth in clinically sound horses. Vet Rec. 2019;185(15):481. doi: 10.1136/vr.105459. Kontakt Prof. Dr. Kerstin Gerlach; Klinik für Pferde, Universität Leipzig gerlach@vetmed.uni-leipzig.de 84 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Literatur 1. Dixon PM, Hawkes C, Townsend N. Complications of Equine oral surgery. Vet Clin Equine 24 (2009): 499-514 2. Reardon R. Exodontia complications and treatments. In Easley J, Dixon PM, du Toit N. Equine Dentistry and Maxillofacial Surgery. Cambridge Scholars Publishing 2022 S. 553-566 3. Nowak M, Schulte-Bahrenberg S. Zahnfachheilung. In Vogt C. Lehrbuch der Zahnheilkunde beim Pferd. Schattauer 2011 S. 222-232 Kontakt Dr. Carsten Vogt; Tierarztpraxis Ottersberg carsten.vogt@ewetel.net 86 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Fälle, bei denen aufgrund von mangelndem anatomischem Verständnis bzw. schlechter Auswertung des Bildmaterials nicht die richtigen Schlüsse gezogen werden und dadurch eine gezielte Therapie unterbleibt. des der vier letzten und Des Weiteren besteht bei Equiden bereits ohne pathologische Veränderungen eine große interindividuelle und altersbedingte Variabilität der Ausbildung der Nasennebenhöhlen, des Verlaufs des Septuum sinuum maxillarium den Nasennebenhöhlenkompartimenten. Diese komplexen anatomischen Verhältnisse erfordern vom behandelnden Tierarzt ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und detaillierte Kenntnisse der Anatomie, die er dann auf den erkrankten Patienten übertragen muss. Take Home Message Oberkieferbackenzähne Kontakts zu Trotz der genannten Herausforderungen bleibt abschließend festzuhalten, dass die Langzeitprognose für Nasennebenhöhlenerkrankungen beim Pferd (außer bei Neoplasien) nach konsequenter, teilweise operativer Behandlung gut ist. Literatur Auf Anfrage bei der Autorin. Kontakt PD Dr. Astrid Bienert-Zeit, Pferdeklinik Burg Müggenhausen, Heimerzheimer Strasse 18, 53919 Weilerswist. bienert-zeit@pferde-klinik.de 88 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ 5. Ostrowska J, Lindstroem L, Toth T, Hansson K, Uhlhorn M, Ley CJ. Computed tomography characteristics of equine 6. paranasal sinus cyst. Equine Vet J. 2020;52:538-546. DOI: 10.1111/evj.13212. Textor JA, Puchalski SM, Affolter VK, MacDonald MH, Galuppo LD, Wisner ER. Results of computed tomography in horses with ethmoid hematoma: 16 cases (1993-2005). J Am Vet Med Assoc. 2012;240(11):1338-44. DOI: 10.2460/javma.240.11.1338. 7. Dagmar Berner, Maren Heillige, Kerstin Gerlach, Manuel Iglesias-García, Gabriel Manso-Diaz. Differentiation of equine paranasal sinus cyst and progressvie ethmoid haematomata on computed tomographic images. Proceedings des EVDI Annual Congress, 14-17.09.2022, Edinburgh, Schottland, S. 29 8. Cissell DD, Wisner ER, Textor J, Mohr FC, Scrivani PV, Théon AP. Computed tomographic appearance of equine sinonasal neoplasia. Vet Radiol Ultrasound. 2012 . 2012;53(3):245-51. DOI: 10.1111/j.1740-8261.2011.01913.x. Kontakt Dr. Dagmar Berner; Royal Veterinary College, Hatfield (Vereinigtes Königreich) dberner@rvc.ac.uk 90 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ sollte bis zur vollständigen Regression der sichtbaren Pilzplaques wiederholt werden. Die Entfernung von infizierten Knochenanteilen ist ein elementarer Bestandteil einer erfolgreichen Therapie. Es ist zu empfehlen, bei Pferden mit nachgewiesenen Mykosen im Nasen- und Nasennebenhöhlensystem eine Heu- und Strohuntersuchung auf mögliche Pilze und Pilzsporen durchzuführen um die Infektionslast dieser Tiere zu prüfen. Literatur 1. Kendall A, Bröjer J, Karlstame et al. Enilconazole treatment of horses with superficial Aspergillus Spp. Rhinitis. J Vet Intern 2. Med 2008;22:1239–1242 Tremaine WH, Dixon PM. A long-term study of 277 cases of equine sinonasal disease. Part 1: Details of horses, historical, clinical and ancillary diagnostic findings. Equine Vet J. 2001;33(3):283-289 3. Dixon PM, Parkin TD, Collins N et al. Equine paranasal sinus disease: A long-term study of 200 cases (1997–2009): Treatments and long-term results of treatments. Equine Vet J. 2012;44(3):272-276 4. Simmen D, Briner HR, Schär G et al. Chronic mycoses of the paranasal sinuses--value of endonasal paranasal sinus 5. surgery. Laryngo- Rhino- Otologie 1998;77(8):444-453 Fiske-Jackson AR, Pollock PJ, Witte TH et al. Fungal sinusitis resulting in suspected trigeminal neuropathy as a cause of headshaking in five horses. Equine Vet Educ. 2012;24(3):126-133 6. McGorum BC, Dixon PM, Lawson GHK. A review of ten cases of equine mycotic rhinitis. Equine Vet Educ. 1992;4(1):8-12 7. Perkins JD, Windely Z, Dixon PM et al. Sinoscopic Treatment of Rostral Maxillary and Ventral Conchal Sinusitis in 60 Horses. Vet Surg. 2009;38:613-619 8. Dixon PM, O`Leary JM. A review of equine paranasal sinusitis: Medical and surgical treatments. Equine Vet Educ. 2011;24(3):143-158 Kontakt Dr. Antonia Troillet; Klinik für Pferde, Universität Leipzig troillet@vetmed.uni-leipzig.de 92 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Die Therapie von Pferden mit derart zystischen Veränderungen am Kieferknochen sowie deren postoperativer Verlauf werden im Vortrag dargestellt. Auf Zysten im Bereich der Nasennebenhöhlen wird nicht eingegangen. Take Home Message Zystische Veränderungen am Kiefer des Pferdes kommen selten vor. Gleichwohl sollten sie beim Leitsymptom Umfangsvermehrung am Kieferknochen als Differentialdiagnose in Betracht gezogen werden. Neben den gängigen Diagnostika wie Röntgen und Sonographie kann bei weniger eindeutigen Fällen die Computertomographie weitere wichtige Informationen liefern. Die abschließende Diagnose wird nach zytologischer und mikrobiologischer Untersuchung der Zystenflüssigkeit sowie der pathohistologischen Untersuchung des auskleidenden Gewebes der Zyste gestellt werden. In der Regel sind Zysten im Kieferknochen des Pferdes erfolgreich zu therapieren und haben langfristig eine sehr gute Prognose. Literatur Auf Anfrage bei der Autorin. Kontakt PD Dr. Astrid Bienert-Zeit, Pferdeklinik Burg Müggenhausen, Heimerzheimer Strasse 18, 53919 Weilerswist. bienert-zeit@pferde-klinik.de 94 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Fallbeispiele, Hilfestellung für die Praxis Frank Schellenberger Zu diesem Vortrag wurde kein Manuskript eingereicht. 96 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ berichtet. Die Folge wären zentralnervöse Störungen. Dies wurde von der Autorin bis jetzt nicht beobachtet. Nach der Injektion eines in die Nasen- und Nasennebenhöhle ragenden PEH wurde jedoch temporär exzessives Schnauben und Kopfschütteln beobachtet. Vermutlich kam es hier zu einer Reizung der Nasennebenhöhlenschleimhaut durch das nicht sofort abfließende Formalin. Take Home Message Der chronische Zustand vieler Nasennebenhöhlenerkrankungen ist prädisponierend für das Auftreten von Komplikationen. Die negativen Begleiterscheinungen, die im Rahmen von deren Therapie entstehen können, sind in vielen Fällen lokal begrenzt und gut therapierbar. Bei erfolgreicher Behandlung der Grunderkrankung sind auch entstandene Komplikationen häufig vollständig heilbar. Um das Komplikationsrisiko zu minimieren, sollte immer die minimalinvasivste Therapie gewählt werden. Dies ist in vielen Fällen eine transendoskopische Behandlung, da so der Zugang von außen über den infizierten Knochen vermieden wird. Literatur Auf Anfrage bei der Autorin. Kontakt PD Dr. Astrid Bienert-Zeit, Pferdeklinik Burg Müggenhausen, Heimerzheimer Strasse 18, 53919 Weilerswist. bienert-zeit@pferde-klinik.de 98 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Die Belastung sollte der Kondition und dem Ausbildungs- und Trainingszustand des Pferdes angepasst sein. Bei einem normalen Warmblutpferd ist nach einer Aufwärmung im Schritt eine Longenbelastung von ca. 10 Minuten Trab und 5 Minuten Galopp meist ausreichend. Es sollte dabei im Trab eine Herzfrequenz von 70- 120 Schlägen pro Minute, im Galopp eine Herzfrequenz zwischen 120-160/min erreicht werden. Rennpferde müssen eventuell auf der Bahn oder auf dem Laufband belastet werden. Bei maximaler Rennbelastung werden zwischen 210-240 Schläge pro Minute erreicht. Unmittelbar im Anschluss an die Belastung (Anhalten aus dem Galopp) sollte die Herzauskultation bis zum Erreichen der Ruhewerte durchgeführt werden. Die Herzfrequenz fällt normalerweise innerhalb der ersten 5 Minuten sehr schnell auf Werte unter 100/min ab und bis zum Erreichen der Ausgangsruhewerte dauert es ca. 20 Minuten. Nach Rennbelastung kann es jedoch auch bis zu einer Stunde dauern, bis die Ruhewerte wieder erreicht sind. Herz- und Atemfrequenz sollten alle 5 Minuten bis zur Beruhigung (Ausgangs-Ruhewerte) dokumentiert werden. Im Falle von Arrhythmien sollte die Diagnose durch ein Belastungs-(Telemetrie)-EKG abgesichert werden. Oft ist es sinnvoll, zusätzlich ein Langzeit-EKG anzufertigen. Die Änderung der Lautstärke eines Herzgeräusches bei Belastung bzw. bei hohen Herzfrequenzen hat keine Aussage bezüglich des Schweregrades oder der Bedeutung der zugrundeliegenden Klappeninsuffizienz, d.h. ein Geräusch, das nach Belastung leiser ist als in Ruhe, ist nicht automatisch weniger bedeutsam als ein Geräusch, das nach Belastung gleich laut oder sogar lauter als in Ruhe ist. Elektrokardiographische Untersuchung (EKG) – Treten bei der klinischen Untersuchung pathologische Arrhythmien auf bzw. ist eine Arrhythmie nicht eindeutig als physiologisch (z.B. AV-Block Grad II) einzustufen, sollte eine elektrokardiographische Untersuchung in Ruhe sowie während und nach einer angemessenen Belastung (z. B. an der Longe) durchgeführt werden. Letztere ermöglicht zusätzlich die Aufdeckung pathologischer Arrhythmien, die in der Beruhigungsphase, auftreten (z.B. Extrasystolen). Das EKG unmittelbar nach Belastung ist auch unter Praxisbedingungen durchführbar. Für die EKG-Überwachung während der Belastung ist dagegen ein Telemetrie- oder Holter-EKG-System erforderlich. teilweise nur während bzw. unmittelbar nach Belastung Um die Häufigkeit von Arrhythmien in Ruhe objektiv beurteilen zu können, sollte man ein Langzeit-EKG über 24 Stunden anfertigen. Auch bei nur phasenweise auftretenden Herzarrhythmien (paroxysmale Tachykardie, paroxysmales Vorhofflimmern/-flattern, Vorhof-/ Ventrikelextrasystolen) oder bei Verdacht auf herzbedingte Synkopen (Ohnmachtsanfälle) kann ein 24-Stunden Holter-EKG zur Diagnosefindung beitragen. Spezielle Analyseprogramme erleichtern nicht nur die EKG-Auswertung (z.B. farbliche Markierung von Arrhythmien), sondern ermöglichen darüber hinaus auch die Erhebung weiterer Parameter wie z.B. der Herzfrequenzvariabilität (HRV = heart rate variability) oder dem Erhohlungspuls (HRR = heart rate recovery). Echokardiographie - Die echokardiographischen Untersuchungen werden zur Beurteilung und Vermessung der Herzdimensionen (Herzhöhlen und Herzmuskulatur) sowie der Echogenität und der Bewegungsmuster einzelner Herzstrukturen (Herzklappen und Muskulatur) in verschiedenen Anschallpositionen in der B- und M- Mode Technik durchgeführt. Zusätzlich erfolgt mit der sogenannten Farbdopplertechnik die Darstellung und Vermessung normaler und pathologischer Blutflüsse (z.B. bei Klappeninsuffizienzen, Herzwanddefekten) im Herzen. Die Gewebedopplertechnik ermöglicht darüber hinaus die Vermessung regionaler und globaler Myokardgeschwindigkeiten und -verformungen, wodurch Bewegungsstörungen des Myokards aufgedeckt werden können. Es werden beim Gewebedoppler zwei Darstellungstechniken unterschieden, der gepulste oder Spektral-Gewebedoppler und der Farbgewebedoppler, die jeweils ein unterschiedliches Spektrum an Messparametern ermöglichen. Gerade bei Sportpferden mit Herzbefunden kann es sinnvoll sein, die Herzultraschalluntersuchungen auch direkt nach einer Belastung durchzuführen (Stressechokardiographie). Meist sind die echokardiographischen Untersuchungen in der Praxis nur einigen wenigen Spezialisten mit entsprechender Geräteausstattung vorbehalten. 100 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Verschiedene Studien zeigen, dass geringgradig herzkranke Pferde in den meisten Fällen weiterhin im Rahmen der ursprünglichen Nutzungsart eingesetzt werden können. Nach der Diagnose einer mittelgradigen Herzerkrankung mit Leistungsabfall werden viele Pferde vorsichtiger oder gar nicht mehr im Sport eingesetzt, bzw. auf eine weniger intensive Leistungsanforderung umgestellt. Die Besitzer dieser Pferde sehen dann meist keine weitere Verschlechterung des Allgemeinbefindens und erkennen bei dem Einsatz als Freizeitpferd keine kardiologischen Symptome mehr. In einigen Fällen können Pferden mit gering- bis mittelgradigen kardiologischen Befunden ohne Leistungsabfall über mehrere Jahre als Reitpferd, z. T. sogar im Sport, weiter eingesetzt werden. Dabei sollte bei diesen Pferden allerdings eine kontinuierliche kardiologische Überwachung durch den Haustierarzt in Zusammenarbeit mit einer speziell ausgerüsteten Klinik gewährleistet sein. Dagegen muß bei hochgradig herzkranken Pferden in den meisten Fällen auf einen weiteren Einsatz als Reitpferd verzichtet werden. Auch bei hochgradig herzkranken Pferden kann ein Therapieversuch gestartet werden. Ohne Behandlung oder bei ausbleibendem Behandlungserfolg muss aus Tierschutzgründen jedoch meist eine Euthanasie erfolgen. Langfristige Aussagen zur Entwicklung einer Herzerkrankung beim Pferd sind jedoch weiterhin schwierig. Aus diesem Grund raten wir bei Pferden mit Herzerkrankungen zu regelmässigen, ca. jährlich durchzuführenden, echokardiographischen Nachuntersuchungen. Bei hochgradigen Herzbefunden sollten die Untersuchungsabstände entsprechend kürzer gefasst werden. Literatur 1. Reef, V.B., Bonagura, J., Buhl, R., McGurrin, M.K.J., Schwarzwald, C.C., van Loon, G. and Young, L.E. (2014), Recommendations for Management of Equine Athletes with Cardiovascular Abnormalities. J Vet Intern Med, 28: 749-761. https://doi.org/10.1111/jvim.12340 Kontaktadresse Prof. Dr. Heidrun Gehlen; Klinik für Pferde der Freien Universität Berlin heidrun.gehlen@fu-berlin.de 102 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ mg/kg engegeben (5). In Deutschland ist zudem die intravenöse Anwendung von Chinidinsulfat beschrieben (7), welches in 1%iger Lösung als Dauertropfinfusion unter Sedation verabreicht wird und in spezialisierten Apotheken hergestellt werden kann. Die Tropfrate (80-150 Tropfen/min) wird dem Gewicht des Pferdes und der Verträglichkeit angepasst. Relativ häufige, dosis-unabhängige Nebenwirkungen von Chinidin beinhalten Lethargie und gastrointestinale Symptome wie Kolik, Flatulenz und veränderte Kotkonsistenz bis hin zur Diarrhoe. Diese treten besonders bei oraler Gabe auf, wobei eine Weiterführung der Therapie je nach Schweregrad der Nebenwirkungen möglich ist. Weiterhin sind Urtikaria, Tachykardie, Blutdruckabfall und Hufrehe beschrieben, die unter Umständen ein Abbrechen der Therapie erfordern. Das Auftreten einer Tachykardie beruht auf einer erhöhten atrioventrikulären Erregungsüberleitung und die Entwicklung ventrikulärer Arrhythmien kann schlimmstenfalls zum Kammerflimmern und zum plötzlichen Herztod führen, der in etwa 1 % behandelter Pferde beschrieben wurde (5). Eine Überwachung der Therapie mittels Dauer-EKG sollte daher bei der Gabe von Chinidin unbedingt erfolgen. Nebenwirkungen, die auf eine Toxizität von Chinidin hinweisen umfassen ein Anschwellen der Nasenschleimhaut, neurologische Symptome und eine Verlängerung der QRS-Komplexe im EKG. Auf diese Nebenwirkungen muss besonders geachtet werden, um eine sich entwickelnde Toxizität zu erkennen und die Therapie rechtzeitig abzubrechen. Ein intravenöser Zugang sollte in jedem Fall vorhanden sein und Notfallmedikamente wie Lidocain, Propranolol und Magnesium Sulfat (im Falle supraventrikulärer oder ventrikulärer Tachyarrhythmien), Epinephrin (im Falle einer Hypotension), Natriumbicarbonat (zur Senkung der Chinidin-Blutspiegel im Falle schwerwiegender Nebenwirkungen) und schnellwirksame Glukokortikoide (im Falle anaphylaktischer Reaktionen) sollten bereitgehalten werden (5,8). Alternative medikamentöse Behandlungen mit Antiarrhythmika wie Flecainid und Amiodaron sind beschrieben, finden aber aufgrund geringerer Erfolgsraten und, bei Flecainid, schwerer Nebenwirkungen bisher keine weit verbreitete Anwendung (5). Neuere Antiarrhythmika mit spezifischer Wirkung auf die Ionenkanäle der Vorhöfe zeigen mögliche zukünftige Alternativen für die medikamentöse Behandlung des Vorhofflimmerns auf (5). Erfolgreich kardiovertierte Pferde erreichen in der Regel ihren vorherigen Leistungsstand (1), allerdings tritt eine Reversion zum Vorhofflimmern bei einem nicht unwesentlichen Teil (15-39 %) der behandelten Pferde auf. Die Reversion beruht vermutlich auf dem Weiterbestehen von Triggerfaktoren sowie Remodelingvorgängen, und kommt vermehrt bei Pferden mit länger bestehendem Vorhofflimmern vor (5). Wiederholte medikamentöse Behandlungen mit Chinidin sind möglich, allerdings bietet sich nach erfolgloser medikamentöser Therapie ein Therapiewechsel zur Elektrokardioversion an. Verschiedene begleitende Therapieansätze, die eine dauerhafte Kardioversion befördern sollen, beinhalten die Vorbehandlung mit ACE-Hemmern oder Propafenon (7), die Gabe von Digoxin begleitend zur Chinidintherapie (8) und die Nachbehandlung mit verschiedenen Antiarrhythmika (z.B. Sotalol), Glukokortikoiden und ACE-Hemmern (5). Nach erfolgreicher Kardioversion sollte das Pferd über weitere 24h mittels klinischer Untersuchung und EKG überwacht werden, allerdings tritt eine unmittelbare Reversion zum Vorhofflimmern aufgrund persistierender Wirkstoffspiegel selten auf. Das Auftreten prämaturer Vorhofdepolarisationen oder episodischer Vorhoftachykardie, sowie eine weiterbestehende Minderung der echokardiografisch beurteilten Vorhoffunktion ist im Hinblick auf eine Reversion prognostisch ungünstig (9). Je nach Dauer des Vorhofflimmerns vor Kardioversion sollte eine Ruhepause von mindestens einigen Tagen bis üblicherweise mehreren Wochen eingehalten werden, um eine Umkehr des Remodelings zu erreichen und damit das Risiko einer Reversion zu minimieren (5). Pferdebesitzer können lernen, den Herzrhythmus ihrer Pferde durch Auskultation, Palpation, Herzfrequenz-Monitoring oder sogar EKG zu überwachen, um eine Reversion möglichst schnell zu bemerken. Ist eine Kardioversion nicht möglich (z.B. aufgrund einer bestehenden kardialen Grunderkrankung) oder wird nicht durchgeführt, sollte vor einer weiteren Nutzung des Pferdes in jedem Fall ein Belastungs-EKG abgeleitet werden. Bei Auftreten von Herzfrequenzen größer 220/min oder ventrikulären Arrhythmien wird von der Nutzung eines Pferdes mit bestehendem, nicht kardiovertiertem, Vorhofflimmern abgeraten (1). 104 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Treatment of atrial fibrillation: what and when is the benefit of transvenous electrical cardioversion? Gunther van Loon Department of Internal Medicine, Reproduction and Population Medicine, Ghent University Zu diesem Vortrag wurde kein Manuskript eingereicht. 106 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ 3D mapping and ablation: a revolution in the treatment of equine arrhythmias Gunther van Loon Department of Internal Medicine, Reproduction and Population Medicine, Ghent University Zu diesem Vortrag wurde kein Manuskript eingereicht. 108 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Literatur 1. Hindricks G, Potpara T, Dagres N, Arbelo E. 2020 ESC Guidelines for the diagnosis and management of atrial fibrillation developed in collaboration with the European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS): The Task Force for the diagnosis and management of atrial fibrillation of the European Society of Cardiology (ESC) Developed with the special contribution of the European Heart Rhythm Association (EHRA) of the ESC. Eur Heart J. 2021 Feb 1;42(5):373-498. doi: 10.1093/eurheartj/ehaa612. PMID: 32860505. Kontakt PD Dr. Timm Seewöster; Herzzentrum Leipzig Timm.Seewoester@helios-gesundheit.de 110 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Fallbericht – Arrhythmien beim Pferd Corinna Arnold, Katharina L. Lohmann Klinik für Pferde, Universität Leipzig Einleitung Die Fallvorstellungen umfassen ausgewählte Fälle aus dem Patientengut der Klinik für Pferde, welche mit Arrhythmien unterschiedlicher Art und Genese diagnostiziert wurden. Im Folgenden werden Vorstellungsgrund, klinische, labormedizinische und elektrokardiographische Befunde sowie die eingeleitete Therapie beschrieben, sowie Ausblicke auf den weiteren Verlauf und die mit der Nutzung verbundenen Empfehlungen gegeben. Fallberichte Fall 1: Der erste Fall beschreibt eine 16-jährige KWPN-Stute, die aufgrund einer Kolik nach Futterumstellung vorgestellt wurde. Im Rahmen des Kolikuntersuchungsganges wurde eine milde Obstipatio coli ascendentis, sowie im Bereich einer ca. 6 Wochen zurückliegenden, mittlerweile eitrigen, Verletzung an der Schulter eine fistulierte Absprengfraktur des Humerus diagnostiziert. Während des weiteren Klinikaufenthaltes fiel das Pferd mit einer Tachykardie (Herzfrequenz 104/min) auf, deren Ursache klinisch nicht ermittelt werden konnte. Ein abgeleitetes EKG ergab eine anhaltende ventrikuläre Tachykardie, welche mit Lidocain (dreimaliger Bolus à 0,5 mg/kg alle 5 Minuten, anschließend 0,05 mg/kg/min als Dauertropfinfusion) behandelt wurde. Die Echokardiographie ergab keine auffälligen Befunde. Die labormedizinische Blutuntersuchung ergab eine erhöhte Konzentration des Troponins-I (zunächst 0,08 ng/ml, später 1,54 ng/ml, bis zur Entlassung Rückkehr in den Referenzbereich < 0,03 ng/ml), die Vitamin-E- und Selenkonzentrationen befanden sich im Normbereich und die Bestimmung von Digoxin und Digitoxin ergab Werte unter der Nachweisgrenze. Eine Myokarditis wurde daher als Ursache der ventrikulären Tachykardie vermutet. Unter der Lidocain-Infusion kehrte das Pferd allmählich in den Sinusrhythmus zurück. Die Therapie umfasste zusätzlich nichtsteroidale Antiphlogistika (Flunixin), Antibiotika und Ruhe. Im Nachgang erfolgten mehrere Kontrolluntersuchungen mittels Langzeit- und Belastungs-EKG, in denen noch isolierte ventrikuläre Extrasystolen in abnehmender Häufigkeit darstellbar waren. Etwa 5 Monate nach dem Auftreten der ventrikulären Tachykardie verlief das Belastungs-EKG weitestgehend unauffällig und die reiterliche Nutzung wurde schrittweise wieder aufgenommen. Fall 2: Ein 19-jähriger Araber-Wallach wurde zur diagnostischen Abklärung eines Herzgeräusches vorgestellt. Die klinische Untersuchung ergab einen hyperkinetischen Puls, regelmäßig unregelmäßige Herztöne und Pulswellen sowie ein holodiastolisches, melodisches Herzgeräusch Grad 4/6 mit Punktum maximum über der Aortenklappe. Echokardiographisch wurde eine hochgradige Aortenklappeninsuffizienz mit linksventrikulärer Dilatation sowie eine geringgradige Mitralklappeninsuffizienz diagnostiziert. Zur Abschätzung eines mit der Nutzung des Pferdes verbundenen Risikos wurde ein Belastungs-EKG abgeleitet, welches mehrere verfrüht einfallende Herzaktionen, gekennzeichnet durch vergrößerte QRS-Komplexe und eine verkürzte P-Q-Strecke ergab. Es wurde das Bestehen eines ‚Accessory Pathways‘ im Sinne einer zusätzlichen Überleitungsbahn zwischen den Atrien und Ventrikeln diagnostiziert. Aufgrund des damit verbundenen erhöhten Risikos ventrikulärer Arrhythmien insbesondere unter Belastung wurde von einer künftigen reiterlichen Nutzung des Pferdes abgeraten. Um dem Fortschreiten der bestehenden Klappeninsuffizienzen und der damit verbundenen Linksherzdilatation entgegenzuwirken, wurde eine Behandlung mit Benazepril (0,5 mg/kg SID p.o.) eingeleitet. Fall 3: Eine 14-jährige Friesen-Stute wurde aufgrund von wässriger Diarrhoe, Apathie und Inappetenz vorgestellt. Die labormedizinische Untersuchung ergab eine hochgradige dekompensierte metabolische Azidose sowie eine Hyponatriämie, Hypochloridämie und Hypokaliämie. Es wurde eine renale tubuläre Azidose Typ I (distale Form) diagnostiziert und die Behandlung mittels angepasster Elektrolytinfusion insbesondere unter Substitution von Bikarbonat und Kalium eingeleitet. Trotz dieser Substitution sank die Blutkaliumkonzentration unter die Nachweisgrenze und das Pferd zeigte schließlich eine anhaltende 112 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Epistaxis & Petechien – vielleicht doch eine Störung der Blutgerinnung? Katja Roscher Klinik für Pferde, Innere Medizin; Justus-Liebig-Universität; Gießen Die Blutgerinnung beruht auf zwei Hauptprinzipien, dem durch die Thrombozyten zellvermittelten System sowie der plasmatischen Kaskade. Historisch wurden zwei getrennte Wege der plasmatischen Kaskade etabliert: Der endogene Weg mit der Interaktion von Gerinnungsfaktoren und einer äußeren Oberfläche und der exogene Weg mit der Interaktion von Gewebefaktoren und den plasmatischen Gerinnungsfaktoren (insbesondere Faktor VII und X). Heute besteht ein weitgehender Konsens darüber, dass die Gerinnung ein Zusammenspiel zwischen dem extrinsischen Weg und den Blutplättchen ist (1). Eine Blutungsneigung kann somit auf eine verminderte Zahl und/oder gestörte Funktion der Thrombozyten, eine Hemmung der plasmatischen Gerinnung oder eine Kombination zurückzuführen sein. Thrombozyten Für hämatologische Untersuchungen wird standardisiert als Antikoagulans K3-EDTA verwendet, welches jedoch eine Aggregation von Thrombozyten einhergehend mit falsch niedrigen Zellzahlen verursachen kann. Dieses als EDTA-induzierte Pseudothrombozytopenie (EDTA-PTCP) bezeichnete Phänomen tritt beim Menschen und in ca. 5 % der Pferdepopulation auf (2). Die Verwendung von Zitrat als Antikoagulans verhindert zwar die Aggregation, allerdings sind Zellzahlen der Thrombozyten lediglich über ca. 8-12 Stunden stabil, so dass dieses Verfahren in der täglichen Praxis kaum einsetzbar scheint (3). Erste eigene Daten unter Verwendung einer Kombination antikoagulatorischer Substanzen (CTAD = Citrate-Theophyllin-Adenosin- Dipyridamole) zeigen vielversprechende Ergebnisse für hämatologische Untersuchungen beim Pferd. Grundsätzlich besteht bei der Thrombozytenzahl ein rasseabhängiger Unterschied mit höheren Zellzahlen bei Kleinpferden im Vergleich zu Warmblütern. So können sowohl bei einem rasseübergreifenden als auch einem anhand von Warmblütern erstellten Referenzintervall Messwerte am unteren Referenzlimit bei einem Kleinpferd bereits auf eine bestehende Thrombozytopenie hinweisen (4). Thrombozytopenien sind beim Pferd mit einer Prävalenz von 3,4 % im Vergleich mit anderen Spezies deutlich seltener. Da es sich bei vorgenannter Zahl um bereits vorselektiertes Patientenmaterial einer internistischen Klinik handelt, ist anzunehmen, dass die Prävalenz in der gesamten Pferdepopulation deutlich geringer ist. In Verbindung mit systemischen Entzündungen sowie Neoplasien ist eine Thrombozytopenie negativ prognostisch. Der Schweregrad der Thrombozytopenie lässt jedoch keine Rückschlüsse auf das Überleben zu. Klinische Blutungsanzeichen (z. B. Petechien, Epistaxis) waren bei erstaunlich wenig Patienten (8/60) nachweisbar. Das Vorhandensein von Blutungen war mit hoher Sicherheit (Likelihood ratio = 13) erst bei einer sehr niedrigen Thrombozytenzahl von < 16 x109/l (Referenz >90 x109/l) vorhersagbar. Dies bedeutet, dass auch Patienten ohne Blutungen hochgradige Thrombozytopenien aufweisen können (2). Die pathophysiologische Ursache der Thrombozytopenie kann eine verminderte Bildung im Knochenmark z. B. bei der equinen infektiösen Anämie (5) oder bei einer Neoplasie, ein erhöhter Verbrauch z. B. im Rahmen einer Blutung oder einer disseminierten intravasalen Koagulopathie (DIC) (6), eine immunvermittelte Zerstörung der Zellen (7-9) oder eine Kombination aus mehreren Ursachen sein. Eine Therapie der Thrombozytopenie beruht zumeist auf der Behandlung der Grunderkrankung (Blutung, DIC), wobei Bluttransfusionen beim erwachsenen Großpferd aufgrund mangelnder Verfügbarkeit ausreichender Volumina meist nicht realisierbar sind. Bei den immunvermittelten Erkrankungen kann eine Therapie mit Glukokortikoiden (Dexamethason 0,08-0,2 mg/kg/d, Prednisolon 1-2 mg/kg/d) positive Effekte haben. Eine Blutungsneigung durch eine gestörte Thrombozytenfunktion ist beim Pferd bisher nicht beschrieben. Plasmatische Gerinnung Labordiagnostisch lässt sich die plasmatische Gerinnung beim Pferd mit den beiden Globaltests Prothrombinzeit (PT, auch Quick) und aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) evaluieren. Als Messeinheit 114 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Literatur 1. Monroe DM, Hoffman M. What does it take to make the perfect clot? Arterioscler Thromb Vasc Biol. 2006;26:41–48. 2. Hübers E, Bauer N, Fey K, Moritz A, Roscher K. Thrombopenie beim Pferd. Tierarztliche Praxis. Ausgabe G. 2018;46:73– 79. 3. Prins M, van Leeuwen MW, Teske E. Stability and reproducibility of ADVIA 120-measured red blood cell and platelet parameters in dogs, cats, and horses, and the use of reticulocyte haemoglobin content (CH®) in the diagnosis of iron deficiency. Tijdschr Diergeneeskd. 2009;134:272–78. 4. Roscher K. Thrombozyten der Equiden - ein unterschätzter Biomarker?: [Platelets in equids-an underrated biomarker?]. 1st ed. Gießen: DVG Service GmbH; 2019. 5. Crawford TB, Wardrop KJ, Tornquist SJ, et al. A primary production deficit in the thrombocytopenia of equine infectious anemia. J Virol. 1996;70:7842–50. 6. Monreal L, Angles AM, Espada Y, Monasterio J, Monreal M. Hypercoagulation and hypofibrinolysis in horses with colic and DIC. Equine Vet J Suppl. 2000:19–25. 7. Buechner-Maxwell V, Scott MA, Godber L, Kristensen AT. Neonatal Alloimmune Thrombocytopenia in a Quarter Horse Foal. J Vet Intern Med. 1997;11:304–08. 8. Perkins GA, Miller WH, Divers TJ, et al. Ulcerative dermatitis, thrombocytopenia, and neutropenia in neonatal foals. J Vet Intern Med. 2005;19:211–16. 9. Ramirez S, Gaunt SD, McClure JJ, Oliver J. Detection and effects on platelet function of anti-platelet antibody in mule foals with experimentally induced neonatal alloimmune thrombocytopenia. J Vet Intern Med. 1999;13:534–39. 10. Brooks MB. Equine coagulopathies. Vet Clin North Am Equine Pract. 2008;24:335-55. 11. Terachi T, Inoue Y, Ashihara N, et al. Plasma vitamin K concentration in horses supplemented with several vitamin K homologs. Journal of animal science. 2011;89:1056–61. Kontakt PD Dr. Katja Roscher; Klinik für Pferde - Innere Medizin, Gießen Katja.Roscher@vet.jlug.de 116 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ 40 I.E. Anti-Xa/kg KGW zu empfehlen. Bei Neonaten zeigen Untersuchungen mit Dalteparin, dass mutmaßlich eine Dosierung von 100 I.E. Anti-Xa/kg KGW, 2x täglich notwendig ist (19). Die Vitamin K-Antagonisten stellen für die längerfristige Therapie eine kostengünstige Alternative dar, aufgrund ihres verzögerten gerinnungshemmenden Wirkungseintrittes von ca. 3 Tagen sind sie für eine Soforttherapie oder Prophylaxe ungeeignet. Die Wirkung muss für jeden Patienten individuell eingestellt und regelmäßig labordiagnostisch kontrolliert werden. Zur Kontrolle findet die Prothrombinzeit (PT, auch Quick) bzw. der besser standardisierte daraus berechnete Wert die INR (International Normalized Ratio) Anwendung: Zielwert einer Gerinnungshemmung ohne deutlich erhöhtes Risiko von unerwünschten Blutungen ist eine INR von 2-3. Für die Untersuchung wird Zitratplasma mit einem Mischverhältnis 1:10 benötigt, dies bedeutet, dass eine exakte Befüllung der Blutröhrchen unerlässlich ist. Für die weitere Verwendung muss das Blut innerhalb von 4 Stunden zentrifugiert und analysiert werden. Liegen zwischen Blutentnahme und Analyse mehr als 4 Stunden, muss das Plasma eingefroren und gefroren gelagert bzw. versendet werden. Folgendes Therapieschema ist zur Anwendung von Phenprocoumon beim Pferd möglich: Tag 0: INR-Bestimmung; 0,08-0,16 mg/kg Phenprocoumon p.o. (40-80 mg/500 kg) • Tag 1: Dosis halbieren, weiter mit halber Dosierung bis Tag 4/5 Tag 4/5: INR-Bestimmung, Dosisanpassung • • • Kontrollen alle 4-5 Tage bis Zielwert INR 2-3 erreicht • Kontrollen INR später 1-2x/Monat Aufgrund der Blutungsneigung ist das Management des Pferdes entsprechend zu gestalten, um Verletzungen vorzubeugen. Sollten Blutungen auftreten, ist eine Behandlung mit Vitamin K1 möglich, Details hierzu finden sich in der Zusammenfassung des weiteren Vortrages zu Gerinnungsstörungen beim Pferd. Die Hemmung der Thrombozytenfunktion ist beim Pferd mit Acetylsalicylsäure (ASS) und Clopidogrel möglich. Der gerinnungshemmende Effekt von ASS (5 mg/kg 1x tgl. p.o.) scheint beim Pferd jedoch deutlich geringer ausgeprägt, zudem gibt es Hinweise auf einen Anteil von ca. 30 % Non-Respondern (21). Auch höhere Dosierungen von bis zu 20 mg/kg konnten keine Steigerung der Funktionshemmung bewirken (22), so dass insgesamt der erfolgreiche Einsatz von ASS fraglich erscheint. Die Verwendung von Clopidogrel (loading dose: 6 mg/kg/d p.o., Erhaltung: 1-1,5 mg/kg/d p.o.) führt bei klinisch unauffälligen, erwachsenen Pferden innerhalb von 4-6 Stunden zu einer mit dem Menschen vergleichbaren Funktionshemmung der Thrombozyten (23). Weder für ASS noch für Clopidogrel liegen Daten zur Anwendung bei systemisch kranken Pferden vor. Literatur 1. Feige K, Schwarzwald CC, Bombeli T. Comparison of unfractioned and low molecular weight heparin for prophylaxis of coagulopathies in 52 horses with colic: a randomised double-blind clinical trial. Equine Vet J. 2003;35:506–13. 2. Dunkel B, Chan D, Boston RC, Monreal L. Association between Hypercoagulability and Decreased Survival in Horses with Ischemic or Inflammatory Gastrointestinal Disease. J Vet Intern Med. 2010;24:1467–74. 3. Brooks AC, Menzies-Gow NJ, Wheeler-Jones CP, et al. Endotoxin-induced activation of equine platelets: evidence for direct activation of p38 MAPK pathways and vasoactive mediator production. Inflamm Res. 2007;56:154–61 4. Hübers E-F. Einfluss einer LPS-Gabe auf die zelluläre und plasmatische Gerinnung bei klinisch unauffälligen erwachsenen Pferden und Ponys. Dissertation. Èdition scientifique; 2019. 5. Ehrmann C, Engel J, Moritz A, Roscher K. Assessment of platelet biology in equine patients with systemic inflammatory 6. 7. response syndrome. J Vet Diagn Invest 2021;33:300–07. Theuerkauf K, Obach-Schröck C, Staszyk C, Moritz A, Roscher KA. Activated platelets and platelet-leukocyte aggregates in the equine systemic inflammatory response syndrome J Vet Diagn Invest 2022;34:448–57. Traub-Dargatz JL, Dargatz DA. A retrospective study of vein thrombosis in horses treated with intravenous fluids in a veterinary teaching hospital. J Vet Intern Med. 1994;8:264–66. 8. Dolente BA, Beech J, Lindborg S, Smith G. Evaluation of risk factors for development of catheter-associated jugular thrombophlebitis in horses: 50 cases (1993-1998). J Am Vet Med Assoc. 2005;227:1134–41. 9. Brianceau P, Divers TJ. Acute thrombosis of limb arteries in horses with sepsis: five cases (1988-1998). Equine Vet J. 2001;33:105–09. 10. Cotovio M, Monreal L, Armengou L, et al. Fibrin deposits and organ failure in newborn foals with severe septicemia. J Vet Intern Med. 2008;22:1403–10. 11. Cotovio M, Monreal L, Navarro M, et al. Detection of fibrin deposits in tissues from horses with severe gastrointestinal disorders. J Vet Intern Med. 2007;21:308–13. 118 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

Pferd ___________________________________________________________________________________________________________ Fallbericht – Kardiologie Pferd Corinna Arnold, Katharina L. Lohmann Klinik für Pferde, Universität Leipzig Einleitung Die nachfolgend vorgestellten Fälle entstammen dem Patientengut der Klinik für Pferde und betreffen drei Friesenpferde mit hochgradigen, teils erworbenen, teils angeborenen, kardialen Anomalien, welche zu erheblichen Beeinträchtigungen des peripheren Kreislaufs und dekompensierter Herzinsuffizienz führten. In allen drei Fällen konnten echokardiographisch eindrucksvolle von der Norm abweichende Befunde erhoben werden, die Hinweise auf die Ätiologie der bestehenden Problematik lieferten. Fallberichte Fall 1: Ein 18-jähriger Friesenwallach wurden zur kardiologischen Diagnostik vorgestellt. Vorberichtlich war das Pferd mit reduziertem Allgemeinverhalten, Gewichtsverlust und Ödembildung aufgefallen. Die klinische Untersuchung ergab neben dem hochgradigen Unterbrust-, Unterbauch- und Präputialödem einen positiven Venenpuls und eine Beeinträchtigung des peripheren Kreislaufs. Die Herzfrequenz betrug 68 Schläge/min und es war ein systolisches Herzgeräusch Grad 2/6 mit Punktum maximum links über der Aortenklappe auskultierbar. Sonographisch konnte ein hochgradiger Aszites und ein geringgradiger Hydrothorax festgestellt werden. Echokardiographisch wurde eine hochgradige Trikuspidalklappeninsuffizienz mit deutlicher Dilatation des rechten Atriums und Ventrikels diagnostiziert. Im linksventrikulären Ausflusstrakt konnte eine Verbindung zwischen Aortenwurzel (Sinus valsalvae) und rechtem Atrium dargestellt werden, sodass die Diagnose einer aorto-kardialen Fistel gestellt wurde, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ursache der klinisch dekompensierten Rechtsherzinsuffizienz darstellte und infolge einer Aortenruptur in diesem Bereich mit nachfolgendem Einbruch in den rechten Vorhof entstanden sein kann. Aufgrund des klinischen Zustandes des Pferdes und der schlechten Prognose in Bezug auf die aorto-kardiale Fistel erfolgte die Euthanasie des Pferdes. Fall 2: Eine 3-jährige Friesenstute wurde mit dem Verdacht einer atypischen Weidemyopathie überwiesen, da das Pferd eine Tachykardie (80 Schläge/min), Bewegungsunlust und Tremor zeigte. Die klinische Untersuchung ergab einen positiven Venenpuls sowie einen minderkräftigen arteriellen Puls bei schlechter Gefäßspannung und -füllung. Es konnte ein systolisches Herzgeräusch Grad 4/6 mit Punktum maximum über der Pulmonalklappe auskultiert werden. Sonographisch konnte ein Thorax- sowie Bauchhöhlenerguss und eine fleckige Zeichnung des Leberparenchyms mit dem Verdacht einer Stauungsleber festgestellt werden. Die labormedizinische Untersuchung ergab eine Anämie und Hypoproteinämie, höchstwahrscheinlich aufgrund einer akuten Blutung, diverse Elektrolytverschiebungen, eine verminderte Eisenkonzentration und eine Hyperglykämie. Im abgeleiteten EKG wurde eine ventrikuläre Tachykardie (Herzfrequenzbereich 90-100/min) festgestellt. Echokardiographisch ergab sich eine hochgradige Dilatation des rechten Herzens (Atrium und Ventrikel), eine mittelgradige Trikuspidalklappeninsuffizienz, eine hochgradige Pulmonalklappeninsuffizienz und ein Perikarderguss. In dem umgebenden Bereich der Aorta konnte ein Pseudoaneurysma dargestellt werden, welches den Truncus pulmonalis nahezu vollständig komprimierte und damit mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ursache der Rechtsherzinsuffizienz darstellte. Zusammenfassend wurde die Verdachtsdiagnose einer Aortenruptur im Bereich des Ligamentum arteriosum gestellt, wie sie bei Friesenpferden im Vergleich zu anderen Pferderassen gehäuft auftritt und in der Folge zur Ausbildung einer aorto-pulmonalen Fistel führen kann (1,2). Eine solche Fistelbildung in die Pulmonalarterie war im vorliegenden Fall nicht nachweisbar. Der klinische Zustand des Pferdes verschlechterte sind, mit zunehmender Ausbildung von ventralen Ödemen und weiterhin bestehender paroxysmaler ventrikulärer Tachykardie. Es konnte trotz antiarrhythmischer Therapie (Lidocain 0,5 mg/kg dreimalig als Bolus alle 5 Minuten, anschließend 0,05 mg/kg/min als Dauertropfinfusion) keine dauerhafte Rückkehr in den Sinusrhythmus erreicht werden. Auch in diesem Falle erfolgte nach Abwägung der klinischen Befunde und der schlechten Prognose die Euthanasie des Pferdes. In der anschließenden pathologischen Untersuchung konnte die Verdachtsdiagnose einer 120 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Schwerpunkt 12th International Conference on Equine Reproductive Medicine – 12th ICERM LBH: Proceedings 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2 Rackwitz R, Truyen U (Hrsg.) 122 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ exaggerated. Frequent washing with Betadine® and other disinfectant solutions is even contraindicated, as this damages the normal bacterial penis flora. Nowadays, only washing with water is recommended if necessary. Nearly all specifically evaluated medications proved to be well tolerated regarding a stallion's suitability for breeding. The exception are all hormonal substances, including testosterone and anabolic steroids, which can lead to spermatogenesis disorders if used frequently and with high doses. The stallion's deworming program does not differ from that of other horses. The suspicion that certain deworming pastes could have a negative effect on semen quality or fertility has not been scientifically confirmed. On the contrary, a study by Janett et al. (2001) even showed that after application of the deworming paste Eqvalan® with the active ingredient ivermectin, there was a 5 - 10% improvement in semen quality and freezability; the reasons for this are unknown. Infectious diseases Especially for stallions that are in intensive or frequent contact with other horses, a close-meshed vaccination program against influenza is recommended, i.e., 2 vaccinations should be carried out annually after basic immunization. In view of the constant threat posed by EHV (equine herpes virus) type 1 and 4, immunization should also be considered in this regard. For this purpose, it is generally recommended that basic immunization is carried out twice and then a booster vaccination is administered annually shortly before the breeding season. EVA (equine viral arteritis) vaccination should also be considered in countries where vaccines are available. Timing (career planning) In most breeding programs, a stallion must be recognized or licensed by the respective association before he can be used for breeding. This usually takes place as part of a stallion approval and from the age of three on but can also only take place in view of his performance record. The importance of artificial insemination has increased significantly in recent years, particularly in the breeding of sport horses. However, the absence of these stallions from the station for training and competition purposes also severely restricts the supply of fresh and chilled semen during the breeding season. The production of frozen semen is therefore increasingly preferred. An important prerequisite to produce frozen semen is good quality fresh semen. Due to the individual variability of semen quality, only about 80% of all breeding stallions produce semen that leads to similar pregnancy rates per season after freezing and thawing as after fresh semen insemination, i.e., it can be observed that certain stallions are better suited to the freezing process ("good freezers") than others ("poor freezers"), regardless of the quality of the fresh semen. In addition to the density and motility of the fresh semen and the method of semen processing (dilution, centrifugation, packaging, freezing speed, duration, and temperature during thawing, etc.), the time of year and the management of the stallion (e.g., exercise, collection frequency) are also considered to be possible factors influencing cryopreservation. For organizational reasons, frozen semen is mainly produced in the winter months (outside the physiological reproduction period) during the "vacation period" of the sport stallions and during breaks in training due to injury. However, it has been showed by Janett et al. (2003) and Wach-Gygax et al. (2017), that clear seasonal differences occur in semen quality and freezability, and that cryopreservation of stallion semen should preferably be performed in autumn. Contact address PD Dr. Dominik Burger; Swiss Institute of Equine Medicine, University of Bern, Switzerland 124 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ stability of the cropreserved sperm samples at elevated subzero temperatures can be increased by adding synthetic polymers to the freezing extender. Conclusion Cryopreservation of stallion semen is a procedure which involves many individual variables, as well as possibilities for improving semen quality post-thaw. In any case semen cryopreservation is a process susceptible to errors. A thorough quality control program is mandatory for monitoring and evaluating cryopreservation outcomes and procedures on a regular basis and make adjustments if necessary. Literature 1. Aurich J, Kuhl J, Tichy A, Aurich C (2020). Efficiency of semen cryopreservation in stallions. Animals 10:1033. 2. Oldenhof H, Heutelbeck A, Blässe AK, Bollwein H, Martinsson G, Wolkers WF, Sieme H (2015). Tolerance of spermatozoa to hypotonic stress: role of membrane fluidity and correlation with cryosurvival. Reprod Fertil Dev 27:285-293. 3. Oldenhof H, Bigalk J, Hettel C, de Oliveira Barros L, Sydykov B, Bajcsy ÁC, Sieme H, Wolkers WF (2017). Stallion sperm cryopreservation using various permeating agents: Interplay between concentration and cooling rate. Biopreserv Biobank 15:422-431. 4. Schulz M, Risopatrón J, Uribe P, Isachenko E, Isachenko V, Sánchez R (2020). Human sperm vitrification: A scientific report. Andrology 8:1642-1650. 5. Consuegra C, Crespo F, Dorado J, Diaz-Jimenez M, Pereira B, Ortiz I, Hidalgo M (2019). Vitrification of stallion sperm using 0.25 ml straws: Effect of volume, concentration and carbohydrates (sucrose/trehalose/raffinose). Anim Reprod Sci 206:69-77. 6. Pruß D, Yang H, Luo X, Liu D, Hegermann J, Wolkers WF, Sieme H, Oldenhof H (2021). High-throughput droplet vitrification of stallion sperm using permeating cryoprotective agents. Cryobiology 101:67-77. 7. Prell M, McCue PM, Moffett P, Graham JK (2018). Evaluation of cooled-storage after thawing frozen stallion semen. J 8. Equine Vet Sci 66. Lühr J, Oldenhof H, Bigalk J, Martinsson G, Burger D, Sieme, H (2018). Evaluation of fertilization capacity of cryopreserved stallion sperm, directly after thawing and after cooled storage. J Equine Vet Sci 66. 9. Uhlmannsiek L (2022): Stability of cryopreserved stallion sperm during storage in dry ice. DVM thesis, University of Veterinary Medicine Hannover 10. El-Shalofy A, Gautier C, Khan Y, Aurich J, Aurich C (2023). Shipping duration and temperature influence the characteristics of cryopreserved horse semen stored in different shipping devices for up to 14 days. Anim Reprod Sci 256:107307. Contact address Dr. Anna Tönissen; Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Reproduktionsmedizinische Einheit der Kliniken anna.toenisen@tiho-hannover.de 126 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ The role of epigenetics on endometrosis in the mare Joana Alpoim-Moreira1,2, Anna Szóstek-Mioduchowska3, Maria Rosa Rebordão1,2,4, Dariusz J. Skarzynski3,5, Graça Ferreira-Dias1,2 1CIISA- Center for Interdisciplinary Research in Animal Health, Faculty of Veterinary Medicine, University of Lisbon, Portugal; 2Associate Laboratory for Animal and Veterinary Sciences (AL4AnimalS), Lisbon, Portugal; 3Institute of Animal Reproduction and Food Research, Polish Academy of Sciences, Olsztyn, Poland; 4Polytechnic University of Coimbra, Coimbra Agriculture School, Bencanta, Coimbra, Portugal; 5Department of Animal Reproduction with Large Animal Clinic, Faculty of Veterinary Medicine, University of Environmental and Live Sciences, Wrocław, Poland Abstract Endometrosis is a chronic fibrotic condition in the mare endometrium, causing subfertility/infertility. No efficient therapy is known for this irreversible pathology. As epigenetic changes may be involved in fibrosis, and can be reversed, aiming at epigenetics may be an extremely promising endometrosis therapy. We have shown that endometrosis may be epigenetically modulated by inhibition of anti-fibrotic genes (metalloproteinases - MMP2 and MMP9), rather than activation of fibrotic genes (collagen and inhibitors of metalloproteinases - TIMP1). Since epigenetics is involved in mare endometrosis, we tested in vitro a demethylating agent (decitabine - 5-aza-dC), which reduced collagen production from mare endometrial fibroblasts. Therefore, drugs capable of reversing epigenetic changes may represent a new and promising approach for endometrosis treatment. Key words: endometrosis, mare, fibrosis, epigenetics, DNA methylation, decitabine (5-aza-dC). Mare endometrosis is a severe and complex fibrotic disease associated with changes in endometrial structure and function, negatively affecting mare's fertility. It is characterized by excessive extracellular matrix (ECM) deposition in the endometrium, like collagen type I (COL1), and type III (COL3). Endometrosis is irreversible (1,2), limiting therapeutic options. Matrix metallopeptidases (MMPs) are involved in fibrosis (3). The endogenous tissue inhibitors of metalloproteinases (TIMPs), block MMPs action on ECM degradation. Thus, metalloproteinase-2 (MMP-2), MMP-9 and TIMP-1 and TIMP-2 are involved in COL turnover regulation. The imbalance between MMPs and TIMPs results in COL degradation and deposition dysregulation. Transforming growth factor β1 (TGF-β1) - a major pro-fibrotic signal for myofibroblast differentiation and COL production - is linked to endometrosis (4). Epigenetic alterations might be involved in fibrosis (5). Epigenetic mechanisms do not alter the DNA nucleotide sequence but modulate heritable changes in genome function. Epigenetic changes can be reversed (5), and thus extremely promising for therapeutic use. The most common epigenetic modification is DNA methylation that occurs at 5′ of cytosine in CpG dinucleotides, mainly found in the CpG islands in the promoters (near transcription start sites) (6). In promotor regions, hypermethylation usually leads to gene repression (7), while hypomethylation results in gene induction (8) DNA methylation analysis is used to detect epigenetic changes, by DNA methyltransferases (DNMT1, DNMT3A, DNMT3B), reflecting global methylation. However, by bisulfite pyrosequencing one may determine the specific region of the gene where methylation occurs (9). Our group conducted some studies on the epigenetic involvement in mare endometrosis. Global methylation was assessed by methylating enzyme transcripts (DNMT1, DNMT3A and DNMT3B), in mare endometrium from different Kenney and Doig’s categories. A higher transcription level of DNMT3B occurred in category III endometrium, when compared to healthy endometrium (category I), regardless of estrous cycle phase (10). This upregulation suggests an epigenetic role, with downregulation of an anti-fibrotic gene, contributing to further fibrogenesis. Although no differences were found for COL1A1, COL1A2 or COL3A1 transcripts between endometrial categories, COL1 and COL3 protein levels raised in category III. This discrepancy may occur due to transcriptional and post-transcriptional events. 128 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ 13. Sanders YY, Ambalavanan N, Halloran B, Zhang X, Liu H, Crossman DK, Bray M, Zhang K, Thannickal VJ, Hagood JS. Altered DNA methylation profile in idiopathic pulmonary fibrosis. Am J Respir Crit Care Med. 2012;186(6):525–535. 14. Dees C, Pötter S, Zhang Y, Bergmann C, Zhou X, Luber M, et al. TGF-β–induced epigenetic deregulation of SOCS3 facilitates STAT3 signaling to promote fibrosis. J Clinical Invest. 2020;130(5):2347–2363. Contact address Prof. Dr. Graça Ferreira-Dias gmlfdias@fmv.ulisboa.pt Grant support: Competitive grants (2022.09161.PTDC; Bilateral cooperation Grant Portugal-Poland 2022- 2023), FCT, Portugal;. (NAWA: BPN/BPT/2021/1/00026/U/00001; IAR&FR project No. FBW/8/2023) NSC, Poland. 130 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Little data is available on estrous cycle-related changes in ID in horses. A systematic review on risk factors for laminitis reported inconsistent evidence for a gender predilection, and the majority of studies found no association between gender and laminitis (26). According to the EMS consensus statement, gender does not appear to influence most markers of ID in normal or laminitic ponies and horses (5). Cycle-related variation in plasma ACTH concentrations, but not cortisol, insulin, or glucose concentrations, has been reported (27). There seems to be no evidence of cycle-related changes in the incidence of laminitis. In human medicine, a systematic review reported no conclusive evidence on menstrual cycle-related changes in insulin sensitivity, but a possible worsening of insulin sensitivity and hyperglycaemia in the luteal phase could be observed in a subset of patients (28). While there are similarities between human and equine metabolic disease (29-32), the effects of obesity on reproduction in horses appears to differ from those seen in people, perhaps partly due to the more grave manifestations of obesity in humans, but also due to inherent differences in mechanisms and consequences. There is, for example, no strong evidence of ovulatory dysfunction or hyperandrogenism due to insulin resistance, hyperinsulinemia, hyperleptinemia or obesity in mares (21,22), while in women, anovulatory polycystic ovary syndrome (PCOS) is often associated with both insulin resistance and hyperandrogenism. Obesity and ID are not considered to be significant predisposing factors for ovulatory failure, which in horses is characterized by anovulation and/or hemorrhage of the dominant follicle, resulting in an infertile cycle and often prolonged interovulatory interval (25, 33,34,35). Equine metabolic syndrome has been documented to alter the intrafollicular environment. Sessions-Bresnahan and Carnevale (18) speculated that EMS-related changes in the intrafollicular environment could affect oocyte quality, maturation, and ovulation, but the clinical relevance is unclear. While endometritis is one of the most common fertility issues in horses, resulting in early embryonic death (EED) and infertility, no clear correlation has been reported between body condition and endometritis in mares. Research findings on the role of obesity and ID in causing systemic inflammation in the horse have been inconsistent, even though a connection between obesity and inflammation in humans and rodents has been described (5,36,37). Obesity and ID during pregnancy and the postpartum period Some obesity-induced changes in the uterine environment have been described, but the significance of these are unknown (38). Embryo recovery rates are similar between high BCS and control mares (25), and exogenous insulin has not been found to affect the embryo during early pregnancy (39). D’Fonseca et al. (25) reported that embryos derived from mares fed a high energy (HE) diet were more likely to be lost after transfer to either HE or control mares, but when control mare embryos were transferred to HE mares, the post-transfer pregnancy rate remained normal. This led to the conclusion that the negative effects on the early pregnancy induced by obesity most likely occur during the follicular stage and early embryo development, rather than due to uterine environment later during development. The same study stated that obesity did not affect embryo diameter nor the size of the embryo proper during the early development and up to day 21 of pregnancy. Physiological insulin resistance develops in mid to late pregnant mares to ensure adequate glucose uptake by the placenta, in order to nourish the growing fetus (40-43), and this is most pronounced at 7–8 months of gestation. This alteration is vital, as the growing fetus is sensitive to changes in the glucose balance. If maternal glucose levels are compromised, the fetus exhibits an endocrine stress response, with an increased risk of pre- term labor (44). Pregnancy-associated insulin resistance is less pronounced in primiparous pregnancies compared to multiparous mares, and insulin resistance is not affected by BCS in either group (45). Mares with a BCS ≥ 7 have similar gestation length, length of parturition, size of foal and placenta and foal viability as mares in moderate condition (16, 46). Mares with ID and/or a history of laminitis may be at higher risk for acute laminitis during pregnancy, as pre- existing conditions are amplified with physiological pregnancy-related insulin resistance (47). Mares with chronic 132 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ References 1. Jensen RB, Danielsen SH, Tauson, AH. Body condition score, morphometric measurements and estimation of body weight in mature Icelandic horses in Denmark. Acta Vet Scand. (2016) 58:59. doi: 10.1186/s13028-016-0240-5 2. Wyse CA, McNie KA, Tannahil VJ, Love S, Murray JK. Prevalence of obesity in riding horses in Scotland. Vet Rec. (2008) 3. 162:590–1. doi: 10.1136/vr.162.18.590 Thatcher CD, Pleasant RS, Geor RJ, Elvinger F, Negrin KA, Franklin J, et al. Prevalence of obesity in mature horses: an equine body condition study. J Anim Physiol Anim Nutr. (2008) 92:222–2. doi: 10.1111/j.1439-0396.2007.00789_8.x 4. Giles SL, Rands SA, Nicol CJ, Harris PA. Obesity prevalence and associated risk factors in outdoor living domestic horses and ponies. PeerJ. (2014) 2:e299. doi: 10.7717/peerj.299 5. 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12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ 57. Robles M, Nouveau E, Gautier C, Mendoza L, Dubois C, Dahirel M, et al. Maternal obesity increases insulin resistance, low-grade inflammation and osteochondrosis lesions in foals and yearlings until 18 months of age. PLoS One. (2018) 13:e0190309. doi: 10.1371/journal.pone.0190309 58. Peugnet P, Wimel L, Duchamp G, Sandersen C, Camous S, Guillaume D, et al. Enhanced or reduced fetal growth induced by embryo transfer into smaller or larger breeds alters post-Natal growth and metabolism in pre-weaning horses. PLoS One. (2014) 9:e102044. doi: 10.1371/journal.pone.0102044 59. Mousquer MA, Pereira AB, Finger IS, Franz HC, Torres AJ, Müller V, et al. Glucose and insulin curve in pregnant mares and its relationship with clinical and biometric features of newborn foals. Pesq Vet Bras. (2019) 39:764–70. doi: 10.1590/1678-5150-pvb-6227 60. Kubiak JR, Evans JW, Potter GD, Harms PG, Jenkins WL. Milk yield and composition in the multiparous mare fed to obesity. J Equine Vet. (1991) 11:158–62. doi: 10.1016/S0737-0806(07)80038-4 61. Catalano PM, Shankar K. Obesity and pregnancy: mechanisms of short term and long term adverse consequences for mother and child. BMJ. (2017) 356:j1. doi: 10.1136/bmj.j1 62. Henson FMD, Davenport C, Butler L, Moran I, Shingleton WD, Jeffcott LB, et al. Effects of insulin and insulin-like growth factors I and II on the growth of equine fetal and neonatal chondrocytes. Equine Vet J. (1997) 29:441–7. doi: 10.1111/j.2042-3306.1997.tb03156.x 63. Novello G, Segabinazzi LGTM, Lisboa FP, Canuto LE, Freitas-Dell'Aqua CP, Dell'Aqua JA Jr, Canisso IF. High or Low Body Fat Deposition in the Presence of a Normal Oral Sugar Test is Not Associated With Postthaw Semen Parameters in Stallions. J Equine Vet Sci. (2020) 95:103271. doi: 10.1016/j.jevs.2020.103271 64. Wu HY, Cheng Y, Jin LY, Zhou Y, Pang HY, Zhu H, Yan CC, Yan YS, Yu JE, Sheng JZ, Huang HF. Paternal obesity impairs hepatic gluconeogenesis of offspring by altering Igf2/H19 DNA methylation. Mol Cell Endocrinol. (2021) 529:111264. doi: 10.1016/j.mce.2021.111264 65. Lin J, Gu W, Huang H. Effects of Paternal Obesity on Fetal Development and Pregnancy Complications: A Prospective Clinical Cohort Study. Front Endocrinol (2022) 13:826665. doi: 10.3389/fendo.2022.826665 Contact adress Dr. Maria Kareskoski; Faculty of Veterinary Medicine, University of Helsinki maria.kareskoski@helsinki.fi 136 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Infectious Endometritis Uterine defense mechanisms effectively eliminate most uterine bacterial pathogens within 36 hours after infection, through the same mechanism as described for semen. A failure to clear the uterus from infection may be due to highly pathogenic bacteria that overrides the immune system (such as Taylorella equigenitalis), or deficient uterine clearance in susceptible mares as reviewed above. While T. equigenitalis is transmitted during breeding and contaminating equipment, Steptococcus zooepidemicus (SEZ), Escherichia coli, and to some degree Pseudomonas aeruginosa and Klebsiella pneumonia, typically do not overcome an effective uterine immune response. Consequently, breeding to stallions with positive cultures for these bacteria on external genitalia did not affect fertility or result in a significant number of mares culturing positive after breeding (7), with the majority of experimentally-infected mares clearing common genital bacteria within 24 hours after intrauterine inoculation. Therefore, bacterial endometritis has been considered a result of an impaired uterine immune response, or defect external genitalia, such as cervical laceration or poor perineal conformation that allows continuous bacterial contamination that may override the immune defense. However, recent observations that the endometrium can be the host of dormant bacteria, or bacterial biofilms suggests a more complicated pathophysiology for infectious endometritis than previously thought (8,9). Bacteria enter the uterus in a free-floating planktonic state, which makes them vulnerable to the host- immune system as well as exposure to effective antimicrobials. Surviving bacteria may enter a dormant state that make them resistant to most antibiotics, or they may adhere to the endometrial surface and form micro- colonies, develop a complex matrix, and switch into a biofilm community. The biofilm matrix protects bacteria from the host immune system as well as exposure to antibiotics. Bacteria on the surface of a biofilm are exposed to sufficient concentrations of antibiotics, but a gradually reduced diffusion through the biofilm matrix leads to decreased concentration of antibiotics within the biofilm community and this provides an opportunity for bacteria to develop antibiotic resistance (10). Consequently, well-intended attempts to eliminate bacterial biofilm through treatment with antibiotics alone may accelerate the development of bacterial resistance. It is therefore, important to combine antibiotic treatment with pharmacologic agents that breaks down the biofilms (11). Accurate diagnostics of dormant bacteria and biofilms present a challenge. A protocol for diagnostic activation of dormant endometrial Streptococci has been developed (9), but no reliable diagnostic is available for bacterial biofilms. Current in vitro diagnostics only provide information on the ability of the bacteria to form a biofilm under ideal condition, but this has limited clinical value. An in vivo test is necessary to understand the true prevalence of bacterial biofilms in broodmares, as well as allowing targeted treatments for the condition. Biofilm matrices contain secretory proteins, and we have recently identified differentially expressed proteins from genital strains of non-biofilm and biofilm cultures of SEZ, E. coli and P. aeruginosa (12). These proteins need to be assessed for diagnostic potential of biofilms in vivo. References 1. 2. 3. Canisso IF, Segabinazzi LGTM, Fedorka CF. 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12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Treatment of endometritis for the practitioner James R. Crabtree Equine Reproductive Services (UK) Limited. Trigger Castle, North Yorkshire, United Kingdom Abstract In practice, clinicians are regularly presented with mares with acute or chronic endometritis requiring treatment. Practitioners first need to identify the causative agent(s) involved and in an era where practitioners have a greater appreciation of, and responsibility for antimicrobial stewardship, the antimicrobial sensitivity pattern of the bacterial agent(s) involved needs to be determined to facilitate appropriate antibiotic therapy. There are many facets to the treatment of bacterial endometritis in the mare however antibiotic therapy is generally considered the mainstay of therapy with uterine lavage, with or without other non-antibiotic additives, considered secondary or adjunctive therapy. Antibiotics can be used systemically or locally via the intra-uterine route. Many clinicians use intra-uterine therapy with perceived success however many of the licensed equine antibiotics are being used ‘off label’ via the intra-uterine route. Regardless of this, local therapy remains a desirable option as it may be possible to reduce the total effective dose of antibiotics used to treat the infection. Intra-uterine antibiotic therapy There are no controlled studies investigating the efficacy of systemic or intrauterine antibiotics in treating endometritis, either individually or in comparison (1). There is however some evidence to suggest that intra- uterine administration of antibiotics may be advantageous over systemic therapy. A study by Orsini and co- workers (2) demonstrated that endometrial tissue concentrations of amikacin were higher when it was infused into the uterus versus systemically at a much lower dose of 4.4 mg/kg (2.0g iu dose) compared to 14.5 mg/kg by im injection. As Amikacin is a concentration dependent antibiotic, higher peak concentrations at the site of infection will optimise bacterial killing. Von Dollen and co-workers (3) demonstrated the efficacy of a combination of procaine penicillin G and gentamicin in an in an ex-vivo model of equine postpartum uterine disease and then subsequently Beachler and co-workers (4) measured the concentration of gentamicin and penicillin in the uterine fluid of mares following intrauterine infusion. Ten reproductively sound mares in early oestrus were administered 2378mg of procaine penicillin and 200mg of gentamicin via a single intrauterine infusion. Mean intrauterine drug concentrations of PPGent peaked at 0.5 hours (penicillin: 10,123.0 ± 4,298.0 µg/ml, gentamicin: 3,397.3 ± 1,338.5 µg/ml) and exceeded MIC for relevant organisms for 72 hours (penicillin: 2.59 ± 6.34 µg/ml, Gentamicin: 2.14 ± 2.4 µg/ml). These results support the combined use of procaine penicillin and gentamicin as an intrauterine therapy in the treatment of endometritis caused by susceptible organisms. It cannot be assumed that the combination of commercially available preparations in practice will have the same result nor be clinically efficacious however, this is interesting and clinically relevant research and we look forward to further research from this group. On the other hand, it is acknowledged that application of intrauterine antibiotics has a weakness; the antibiotics must stay locally, within the uterus, to be efficacious and should not be voided through an open cervix; additionally, their absorption may be influenced by concurrent application of other therapies (5). Other factors such as infusion volume can have an influence over absorption and/or endometrial tissue concentrations (6). The evidence also demonstrates that there are some antibiotics that one should avoid using via the intra- uterine route. Rodriguez and co-workers (7) demonstrated that certain commercial preparations of enrofloxacin (Baytril, Elanco UK AH Limited) are severely irritating to the uterus. Severe inflammatory changes were also noted following the intrauterine infusion of oxytetracycline (8). 140 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ aminioglycosides, the intra-uterine route may be advantageous from the point of view of enhanced endometrial concentrations and bacterial killing however, this has to be balanced against potential toxicity and irritation the antibiotic may cause to the endometrium. Local and national rules for prescribing need to be adhered to however one must not discount the potential advantages of local intrauterine therapy in the context of antimicrobial stewardship. References 1. Crabtree, J. Critically Appraised Topic: Should we use systemic or intra-uterine antibiotics to treat bacterial endometritis? In: Proceedings of the British Equine Veterinary Association Congress. Liverpool, 7-10 September 2022. 120-122. 2. Orsini, JA, Park, MI and Spencer, PA. Tissue and serum concentrations of amikacin after intramuscular and intrauterine administration to mares in estrus. Can Vet J. 1996;37:157-60. 3. Von Dollen, KA, Jones, M, Beachler, T, Harris, TL, Papich, MG, Lyle, SK and Bailey, CS. Antimicrobial Activity of Ceftiofur and Penicillin With Gentamicin Against Escherichia coli and Streptococcus equi Subspecies zooepidemicus in an Ex Vivo Model of Equine Postpartum Uterine Disease. Journal of Equine Veterinary Science. 2019;79:121-26. 4. Beachler, TM, Papich, MG, Wulf, LW, Kundu, D, Mochel, JP, Withowski, KE and Bailey, CS. Concentrations of penicillin and gentamicin following intrauterine administration of to compounded formulations. Journal of Equine Veterinary Science. 2023;125:104692. 5. Allen, WE and Clarke, AR. Absorption of sodium benzylpenicillin from the equine uterus after local Lugol's lodine treatment, compared with absorption after intramuscular injection. Equine Vet J. 1978;10:174-5. 6. Spensley, MS, Baggot, JD, Wilson, WD, Hietala, SK and Mihalyi, JE. Pharmacokinetics and endometrial tissue concentrations of ticarcillin given to the horse by intravenous and intrauterine routes. Am J Vet Res. 1986;47:2587-90. 7. Rodriguez, JS, Han, S, Nielsen, S, Pearson, LK, Gay, JM and Tiber, A.Consequences of Intrauterine Enrofloxacin Infusion 8. on Mare Endometrium. Journal of Equine Veterinary Science. 2012;32:106-11. Locke, TF. Distribution of antibiotics in the mare reproductive tract after various routes of administration J Reprod Fertil. 1982;32:640-41. 9. Leblanc, MM. The current status of antibiotic use in equine reproduction. Equine Veterinary Education. 2009;21(3):156-67. 10. Love, CC, Strzemienski, PJ and Kenney, RM. Endometrial concentrations of ampicillin in mares after intrauterine infusion of the drug. Am J Vet Res. 1990;51(2):197-99. 11. Troedsson, M. Endometritis. In: Equine Reproduction, Second Edition. Eds. McKinnon, A., Squires, E., Vaala, W., Varner, D. New Delhi, India. Wiley-Blackwell; 2011. p 2608-19. 12. Ricketts, SW. Treatment of equine endometritis with intrauterine irrigations of ceftiofur sodium: A comparison with mares treated in a similar manner with a mixture of sodium benzyl penicillin, neomycin sulphate, polymixin B sulphate and furaltadone hydrochloride. Pferdeheilkunde. 1997;13(5):486-9. 13. Pedersoli, WM, Fazeli, MH, Haddad, NS, Ravis, WR and Carson Jr, RL. (1985) Endometrial and serum gentamicin concentrations in pony mares given repeated intrauterine infusions. Am J Vet Res. 1985;46(5):1025-8. 14. Eilts, BE, McCoy, DJ, Taylor, HW, Al-Bagdadi, FK, Hansen, PN and Moser, EB. Effect of Repeated Intrauterine Infusions of Gentamicin on the Equine Endometrium. Theriogenology. 1988;29(6):1253-9. 15. Witte, TS, Bergwerff, AA, Scherpenisse, P, Drillich, M and Heuwieser, W. Ceftiofur derivates in serum and endometrial tissue after intramuscular administration in healthy mares. Theriogenology. 2010;74:466-72. 16. Bryant, JE, Brown, MP, Gronwall, RR, Merritt, KA. Study of intragastric administration of doxycycline: pharmacokinetics including body fluid, endometrial and minimum inhibitory concentrations. Equine Vet J. 2000;32:233-8. 17. Papich, M. G, Van Camp, SD, Cole, JA and Whitacre, MD. Pharmacokinetics and endometrial tissue concentrations of enrofloxacin and the metabolite ciprofloxacin after i.v. administration of enrofloxacin to mares. J Vet Pharmacol Ther. 2002;25:343-50. 18. Witte, TS, Hahn, K and Duerr, S. Concentrations of Gentamicin In Serum, Intrauterine Fluid, and Endometrial Tissue After Intravenous Administration in Healthy Mares. Journal of Equine Veterinary Science. 2018;68:115 19. Davolli, GM, Beavers, KN, Medina, V, Sones, JL, Pinto, CRF, Paccamonti, DL and Causey, RC. Concentrations of Sulfadiazine and Trimethoprim in Blood and Endometrium of Mares After Administration of an Oral Suspension. Journal of Equine Veterinary Science. 2018;67:27-30. Contact Address Dr. James R. Crabtree; Equine Reproductive Services (UK) Limited. Trigger Castle, Malton, North Yorkshire, United Kingdom james.r.crabtree@gmail.com 142 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Treatment Mares with fungal endometritis are often presented with discharge from the vulva and considerable amounts of fluid seen by rectal ultrasonography. Without normal physical barriers in vulva, vestibulum and cervix any antifungal treatment must be considered pointless. Thorough examination, and if possible surgical correction of these barriers, is therefore often first step in successful treatment. Establishing a normal environment in the uterine lumen by lavage with multiple liters of saline or Ringers Lactate until clear reflux, would often be next step of a treatment protocol. Treatment with different acidic and/or mucolytic solutions have also been proposed. (Table 1) Table 1: Nonspecific uterine lavage treatments [1,3] Compound Acetic acid 2% (white vinegar) Administration Diluted in 1 L sterile saline for infusion Dose 20-100 mL Benzoic acid 0.1% 100mL Diluted in 1 L sterile saline for infusion Dimethylsuphoxide 20% (DMSO) 50 mL Hydrogen peroxide 3% 60-120 mL Lactated Ringers’s Solution (LRS) N-acetylcysteine 20% solution 1-4 L 6 g (30ml) Sterile saline 0.9% 1-4 L Diluted in 1 L sterile saline for infusion followed by lavage with saline/LRS in 24 h Infusion, followed by sterile saline/LRS lavage in 24 h Lavage 30 ml diluted in 150 ml sterile saline for infusion, followed by sterile saline/LRS lavage in 24 h Lavage Tris-EDTA 250-500 mL Infusion followed by lavage with LRS Frequency Q 24 h for 5–7 days Q 24 h for 5–7 days Q 24 h Q 24 h Q 24 h until effluent is clear Q 24 h until effluent is clear Q 24 h until effluent is clear Q 24 h for 5–7 days Local treatment with antifungals have been described by several authors [1-3]. (Table 2). There however still is a complete lack of studies on fungal endometritis including a control group. Most of the proposed treatments therefore is of anecdotal nature. Table 2: Intrauterine antifungal treatment [1,3] Antifungal Polyene Amphotericin B Dose 100-200 mg Nystatin Azole Clotrmazole 0.5-2,5 million i. u. 500-700 mg Fluconazole 100-500 mg Miconazole 1200 mg insert Chitin Synthesis inhibitor Lufenuron 540 mg Administration Reconstituted in 50–100 mL sterile water for infusion Reconstituted in 50–100 mL sterile water for infusion Reconstituted in 50–100 mL sterile water for infusion or 500 mg insert intra uterine Reconstituted in 50–100 mL sterile water for infusion 1,200 mg insert deposited intra uterine Frequency Q 24 h for 5–7 days Q 24 h for 5–7 days Q 24 h for 3–7 days Q 24 h for 5–7 days Once Reconstituted in 50–100 mL sterile water for infusion Once 144 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Affecting the cycle of the mare by local measures in the uterus Johannes Handler Freie Universität Berlin; Pferdezentrum Bad Saarow Zu diesem Vortrag wurde kein Manuskript eingereicht. 146 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Due to the massive amount of adhesive tissue growth, we placed a self-expanding metal stent system (WallFlex™ Colonic, Boston Scientific) inside the cervical canal (figure 1) after dilation with a high-pressure balloon. Endoscopically positioned the stent stayed safely in place and was easily visualized via transrectal ultrasound (figure 2). After one week the mare again developed a mild uterine fluid accumulation. The inner diameter of the stent was reduced in comparison to the measurement right after implantation. Presumably the surface tension of the system was overcome by the pressure of the fibrotic cervical tissue. The cervix was dilated again from inside the stent and afterwards the inner diameter stayed enlarged. Figure 2: Transrectal view of the stent in the cervical canal. The mare was discharged in a stable clinical condition. Three weeks later she developed signs of abdominal discomfort and unfortunately the owner decided to put her down without an opportunity for further evaluation. Although not yet tested in long-term-administration a flexible covered stent seems a promising method to meet the need for a minimally irritating and well tolerated cervical implant. A Case series with more patients for further investigation of optimal handling of this system is necessary. References 1. Prestes NC, Medrado FE, Rodrigues LT. et al. Total Hysterectomy as Treatment for Recurrent Chronic Pyometra in Mares With Total Cervical Adhesion–Case Report. J Equine Vet Sci 2018; 63: 61-64 2. Rötting AK, Freeman DE, Doyle AJ. et al. Total and partial ovariohysterectomy in seven mares. Equine Vet J 2004; 36 (01) 29-33 3. Bartmann C, Schiemann V, Poppe C. et al. Partielle und radikale Hysterektomie beim Pferd. Tierärztl Praxis Ausgabe G: Großtiere/Nutztiere 2003; 31 (01) 6-15 4. Krohn J, Ennen S, Hospes R. et al. Use of a cervical stent for long‐term treatment of pyometra in the mare: A report of three cases. Reprod Domest Anim 2019; 54 (08) 1155-1159 5. Köhne M, Tönissen A, Unruh C. et al. Occurrence of intrauterine purulent concrements in a maiden mare–A case report. J Equine Vet Sci 2020; 95: 103278 6. Sette AJK. Der Zervixstent zur Therapie einer Pyometra in der ambulanten Pferdepraxis. Prakt Tierarzt 2022; 103 (07) 716- 724 148 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Use of suprelorin in horses Christine Aurich, Camille Gautier, Martim Kaps Artificial Insemination and Embryo Transfer, Department for Small Animals and Horses, Vetmeduni Vienna, Austria Introduction In horses, suppression of reproductive functions can be of interest for population control and inhibition of sexual behavior to improve handleability of sexually mature animals (1). A general approach to suppress sexual behavior is the inhibition of gonadotropin releasing hormone (GnRH) action at its pituitary receptor by long-term treatment with a GnRH agonist. This results in initial stimulation of gonadotrophin release followed by subsequent downregulation of pituitary GnRH receptors (2). The effectiveness of this treatment, however, differs considerable among species. Slow-release implants containing the GnRH analogue deslorelin are licensed in Europe for the induction of transient infertility in adult male dogs and ferrets (EMA 2012-06-05) and have been commercialized (Suprelorin, Virbac). Initially, slow-release implants with a synthetic GnRH agonist (deslorelin) were developed for inhibiting fertility and sexual behavior in male dogs. There is a reliable inhibition of both, gonadotropin release and spermatogenesis for several months in dogs (3) whereas a greater variation in the efficiency of suprelorin treatment on male reproductive functions exists in other species (e.g., pig: 4,5; domestic cat: 6,7). Interestingly, treatment with suprelorin of bulls does not affect basal LH release, plasma testosterone concentration and spermatogenesis despite an effective GnRH receptor downregulation (8,9). Effects of suprelorin treatment in mares In the horse, the effectiveness of GnRH receptor downregulation was questioned for a long time. It was eventually proven based on the observations of estrous cycle irregularities in mares after being treated with 2.1 mg deslorelin implants for ovulation induction (10-12). We investigated effects of treatment with suprelorin in Shetland pony mares after synchronisation of estrus (13). The mares were either treated with 4.7 mg (n=5) or 9.4 mg (n=6) suprelorin implants or received 1.25 mg of short-acting deslorelin as control (n=5). A GnRH receptor downregulation was determined in mares of both treatment groups. Until day 50 after treatment, there were fewer spontaneous ovulations in mares treated with 9.4 mg suprelorin (P<0.01). Days with estrous behavior were reduced in both suprelorin groups in comparison to the control (P<0.05). The time from treatment until first ovulation was increased with approximately three cycle lengths in mares treated with 9.4 mg suprelorin implants and two cycle lengths in mares treated with 4.7 mg suprelorin in comparison to the unchanged one cycle length in controls (P<0.05). In Haflinger mares after treatment with 9.4 mg suprelorin implants (14), the mean interval to the first ovulation was only approximately 8 days longer than in untreated controls (P<0.05). Taking into account that Haflinger mares have approximately twice the bodyweight of Shetland pony mares, results suggest dose-related differences of suprelorin treatment on suppression of ovarian function in mares (Figure 1). Figure 1: The mean interval (days + SEM) from implantation of suprelorin to the first ovulation in mares in relation to the deslorelin dose (mg/kg bodyweight; data combined from 13 and 14). 150 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Conclusions In the female horse, suprelorin treatment does not only downregulate pituitary GnRH receptors, but also transiently inhibits ovulation and estrus behavior in a dose-dependent manner. Because of the short effectiveness and the high costs of the treatment, meaningfulness of the management of estrus-related behavioral problems with suprelorin in riding-type horses is, however, questionable. In stallions, similarly to bulls, suprelorin does not effectively inhibit testicular functions. It is suggested that a non-stimulated basal LH release is sufficient to maintain both, testosterone release and spermatogenesis. Treatment of stallions with suprelorin is therefore not suitable for inhibition of sexual behavior and fertility. Reports of successful treatment of stallions with suprelorin are most likely biased by subjective owner assessment of sexual behavior (18). References 1. Aurich C, Kaps M. Suppression of reproductive behaviour and gonadal function in female horses-An update. Reprod. Domest. Anim. 2022;57:4-12. 2. Rispoli LA, Nett TM. Pituitary gonadotropin-releasing hormone (GnRH) receptor: structure, distribution and regulation of 3. expression. Anim. Reprod. Sci. 2005;88:57–74. Junaidi A, Williamson PE, Cummins JM, Martin GB, Blackberry MA, Trigg TE. Use of a new drug delivery formulation of the gonadotrophin-releasing hormone analogue deslorelin for reversible long-term contraception in male dogs. Reprod. Fertil. Dev. 2003;15:317. 4. Kopera I, Tuz R, Hejmej A, Schwarz T, Koczanowski J, Bilińska B. Immunolocalization of androgen receptor in the boar epididymis: the effect of GnRH agonist deslorelin. Reprod. Domest. Anim. 2009:44:266–72. 5. Kauffold J, Rohrmann H, Boehm J, Wehrend A. 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Falomo ME, Normando S, Zanibellato E, Romagnoli S. Sexual behavior and serum testosterone concentration in stallions treated with slow-release implants of deslorelin acetate. J. Vet. Behav. Clin. Appl. Res. 2013;8:278–4. 19. Gautier C, Schmidt K, Aurich J, Aurich C. Effects of implants containing the GnRH agonist deslorelin on testosterone release and semen characteristics in Shetland stallions. Anim. Reprod. Sci. 2018;195:230–41. Contact address Dr. Christine Aurich; Besamung und Embryotransfer, Vetmeduni Wien christine.aurich@vetmeduni.ac.at 152 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Human chorionic gonadotropin (hCG) has been used to induce ovulation and as a luteotrophic agent in broodmares. Administration of hCG in diestrous mares has been reported to increase pregnancy rates and progesterone production. Treatment with hCG during the early postovulatory phase may stimulate endogenous progesterone synthesis, which is an important factor for maintenance of early pregnancy via stimulation of endometrial function and conceptus development. In mares during the early postovulatory phase, hCG may act through two mechanisms: a direct luteotrophic effect and/or by inducing ovulation of a diestrus follicle(s) resulting in the formation of a new corpus luteum CL(s) that would function for an additional progesterone supply. However, the effect of hCG on reproductive efficiency in the mare is described inconsistently in the literature. We have analyzed the data of our commercial embryo transfer center comparing the pregnancy rate results between a group of mares where a follicle ≥35mm was detected on the day of embryo transfer, which received hCG 1500 IU intravenous; and the results of another group of mares that didn’t show follicles ≥35mm and no hCG was administered. Although initially the luteotrophic effect and the ability to increase the duration of the corpus luteum of human chorionic gonadotropin could suggest a beneficial effect on the results after embryo transfer, no significant difference in pregnancy rates and pregnancy loss rates were found neither between groups nor days post- ovulation. There is another group of factors that affect and influence the success of the technique, which are particular to each mare. These are age, number of foals, reproductive status, possible endometrial infections, ovulatory failures and other characteristics. Within this group we include factors such as uterine tone, morphology and quality of the corpus luteum, uterine oedema and the conformation and contractility of the cervix. A thorough examination, and the practitioner's experience in assessing each of them, will have a very critical influence on the selection of the correct recipient mare, and therefore on the success of the procedure9, (9,10). These and other parameters that we think may have some significance, have been analyzed retrospectively over an extended period of time in our breeding program. We believe that sharing the results of these observations, can serve as an aid to practitioners in increasing the efficiency of this technique, under field conditions and within the framework of a commercial embryo transfer program. References 1. Oguri N, Tsutsumi Y. Non-surgical recovery of equine eggs, and an attempt at non-surgical egg transfer in horses. J Reprod Fertil 1972; 31: 187–195. DOI: 10.1530/jrf.0.0310187 2. Allen WR, Rowson LEA. Transfer of ova between horses and donkeys. Proc Am Ass Equine Practnrs 1972; 7: 484–487 3. Foss R, Wirth N, Schiltz P et al. Nonsurgical embryo transfer in a private practice (1998). Proc Am Ass Equine Practnrs 1999; 45: 210–212 4. McCue PM, Squires EL. 2015 Equine Embryo Transfer. Teton New Media, Jackson, WI, USA 5. Squires EL, Garcia RH, Ginther OJ. Factors affecting success of equine embryo transfer. Eq Vet J 1985; 17: 92–95. DOI: 10.1111/j.2042-3306.1985.tb04604.x 6. Stout TAE. Equine embryo transfer: review of developing potential. Eq Vet J 2006; 38: 467–478. DOI: 10.2746/042516406778400529 7. Cuervo-Arango J, Claes AN, Ruijter-Villani M et al. Likelihood of pregnancy after embryo transfer is reduced in recipient mares with a short preceding estrus. Eq Vet J 2017; 50: 386–390. DOI: 10.1111/evj.12739 8. Carnevale EM, Ramirez RJ, Squires EL et al. Factors affecting Pregnancy rates and early embryonic death after equine embryo transfer. Theriogenology 2000; 54: 965–979. DOI: 10.1016/s0093-691x(00)00405-2 9. Pinto MR, Miragaya MH, Burns P et al. Strategies for increasing reproductive efficiency in a commercial embryo transfer program with high performance donor mares under training. Journal of Eq Vet Sci 2017; 54: 93–97. DOI: 10.1016/j.jevs.2016.09.004 10. Panzani D, Crisci A, Rota A et al. Effect of day of transfer and treatment administration on the recipient on pregnancy rates after equine embryo transfer. Vet Res Commun 2009; 33: 113–116. DOI: 10.1007/s11259-009-9303-7 Correspondence address Miguel Blanco; Studfarm Lewitz – PS Pferdehaltung. Neustadt-Glewe miguelblanco_vet@hotmail.com 154 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ selected fetus was observed after 3 compression attempts (range 1-11) with the majority (11 twin pregnancies) taking 1 or 2 attempts. Interestingly, thoracic compression yielded an ongoing singleton pregnancy in 9 out of 10 dizygotic twins, 7 of which went on to produce a live single foal (70% success); the other 2 lost the remaining pregnancy. Unfortunately, in all 6 ICSI-derived monozygotic twin pregnancies, the second fetus died within 24 h after the first (0% success). Conclusion Thoracic compression is a relatively straightforward method to reduce post-fixation dizygotic twins successfully. The technique requires experience but no special equipment. Unfortunately, this method is not successful for reducing monozygotic twins, presumably because intimate vascular exchange between monochorionic twins is present at this stage of gestation. References 1. Dijkstra, A., Cuervo-|Arango, J., Stout, T.A.E., Claes, A. (2020) Monozygotic multiple pregnancies after transfer of single in vitro produced equine embryos. Equine Vet. J. 52, 258-261. 2. Peere, S., Papas, M., Gerits, I., Van den Branden, E., Smits, K., Govaere, J. (2022). Management of monozygotic twins in the mare. J. Equine Vet. Sci. 113, 34. 3. Wolfsdorf, K.E. (2006) Management of postfixation twins in mares. Vet. Clin. N. Am. Equine Pract. 22, 713-725. Correspondence address Bart Leemans; Utrecht University, Department of Clinical Sciences, Yalelaan 112, Utrecht, The Netherlands b.leemans@uu.nl 156 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ • Source of oocytes: initial studies showed that the use of in in vivo matured oocytes to produce enucleated cytoplasts yielded more embryos than when oocytes were matured in vitro. As current protocols for oocyte maturation have significantly improved, especially because of the horse industry interest on intracytoplasmic sperm injection to produce in vitro embryos, virtually all enucleated cytoplasts for horse cloning are derived from in vitro matured oocytes. o Abattoir oocytes vs. live mares’ oocytes: both these sources of immature oocytes have been used for cloning. Abattoir oocytes is a very convenient source in countries where slaughtering of horses is sanctioned by their government, for example, most European countries, South America, etc. In contrast, in the Unites States, there are no slaughterhouses for horses, so oocytes can only be collected from ovaries of deceased animals (e.g, euthanized mares) or from live mares using transvaginal ultrasound guided ovarian aspiration (OPU; ovum pick-up). A recent retrospective study compared the efficiency of horse cloning using immature oocytes retrieved via OPU with that of oocytes obtained from abattoirs (Cortez et al, 2023). It was found that the use of oocytes collected from live mares resulted in a greater percentage of viable pregnancies and healthy foals born than that when enucleated cytoplasts derived from abattoir-sourced oocytes. • Time of transfer of cloned embryos: In some of the original studies by the group led by Gordon Woods and Dirk Vanderwall (Vanderwall et al, 2004), presumptive cloned embryos were transferred surgically into the uterine tubes of recipient mares immediately after nuclear fusion, an effort to minimize potential deleterious effects of in vitro conditions. Because the use of in vivo matured oocytes in sheep were more successful than that of in vitro matured oocytes, it was speculated that in vitro matured oocytes were less capable to reprogram the donor nucleus when compared to in vivo matured oocytes. Currently, embryos produced by somatic nuclear cell transfer are cultured until the blastocyst stage; they are then non-surgically transferred using routine transcervical uterine catheterization. Horse cloning and ethical concerns Soon after the technology describing how Dolly was produced, it became clear how SCNT would be a great strategy to benefit animal production and their genetic improvement: preservation of genetically superior animals, generating offspring from castrated animals, conservation and rescuing of endangered species, etc. The birth of the first cloned Przewalski's horse, a colt, in 2020 and his identical twin born in April 2023 illustrate how SCNT can indeed be used to preserve the genetics of endangered species. The somatic cells used to produce these two clones were cryopreserved in 1980. After the first equid clones were reported in 2003 (three mules and one horse), laboratories progressively began to carry out SCNT studies to refine the procedure and increase cloning efficiency. Commercial cloning is currently offered in the Unites States, European Union and South America (mainly in Argentina, Brazil and Colombia). ViaGen Pets & Equine, one of major animal cloning companies in the world is based in Texas, USA; it started offering horse cloning in 2003. Currently, approximately 100 horse clones are produced every year. In Argentina, ~ 100 cloned polo horses are produced every year too. But what about cloning efficiency and the ethics of cloning? Mirroring the concerns raised for application of SCNT in humans and farm animals, the same conundrum exists regarding horse cloning. Although hard data on cloning efficiency is not made available by most laboratories engaged in commercial horse cloning, four commercial laboratories in South America report that the following: 18-40% blastocyst rate, 20-40% pregnancy rate with 50-95% of these pregnancies resulting in the birth of live foals (Gambini and Maserati, 2018). However, ~ 50% of live cloned foals may display a variety of abnormalities at birth (Johnson et al, 2010). Some of these pathologies have a fair prognosis, provided the affected cloned foals receive early and adequate treatment to their underlying conditions e.g., hypoxygenation, angular deformities, septicemia, etc. Ethical issues regarding horse cloning lie mainly on health and welfare of cloned horse pregnancies and neonatal quality of life. Tough considerably less than the problems seen with other cloned farm animals (fetal 158 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Success rates in a clinical equine in vitro embryo production program Anthony Claes, Tom AE Stout Utrecht University, Department of Clinical Sciences Equine in vitro embryo production (IVEP) is a complex process that involves a number of steps, including the collection and maturation of oocytes, intracytoplasmic sperm injection (ICSI) and in vitro culture of embryos to the blastocyst stage. This assisted reproductive technology (ART) is increasingly popular because it offers several advantages, and has a high success rate with regard to the production of multiple blastocysts in a single session. However, it requires experienced veterinarians and skilled embryologists in order to achieve high success rates (1). In the past year, 83% of the OPU/ICSI sessions in our clinical program resulted in the production of one or more blastocysts, with an average of 2.4 blastocysts per OPU/ICSI session (unpublished results). The production of in vitro blastocysts and the efficiency of IVEP is influenced by numerous factors including mare, stallion, and precise in vitro conditions (1). One of the most important factors affecting the production of in vitro blastocysts is identity of the oocyte donor mare. Some donor mares appear to be highly suitable candidates for this technique because multiple blastocysts are produced in a single session, and the high success rate is repeatable across OPU-ICSI sessions (2). Interestingly, IVEP is also less efficient in Arabian than Warmblood mares (3), and the between breed and individual mare differences suggest that there might be genetic factors affecting the success of IVEP. In any case, it is important to select donor mares with an adequate number of antral follicles because the number of immature oocytes collected positively influences the likelihood of producing in vitro blastocysts (2). As for any other breeding technique, advanced donor mare age has a negative impact on the outcome; the number of both oocytes recovered and blastocysts produced is significantly lower for donor mares older than 20 years of age than for younger mares (4). Besides the mare, there are several stallion related factors that influence in vitro embryo production including semen batch (3), extender (5) and semen type. Although there is less variability between stallions, some caution should be taken with re-frozen or sex-sorted semen for ICSI because they frequently result in poor results (low blastocyst rate) due to a low cleavage rate (1). There is also no doubt that culture media and conditions, as well as the experience of the embryologist are of crucial importance for both the production and quality of in vitro produced blastocysts. Furthermore, it appears that Piezo ICSI is better than conventional ICSI because remodeling of the sperm cell after injection occurs earlier with Piezo ICSI (6). The likelihood of obtaining a pregnancy after transfer of IVP embryos at our clinic (n=3237) is 74% (unpublished results). The average embryonic vesicle size one week after transfer was 8.1 mm (7). A small embryonic vesicle size at the first pregnancy diagnosis, indicates a higher risk of impending pregnancy loss. The second pregnancy check is usually performed at around 30 days of gestation to rule out the presence of an anembryonic vesicle or monozygotic twins. Monozygotic twins can only be detected after the embryo propers appear within the embryonic vesicle (8). Several factors have been described to influence the likelihood of obtaining a pregnancy. The day 50 pregnancy rate after transfer of frozen-thawed in vitro produced embryos is significantly higher for Warmblood than Arabian embryos (9). Although the number of in vitro produced embryos is significantly lower in mares older than 20 years of age, the blastocyst quality does not appear to differ significantly between aged and young mares since there is no significant difference in pregnancy rates provided that grade 1 blastocysts are selected for transfer (4). Furthermore, the speed of in vitro embryo development also influences the likelihood of obtaining a pregnancy. The likelihood of pregnancy is higher for day 7 and 8 IVP blastocysts than for day 9 blastocysts (9). Another factor that influences the likelihood of pregnancy is the day after ovulation of the recipient mare. In vitro produced equine blastocysts transferred into recipient mares on day 3 or 4 after ovulation are more likely to result in a pregnancy than blastocysts transferred into recipient mares on day 5 or 6 after ovulation (10). The incidence of early pregnancy loss in equine IVEP programs is 10 to 15%, such that the foaling rate after transfer of frozen-thawed in vitro produced embryos is approximately 60%. In our clinical program, the sex ratio of foals is influenced by the time required for injected oocytes to reach the blastocyst stage. Male embryos appear to develop more rapidly in vitro than female embryos since the sex ratio of foals is skewed towards colts for day 7 in vitro produced blastocysts, but not for day 8 in vitro produced 160 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Using an understanding of causes of pregnancy loss to inform clinical management Mandi de Mestre Department of Biomedical Sciences, Cornell University Zu diesem Vortrag wurde kein Manuskript eingereicht. 162 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Figueiredo, A. S. & Schumacher, A. The T helper type 17/regulatory T cell paradigm in pregnancy. Saito, S., Nakashima, A., Shima, T. & Ito, M. Th1/Th2/Th17 and regulatory T-cell paradigm in Understanding the normal immune response to pregnancy is necessary in order to make inferences into the abnormal. Considerable effort has gone into identifying noninvasive sampling procedures to predict the disease of ascending placentitis, and that has included the maternal immune response to this disease. A variety of cytokines elevated during naturally-occurring disease, including elevated IFN-γ, TNFα IL-6, and IL-10 and these cytokines may serve on a panel of additional biomarkers as indicators of inflammation. Additionally, it was IL-6 that experienced the highest fold change in the diseased animal and may therefore have the most sensitivity for the disease. Future research is required to determine the efficacy of these markers in predicting pregnancy- related complication in a naturally-occurring setting, in addition to assessing their association with acute disease preceding abortion. Additionally, research is required on the effect of treatment on these cytokine profiles to determine treatment efficacy. References 1 Collins, M. K., Tay, C. S. & Erlebacher, A. Dendritic cell entrapment within the pregnant uterus inhibits immune surveillance of the maternal/fetal interface in mice. J Clin Invest 119, 2062-2073 (2009). https://doi.org:10.1172/JCI38714 2 Immunology 148, 13-21 (2016). https://doi.org:10.1111/imm.12595 3 pregnancy. Am J Reprod Immunol 63, 601-610 (2010). https://doi.org:10.1111/j.1600-0897.2010.00852.x 4 Qian, J. et al. Distinct pattern of Th17/Treg cells in pregnant women with a history of unexplained recurrent spontaneous abortion. Biosci Trends 12, 157-167 (2018). https://doi.org:10.5582/bst.2018.01012 5 Toxoplasma gondii infection through regulating Th17/Treg balance via TLR4/NF-kappaB pathway. Int J Biol Macromol 146, 832-840 (2020). https://doi.org:10.1016/j.ijbiomac.2019.10.051 6 regulating Th17/Treg imbalance via p38MAPK-STAT5 pathway. Biol Reprod 100, 1008-1017 (2019). https://doi.org:10.1093/biolre/ioy251 7 Cobo, T. et al. A prediction model of histological chorioamnionitis and funisitis in preterm prelabor rupture of membranes: analyses of multiple proteins in the amniotic fluid. J Matern Fetal Neonatal Med 25, 1995-2001 (2012). https://doi.org:10.3109/14767058.2012.666592 8 responses in preterm neonates exposed to histologic chorioamnionitis. Pediatr Res 81, 639-645 (2017). https://doi.org:10.1038/pr.2016.254 9 Singh, A. M. et al. Fetal cord blood and tissue immune responses to chronic placental inflammation and chorioamnionitis. Allergy Asthma Clin Immunol 14, 66 (2018). https://doi.org:10.1186/s13223-018-0297-y 10 preeclampsia. J Cell Physiol 234, 5106-5116 (2019). https://doi.org:10.1002/jcp.27315 11 Treg/Th17 imbalance in pre-eclampsia. Cell Mol Immunol 15, 710-723 (2018). https://doi.org:10.1038/cmi.2017.70 12 labour. J Reprod Immunol 84, 75-85 (2010). https://doi.org:10.1016/j.jri.2009.09.005 13 vitamin D status in term and preterm labor. J Reprod Immunol 129, 15-22 (2018). https://doi.org:10.1016/j.jri.2018.07.004 14 Guo, Z., Xu, Y., Zheng, Q., Liu, Y. & Liu, X. Analysis of chromosomes and the T helper 17 and regulatory T cell balance in patients with recurrent spontaneous abortion. Exp Ther Med 19, 3159-3166 (2020). https://doi.org:10.3892/etm.2020.8537 Rito, D. C., Viehl, L. T., Buchanan, P. M., Haridas, S. & Koenig, J. M. Augmented Th17-type immune Zhang, Y. et al. The altered PD-1/PD-L1 pathway delivers the 'one-two punch' effects to promote the Ito, M. et al. A role for IL-17 in induction of an inflammation at the fetomaternal interface in preterm Zahran, A. M., Zharan, K. M. & Hetta, H. F. Significant correlation between regulatory T cells and Xu, L. et al. Inonotus obliquus polysaccharide protects against adverse pregnancy caused by Li, W., Geng, L., Liu, X., Gui, W. & Qi, H. Recombinant adiponectin alleviates abortion in mice by Eghbal-Fard, S. et al. The imbalance of Th17/Treg axis involved in the pathogenesis of 164 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ The challenge of medicating the pregnant mare Jutta Sielhorst1,2, Harald Sieme2 1ReproTraining, Verl, Germany, 2Unit for Reproductive Medicine -Clinic for Horses, University of Veterinary Medicine, Hanover Introduction Treatment options in equine pregnancies are still limited and mostly managed with empirical pharmacological agents with few controlled clinical studies. Since pharmacological tests on pregnant animals are difficult to justify for ethical and economic reasons, most pharmaceutical companies exclude the use of their medications in pregnant animals. The veterinarian faces the dilemma of a mare which suffers a life-threatening condition which will threaten the life of the fetus and a lack of information about drug metabolism and safety in pregnant mare. Administration of therapeutic drugs to pregnant mares must be considered carefully and caution is advised when fetal risks of administration drugs to pregnant mares is unknown. Which medication is safe for use in pregnant mares remains a challenge and after extensive research we end up with more questions than answers. According to a French study, drugs are prescribed to 90% of all pregnant women (Berard et al. 2019). In approximately 3% of all newborns, a so-called “major” malformation is observed. But only a small percentage (2–4%) of all congenital malformations can be attributed to a chemical or physical cause, with maternal pharmacotherapy being one of those causative factors (Rösch et al. 2003). It is not uncommon that uncertainties in the assessment of the fetal risks associated with the use of medication during pregnancy trigger irrational behaviour, potentially resulting in withholding treatment. The “Contergan scandal”, which occurred 60 years ago, is still in the mind of many people. Therefore, in case of a necessary treatment in a pregnant mare, detailed owner education is essential. Communication includes questions regarding the mare, the fetus as well as gestation, placenta and information provided in package inserts (Is the treatment urgently required? Does the mare suffer pain or fever? Is placental transfer desired? Gestational age? Drug dosage? Alternatives? Why is the drug not licensed for the use in pregnant mares – lack of studies, teratogen, uterotonic, accumulation in the fetus?). In human medicine the evaluation of safety of a medication is, for ethical reasons, primarily based on observational data. The data is collected in online databases (e.g. “Embryotox” by Pharmacovigilance Institute for Embryotoxicology in Berlin, the largest European reference center for medication safety in pregnancy). However, observations in other species such as primates, mice or rabbits give us only limited information as the placenta differs essentially between species. The horse has an epitheliochorial placenta which includes six layers between maternal and fetal blood which influences the potential for individual drugs to cross the placenta. Placental drug transport is facilitated by passive diffusion (< 500 g/mol), facilitated transport (no ATP), active transport (ATP) and endocytosis. Various physiological changes occur during pregnancy that affect the absorption, distribution, metabolism, and elimination of drugs. Although there is limited information about physiological changes in the pregnant mare, we can conclude from human medicine that several organ systems in women are strongly influenced by pregnancy, which in turn influences the pharmacology of drugs, e.g. reduced acid production in the stomach, reduced gastrointestinal motility and passage by progesterone, increase in cardiac output, increase in body water (20%) and plasma volume (50%) and an increase in maternal fat mass (MacPherson and Giguere 2018). What we know about therapeutics in equine pregnancy In recent years a growing body of work has been published by Macpherson’s group regarding drugs that are commonly used to treat mares with placentitis. The evidence-based treatment strategies come from mares with experimentally induced placentitis. The placentitis treatment strategy is aimed at controlling the infection, reducing the inflammation, and promoting myometrial quiescence. Common treatments include antibiotics, non-steroidal anti-inflammatory drugs, pentoxifylline and progestins. Studies in mares with experimentally induced placentitis showed that aggressive antibiotic therapy with trimethoprim sulfadiazine alone substantially increased the percentage of 166 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ In high-risk mares, increasing the dosage of altrenogest to 0.088 mg/kg q 24 h is thought to provide additional tocolytic activity. More recently Fedorka and co-workers reported that progesterone and altrenogest appear to alter the immune system of the non-pregnant mare both systemically and locally within the endometrium (Fedorka et al. 2019). Further studies will be required to analyze if these findings will influence the clinical decision to use altrenogest in a combined therapy treatment approach. The question of whether, when and how to discontinue progestin therapy remains a discussion amongst practitioners. Many practitioners recommend performing a gradual taper of the amount administered over the course of 10–14 days to allow the endogenous endocrine system to adapt; however, no studies have shown a direct adverse effect to sudden progestin drop (Kelleman, 2013; Perkins, 1999). Timing of a gradual taper may be performed after confirmation of acceptable endogenous progestin levels in stable pregnancies or at approximately 320 days of gestation due to possible side effects of chronic administration. Mares treated with altrenogest until foaling displayed prolonged stage II of parturition, and foals exhibited lower respiratory rates, higher blood pH, altered neutrophil to lymphocyte ratio and possible increased need for advanced supportive care (Neuhauser et al., 2008, 2009). Conclusion Veterinarians have a great responsibility when treating pregnant mares and are faced with the challenge of choosing the best possible medication in terms of effectiveness and safety. In the dilemma of a mare which suffers a life-threatening condition which will threaten the life of the fetus and a lack of information about drug metabolism and safety in pregnant mares, the treatment of the mare has priority, regardless of the owner’s preferences (e.g. economic reasons in recipient mares). The Animal Welfare Act postulates that no animal should suffer to any significant extent and without the health and survival of the mare, the foal cannot be born healthy. However, when treatment of the mare is required, careful considerations and databases on observational data should be taken into account. Sensitive and detailed owner communication is necessary as controlled clinical studies are limited and treating the pregnant mare remains challenging. Further reading Dissertation: Medikamenteneinsatz bei der Stute während der Gravidität. https://edoc.ub.uni- muenchen.de/14125/1/Dobler_Barbara.pdf Literature (selection) 1. Berard A, Abbas-Chorfa F, Kassai B, et al.: The French Pregnancy Cohort: Medication use during pregnancy in the French population. PloS One 2019; 14: e0219095 2. Rösch C, Steinbicker V: Aetiology of congenital malformations-analysis of malformation registry data compared with the Kalter & Warkany-study (Abstract). Reprod Toxicol 2003; 17: 503–4. 3. Bailey CS, Macpherson ML, Pozor MA, Troedsson MH, Benson S, Giguere S, Sanchez LC, Leblanc MM, Vickroy TW. Treatment efficacy of trimethoprim sulfamethoxazole, pentoxifylline and altrenogest in experimentally induced equine placentitis. Theriogenology. 2010 Aug;74(3):402-12. doi: 10.1016/j.theriogenology.2010.02.023. Epub 2010 Apr 22. PMID: 20416936. 4. Murchie TA, Macpherson ML, LeBlanc MM, Luznar S, Vickroy TW. Continuous monitoring of penicillin G and gentamicin in allantoic fluid of pregnant pony mares by in vivo microdialysis. Equine Vet J. 2006 Nov;38(6):520-5. doi: 10.2746/042516406x156136. PMID: 17124841. 5. Rebello SA, Macpherson ML, Murchie TA, LeBlanc MM and Vickroy TW. Placental transfer of trimethoprim sulfamethoxazole and pentoxifylline in pony mares. Animal Reproduction Science. 94,432-433. 6. Beachler TM, Papich MG, Andrews NC, Von Dollen KA, Ellis KE, Withowski K, Bailey CS. Clinical Outcome of Transcervical Infusion of a Combination of Procaine Penicillin and Gentamicin in Late-term Pregnant Mares. J Equine Vet Sci. 2021 Nov;106:103727. doi: 10.1016/j.jevs.2021.103727. Epub 2021 Aug 6. PMID: 34670701. 7. Macpherson ML, Giguère S, Pozor MA, Burden CA, Berghaus LJ, Berghaus RD, Varner JC, Hayna JT, Benson SM, Randell SA, Lyle SK, Kelleman AA, Hart KA, Mallicote MF, Horohov DW. Evidence for anti-inflammatory effects of firocoxib administered to mares with experimentally induced placentitis. Am J Reprod Immunol. 2021 Jul;86(1):e13396. doi: 10.1111/aji.13396. Epub 2021 Feb 10. PMID: 33569862. 8. Sielhorst J, Roggel-Buecker U, Neudeck KC, Kahler A, Rohn K, Luettgenau J, Bollwein H, Hollinshead F, Sieme H. Effect of Acetylsalicylic Acid on Uterine Blood Flow, Gestation Length, Foal Birth Weight and Placental Weight in Pregnant Thoroughbred Mares - A Clinical Pilot Study. J Equine Vet Sci. 2022 Nov;118:104107. doi: 10.1016/j.jevs.2022.104107. Epub 2022 Aug 21. PMID: 36002117. 168 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2

12th ICERM ___________________________________________________________________________________________________________ Perineal Surgery – Caslick’s and beyond? Claus P. Bartmann Clinic for Horses, Surgery; Justus-Liebig-University Giessen Anatomical, pathophysiological and clinical considerations The external genitalia of the mare, composed of the vulva, the clitoris and the vestibule are susceptible to a variety of injuries during breeding and foaling. On the other hand, a morphologically and functionally intact anatomical barrier system in the caudal aspect of the reproductive tract is a basic requirement for genital health (1,2). In genitally sound mares, a distinct reduction in the bacterial colonization along the caudo-cranial axis of the reproductive tract has been documented. Concerning bacterial growth, the difference between vestibule and vagina was significant. The vulvovaginal fold acts as a non-specific barrier against ascending bacterial contamination, whereas the cervix serves as a selective barrier against facultative pathogenic bacteria (3, 4). Poor conformation of the vulva and vestibulum may predispose mares to pneumovagina, bacterial contamination and ascending infection of the vagina and uterus. During clinical gynecological examination, the vulva should be examined for symmetry, angle, position and tone. Normally, approximately two thirds of the vulvar cleft should lie below the floor of the ischial arch. The vulvar labia should appear and feel full and well formed, and they should resist manual parting. The vulvar cleft should form an angle of approximately 80° to 90° to the horizontal. Vulva and vestibule should be evaluated as a functional complex and in case of disruption of this seal pneumovagina and fecal contamination may develop. Surgical techniques of vulvavestibular and perineal surgery The increased number of contaminant bacteria in the cranial section of the vagina during abnormal vulval conformation can be reduced significantly by a plastic surgery of the vulva and vestibulum. A significant reduction of the increased number of contaminant bacteria in the uterus during vulval incompetence and a decrease of subclinical and clinical endometritis was found after surgical correction (5, 6). All the procedures can be performed with the mare standing, sedated and restrained in a stock utilizing local infiltration or epidural anesthesia. The still most common procedure for correction of poor vulva confirmation is a simple vulvoplasty that has been described by Caslick. (6) Following removal of a thin portion of mucosa of the mucocutaneous junction in the dorsal aspect of the vulva, closure of the cut edges is achieved in a continuous pattern with absorbable or non- absorbable material (1,6). Pneumovagina may be prevented with simple vulvoplasty in mares with poor vulva conformation, but not in those mares where the vulvar and vestibular constrictor muscles have become ineffective following foaling trauma or in most multiparous mares. In those mares, a combined surgical technique with reconstruction of the perineal body and the dorsal aspect of the vestibule but also reduction of the vulvar cleft is useful. Modifications of the Caslick technique distinguish itself essentially by means of effecting the inclination of the upper vaginal wall as well as the simultaneous tightening of the vestibular sphincter. A technique first described by Götze (1944) creates an incision along the mucocutaneous junction of the labiae combined with an incision along the dorsal commissure of the vestibule approximately to the level of the vestibulovaginal sphincter. Triangular mucosal flaps are dissected and sutured with single sutures, achieving a crest like tissue formation towards the vestibule. The labial and perineal skin is closed with interrupted sutures (7). Although the technique has proven to be very effective in preventing pneumovagina and ascending infection, the procedure can be judged as laborious due to complicated intraoperative tissue preparation and complicated removal of suture material. 170 12. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2